Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) gehört seit Jahren zu den beliebtesten Ausbildungsberufen. Kein Wunder, dass sich Praxis­inhaber meist nicht über die Bewerbermenge beschweren können. Doch die Quantität sagt leider nichts über die Qualität aus. Denn hier tun sich oft Abgründe auf.

Umfrage zum MFA-Mangel

Die aktuelle Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) „Ausbildung von MFA in Praxen und Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung“ bringt hier interessante Fakten ans Tageslicht. Befragt wurden Haus- und Facharztpraxen sowie MVZ. Die Erhebung erfolgte per Online-Fragebogen im Rahmen der jährlichen Zi-Praxis-Panel-Befragung und des Zi-MVZ-Panels. Diese fanden zwischen dem 10. Dezember 2021 und dem 31. März 2022 sowie dem 15. Januar und dem 31. Mai 2022 statt.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Ausbildungsbereitschaft der Praxen mit einer aktuellen Ausbildungsquote von rund 42 Prozent weiterhin hoch ist. So lag sie zum Beispiel schon 2008 mit 44 Prozent auf einem ähnlichen Niveau. Auch ist die Ausbildungsbereitschaft tendenziell höher, je größer die Praxis oder das MVZ ist. Allerdings finden die meisten Ausbildungen zur MFA trotzdem in kleinen Praxen statt, da sie zahlenmäßig am häufigsten in Deutschland vorkommen.

Zu wenig Ausbildungsplätze für MFA

Während die Praxen bei ausgebildeten MFA händeringend nach Personal suchen und oft gar keine Bewerbung erhalten, gestaltet sich die Situation bei der Suche nach MFA-Azubis anders. Rein quantitativ können Praxen und MVZ hier aus einem größeren Bewerbungspool schöpfen, denn die Nachfrage nach Ausbildungsstellen ist hoch: Fast die Hälfte aller Praxen und MVZ (49,8 %) erhielt vier und mehr Bewerbungen je Ausbildungsstelle. 16,8 Prozent bekamen immerhin bis zu zwei Bewerbungen, nur bei 4,2 Prozent der Einrichtungen ging im Schnitt weniger als eine Bewerbung ein.

Für das Ausbildungsjahr 2021/2022 offerierten 69,4 Prozent der Praxen und MVZ genau eine Ausbildungsstelle. 22,2 Prozent boten zwei und 8,4 Prozent mehr als zwei Ausbildungsstellen an. Insgesamt konnten rund 90 Prozent der Arztpraxen und MVZ ihre Ausbildungsstellen auch besetzen.

Bewerber entsprechen nicht den Anforderungen an MFA-Azubis

Doch so schön diese Zahlen klingen, verbirgt sich hinter ihnen trotzdem ein eklatantes Nachwuchsproblem. Denn die Qualität der Bewerberinnen und Bewerber entspricht häufig nicht den Anforderungen der Praxisinhaber. Bei 46  Prozent war nicht einmal die Hälfte der Bewerbungen geeignet und bei fast einem Drittel (rund 32 %) hatten die eingestellten Auszubildenden einen geringeren als den erwarteten Schulabschluss Mittlere Reife.

Besonders gravierend bewerteten die Kolleginnen und Kollegen die Defizite in den Bereichen Sozialkompetenz und Belastbarkeit. Diese sind neben privaten Gründen auch die Hauptursache, warum eine Ausbildung abgebrochen wurde. Persönliche Gründe der Auszubildenden kamen hier bei 71,1 Prozent vor. Soziale Gründe, genauer gesagt mangelnde Sozialkompetenz und mangelndes Einfügen ins Praxisteam, wurden von 55,2 Prozent bzw. 49,4 Prozent genannt. Insgesamt war ein Drittel der Praxen in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen.

Überarbeitung der Ausbildungsordnung notwendig

Ideen, wie man diese Qualitätsdefizite beheben könnte, konnten die befragten Praxisinhaber auch einbringen. Sie sehen eine Lösung vor allem in der Überarbeitung der Ausbildungsordnung. Mit neuen Ausbildungsinhalten könnten die Mängel bei der Sozialkompetenz und Belastbarkeit, der Allgemeinbildung, aber auch schulischer Grundlagen wie Rechtschreibung und Rechnen behoben werden.

Andererseits wäre, um die Wettbewerbsposition der Praxen im Ausbildungsmarkt zu verbessern, auch eine anspruchsvollere Ausrichtung der Ausbildungsordnung anzustreben. Eine zweigleisige, modulare Ausrichtung der MFA-Ausbildung wäre hier eine Möglichkeit. So könnten Grundlagenkenntnisse aus bestimmten, jeweils persönlich erforderlichen Bereichen gewählt und mit attraktiven Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die besten Azubis kombiniert werden.

Doch momentan bleibt die Situation der ausbildenden Ärztinnen und Ärzte herausfordernd. Und doch wollen die meisten Praxen (75,9 %), die bisher ausgebildet haben, dies auch weiterhin tun – zum einen aus Eigeninteresse, um ausreichend Personal zu haben, aber auch, weil sie dies als eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe ansehen.

Grafik Stellenbesetzung MFA

ARZT & WIRTSCHAFT hat Praxisinhaber gefragt:
Wie läuft die MFA-Ausbildung in Ihrer Praxis?

Hier ein paar ausgewählte Antworten unserer Leser:

„Bei der Letzten stellte ich fehlende Sozialkompetenz fest”

Wir bilden seit Jahren aus. Aktuell gibt es aber zu wenig Interessenten, sodass wir keine neue Auszubildende haben. Bei der Letzten musste ich leider fehlende Sozialkompetenz und Sprachkenntnisse feststellen, daher konnte sie die Ausbildung nicht fortführen. Wenn sie ihre Sprachkenntnisse verbessert hat, würde ich sie aber wieder anstellen.
Dr. med. Richard Sohn, Hausarzt aus Fürth

„Früher gab es viel mehr Bewerberinnen”

An einem Standort habe ich gerade auch eine Auszubildende. Ausbildungsabbrüche gab es bisher keine, zwei Auszubildende habe ich später fest eingestellt. Nur einmal gab es einen Flop und ich musste mich von einer Dame trennen. Inzwischen sind die Bewerbungen aber spärlich. Das war früher anders, da gab es viel mehr Bewerberinnen. Die MFA-Ausbildung ist heutzutage aber auch anspruchsvoller als früher.
Dr. med. Stefan Rühlmann, Hausarzt aus Heringen

„Ausbildung von MFA läuft in der Regel gut”

Mit der Ausbildung von MFA habe ich gute Erfahrungen gemacht. Nur einmal gab es eine, die schon in der Probezeit so viele Krankmeldungen abgab, dass ich mich von ihr trennen musste. Seit dem 1. August habe ich eine neue Azubine und mit ihr läuft es gut an. Bisher gab es auch keine Probleme, neue zu bekommen. Das geht über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Dr. med. Kathrin Mey, Hausärztin aus Suhl