Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Die wichtigsten Regeln, wenn der Partner im Team mitarbeitet

Angestellte Ehepartner nehmen in Arztpraxen eine schwierige Zwitterrolle ein: Auf der einen Seite ist es ihre Aufgabe, kollegial mit den anderen MFAs zusammenzuarbeiten, auf der anderen Seite werden sie von ebendiesen vielleicht gar nicht als Teil des Teams (unter Gleichen) akzeptiert. Erfahrungsgemäß sind MFAs angestellten Partnern gegenüber meist besonders kritisch: Sie können sich viel weniger Fehler bei der Arbeit leisten als normale Angestellte, bevor sie beim Team in Ungnade fallen.

Um Konflikten im Team möglichst gut entgegenzuwirken, braucht es vor allem eine sehr gute Vorbereitung, klare Absprachen und Transparenz. Dazu gehört beispielsweise, dass Arzt oder Ärztin und Partner vorab gemeinsam überlegen, welche Aufgaben er oder sie in Zukunft übernehmen soll.

Einarbeitung und Aufgaben gemeinsam planen

Welche Aufgaben sollen das konkret sein? Darf sich der Partner des Chefs oder der Chefin arbeitstechnisch die Rosinen rauspicken? Und ist er oder sie automatisch befugt, die Kollegen und Kolleginnen zu kontrollieren – auch wenn er oder sie fachlich vielleicht gar nicht die entsprechend notwendige Kompetenz mitbringt? Davon rate ich ab.

Für eine reibungslose Zusammenarbeit ist es entscheidend, dass alle MFAs in die Planung und Arbeitsprozesse miteinbezogen werden (Lesen Sie dazu auch: Wie Sie Ihre MFA erfolgreich in die digitale Zukunft der Praxis mitnehmen). Beispielsweise kann der Einarbeitungs- und Aufgabenplan für den Partner gemeinsam erstellt werden. So ergibt sich direkt Gelegenheit, im Team über Aufgaben und Kompetenzverteilung nachzudenken und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen. Beziehen Sie Ihre bestehenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein und fragen sie nach deren Meinung. Damit hat der Partner einen leichteren Einstieg und besseren Stand – er oder sie wird schneller vom Team akzeptiert. Zudem werden Reibereien im Alltag vermieden, wenn von Beginn an eindeutig festgelegt wird, wer für welche Aufgaben zuständig ist und in welchen Bereichen die Weisungsbefugnis besteht.

Auch wenn der Partner im Team ist: Hierarchien einhalten

Damit die Aufgabenverteilung wirklich funktioniert, ist es Voraussetzung, dass auch der Arzt oder die Ärztin konsequent bleibt. Ist es beispielsweise Aufgabe des Partners, die Urlaubsplanung zu koordinieren, darf der Arzt oder die Ärztin selbst keine Urlaubsanträge mehr bewilligen oder ablehnen. Wendet ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin sich mit dem Urlaubswunsch direkt an den Arzt oder die Ärztin, muss dieser oder diese auf die zuständige Person – in diesem Fall den Partner – verweisen. Andernfalls wird die Autorität untergraben und der Partner vom Team nicht ernst genommen.

Dasselbe gilt jedoch auch andersherum: Der reine Status des Partners darf nicht automatisch zur leitenden Funktion der anderen MFAs führen. Auch hier ist es als Praxisinhaber Ihre Aufgabe, im Zweifelsfall auf den tatsächlich weisungsbefugten Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin zu verweisen und keine Ausnahmen zu machen.

Persönlich, aber nicht privat

Und wie sollte der Partner sich verhalten, wenn er oder sie private Gespräche oder vielleicht sogar Probleme anderer MFAs mitbekommt? Grundsätzlich ist das erst einmal nicht weiter schlimm. Wie in vielen Fällen gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Eine gewisse Offenheit und persönliche Gespräche können ein gutes Maß an gegenseitigem Vertrauen erzeugen und unter Umständen das Betriebsklima verbessern. Einigen Studien zufolge kann sogar die Produktivität gesteigert werden. Zutiefst private Themen werden die anderen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen vermutlich sowieso nicht im Beisein des Partners vom Chef oder der Chefin besprechen.

Einige Praxen fördern den persönlichen Austausch unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sogar ganz gezielt, indem sie ihnen regelmäßig einen gemeinsamen Abend finanzieren. So geht das Team zum Beispiel nach der Arbeit gemeinsam (ohne Chef oder Chefin) bowlen und tauscht sich aus, wobei die Themen keinen Bezug zur Praxis haben müssen. Das stärkt die Teambindung und das Zugehörigkeitsgefühl und kann letztlich auch zum Praxiserfolg beitragen. Oft entstehen dabei kreative Lösungen, die in der Arbeitsroutine nicht entstanden wären.

Fazit: Mit Plan und Offenheit klappt es!

Den eigenen Partner in die Arztpraxis zu holen, erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. Doch mit einer guten Planung, klaren Absprachen und einem gesunden Maß an Offenheit steht einer reibungslosen Zusammenarbeit nichts im Weg. Wer sich genauer mit dem Thema auseinandersetzen will, findet auch viele Informationen beim Verband mitarbeitender ArztpartnerInnen unter www.arztpartnerinnen.de.

 

* Die Autorin: Elli Lessmann (MSc Betriebs- und Kommunikationspsychologie) ist freie betriebspsychologische Beraterin, Trainerin bei der MediKom Consulting GmbH und seit vielen Jahren beratend im Gesundheitswesen tätig. Ihr Schwerpunkt liegt in der passgenauen Beratung und Begleitung von Strukturen, Prozessen und Arbeitsabläufen. Darüber hinaus hat sie sich auf Seminare, Workshops und Vorträge zum Thema Kommunikation, gesunde Führung und Prävention psychischer Belastungen am Arbeitsplatz spezialisiert. Foto: privat