Fluktuation – was tun, wenn die MFA kündigt?
Dipl. Betriebswirt Rolf LeicherDa sich qualifiziertes Personal nicht schnell rekrutieren lässt, wird es für Praxisinhaber immer wichtiger, die bestehenden Arbeitsverhältnisse zu halten.
Was MFA im Job zufrieden macht
Nicht immer geht es um das Gehalt, wenn die MFA kündigt. Alle Faktoren, die man mit dem Begriff „Arbeitszufriedenheit“ bezeichnet, müssen weitgehend stimmen: Erreichbarkeit der Praxis, Stimmung im Team, modern ausgestattete Praxis, Flexibilität der Arbeitszeiten, Entgegenkommen bei persönlichen Wünschen. Erstklassiges Praxisklima und ein eingespieltes Team gehören zu den Bindungsfaktoren. Sie können Gehaltswünsche teilweise kompensieren.
Achten Sie auf Anzeichen der „inneren Kündigung“
Von der ersten Überlegung bis zur Kündigung ist es ein langer Weg und dieser beginnt meist mit der „inneren Kündigung“. Wer genau hinsieht, erkennt das frühzeitig. Häufige Kritik am Arbeitsablauf, auffällige Krankmeldungen und intensiver „Flurfunk“ sind erste Warnzeichen. Darauf sollten Sie nicht nur wegen der möglicherweise drohenden Kündigung einzelner Mitarbeiter achten: Unzufriedenheit wirkt gruppendynamisch, strahlt auf das gesamte Team aus.
Selbstreflexion nach Kündigung ist Pflicht
Bei Eigenkündigung einer Mitarbeiterin sollte man als Praxisinhaber immer auch Selbstreflexion betreiben: Was ist die genaue Ursache der Kündigung? Hätte ich sie verhindern können? Was kann man präventiv tun? Andererseits sollte man nicht den Fehler machen, künftig auf alle Forderungen einer wechselwilligen MFA einzugehen. Jemanden mit „Gewalt und Überredung“ festhalten, funktioniert nämlich nur kurzfristig. Auch aus Rücksicht auf die anderen Mitarbeiter muss das Grenzen haben: Räumt man einer Person Sonderrechte ein, damit sie bleibt, spricht sich das herum und der Rest der Belegschaft ist über die Bevorzugung frustriert.
Personal genauso wichtig wie Patienten
Und bitte nicht vergessen: Aktive Praxisführung muss auch bei geringem Personalstand sein. Das Team ist immer nur so gut, wie es geführt wird. Besondere Aufmerksamkeit verdienen neu eingestellte Mitarbeiter:innen, für die eine Integration in den Praxisbetrieb nicht so leicht ist. Die Einstellung „Meine Leute sind mir genauso wichtig wie meine Patienten“ muss für das Personal erkennbar sein.
Wie der Arzt die Praxis führt | Meinung der MFA dazu |
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Entscheidungen werden im Team besprochen und alle sind beteiligt | „Mitsprache führt bei mir zur Bindung an die Praxis.“ |
Persönliche Wünsche werden möglichst berücksichtigt. | „Erhöht meine Zufriedenheit, verhindert Wechselbereitschaft.“ |
Wertschätzung der Mitarbeiterin ist für jede erkennbar. | „Macht mich stolz, gibt mir Sicherheit und motiviert mich.“ |
Gleichbehandlung aller, keine Bevorzugung einzelner. | „Da fühle ich mich gerecht behandelt.“ |
Keine Überforderung durch häufige Überstunden. | „Das bedeutet für mich weniger Stress und keine permanente Überforderung.“ |
Zufriedenes Personal ist genauso wichtig wie zufriedene Patienten | „Wertschätzung meiner Person ist für mich sehr wichtig, steht an erster Stelle.“ |
Bindung durch Retention
Unter dem Begriff „Retention“ (to retain: festhalten, bewahren) werden Bindungsfaktoren verstanden, mit denen das Unternehmen Arztpraxis die Fluktuation der Mitarbeiterinnen verringert, und zum Verbleib motiviert. Werden die Bindungsfaktoren verstärkt, sinken die Kündigungsgründe im gleichen Umfang. Die Fähigkeit, gutes Personal auch emotional zu binden, reduziert Fluktuation. Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen ist das Mindestziel, das Maxi-Ziel wäre die Begeisterung, durch die Retention entsteht.
Anreize, um Kündigungen zu vermeiden
Um Personal auch emotional zu binden, empfehlen sich gemeinsame Aktivitäten wie Sommerferien, Weihnachtsfeiern, aber auch die Gratulation zum Geburtstag. Wird die Wertschätzung des Teams und der einzelnen Mitarbeiter deutlich, wird die Arztpraxis zur Familie, der Arzt zum Coach. Lob und Anerkennung bei besonderen Leistungen sollte man als Bindungsfaktor ebenfalls nicht unterschätzen. Klingt banal, wird aber tatsächlich häufig vernachlässigt. Dabei ist erwiesen, dass ein ausgeprägtes Wir-Gefühl Kündigungen reduziert.
Bei Neueinstellungen ist die Fluktuation häufig unverhältnismäßig hoch. Ist das in Ihrer Praxis auch der Fall, dann sollten Sie die ersten Gespräche und Tage noch mal überdenken. Kann es sein, dass im Einstellungsgespräch zu viel versprochen wurde? Oder lag es daran, dass die Bewerberin zu hohe Erwartungen hatte? Sorgfältiges „On Boarding“ vermeidet ebenfalls schnelles „Off Boarding“.
Top-Bindungsfaktoren für die MFA
- Einflussnahme des Praxisteams auf den Alltag
- Work-Life-Balance: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Wahrnehmung und Wertschätzung der Mitarbeiterinnen
- Gemeinsamer Besuch von Freizeitangeboten
- Arbeitszufriedenheit durch Führung des Teams
- Moderne Arbeitsplätze – neueste Technik
- Erlebbares Wir-Gefühl und erstklassiges Klima im Team