Diese Krankheiten verursachen die höchsten Pro-Kopf-Kosten
Marzena SickingIm Jahr 2020 verursachten Krankheiten und Gesundheitsprobleme in Deutschland Kosten in Höhe von 431,8 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte der Krankheitskosten entfiel auf die Bevölkerung ab 65 Jahren. Nach Krankheiten betrachtet, zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Schwerpunkt.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sind die Krankheitskosten 2020 mit einer Gesamthöhe von 431,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 2015 um 28 % gestiegen. Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Kosten haben sich auf 5.190 € und damit um 25 % erhöht.
Welche Krankheiten verursachen die höchsten Krankheitskosten?
Krankheiten des Kreislaufsystems verursachten dabei mit 56,7 Milliarden Euro die höchsten Krankheitskosten, dicht gefolgt von psychischen und Verhaltensstörungen mit 56,4 Milliarden Euro. Somit machten beide Krankheitskapitel jeweils rund 13,1 % des gesamten Krankheitskostenvolumens aus.
Im Jahr 2002 lagen die Kosten für Krankheiten des Kreislaufsystems mit einem Gesamtkostenanteil von 15,4 % noch um 4,4 Prozentpunkte höher als die Kosten für psychische und Verhaltensstörungen.
Durchschnittliche Pro-Kopf-Kosten bei Krankheiten
Krankheiten des Kreislaufsystems waren bei Männern mit durchschnittlich 710 € pro Kopf mit höheren Kosten verbunden als bei Frauen (650 €), ein umgekehrtes Bild zeigte sich bei psychischen und Verhaltensstörungen. Hier lagen die Krankheitskosten pro Kopf bei Frauen bei durchschnittlich 820 €, bei Männern bei 540 €.
Krankheiten des Verdauungssystems verursachten mit 47,1 Milliarden Euro bzw. mit einem Anteil von 10,9 % die dritthöchsten Krankheitskosten. An vierter Stelle folgten Krebserkrankungen, mit 43,8 Milliarden Euro oder 10,1 % der Krankheitskosten. Damit war rund die Hälfte der Kosten auf vier Krankheitskapitel zurückzuführen.
Krankheitskosten steigen mit dem Lebensalter an
Eine weitere und wenig überraschende Erkenntnis aus der Erhebung: Mit fortschreitendem Alter nehmen die Krankheitskosten deutlich zu. Über die Hälfte entfiel auf die Bevölkerung ab 65 Jahren, mit steigender Tendenz. Auf die unter 15-Jährigen entfielen mit 2.440 € die geringsten Pro-Kopf-Kosten. 2015 war noch die Altersgruppe 15 bis 29 Jahre diejenige mit den geringsten Krankheitskosten pro Kopf. Die höchsten Pro-Kopf-Kosten entstanden bei den 85-Jährigen und Älteren mit 25.350 €, die damit fast fünfmal so hoch wie der Durchschnitt waren.
Höhere Krankheitskosten bei Frauen durch höhere Lebenserwartung
Bei Frauen lagen die Pro-Kopf-Krankheitskosten 2020 mit 5.690 € etwa um 1.000 € höher als bei Männern. 2002 lagen die Kosten pro Kopf bei Frauen noch 38 % höher. 2008 waren es 27 %, 2015 noch 22 % und 2020 noch 21 %.
Als Gründe für die höheren Kosten werden zum einen die typischen geschlechtsspezifischen Erkrankungen und die Kosten durch Schwangerschaft und Geburt genannt. Zum anderen schlägt sich hier die höhere Lebenserwartung beziehungsweise der größere Anteil an Älteren bei den Frauen nieder. Von den fast 2,5 Millionen hochbetagten Menschen, die 2020 über 85 Jahre alt waren, waren 66 % weiblich. Die Angleichung der Pro-Kopf-Kosten zwischen Männern und Frauen ist daher auch durch eine Annäherung der Lebenserwartung und somit einen gestiegenen Männeranteil an den 85-Jährigen und Älteren zu erklären (2002: 24 %, 2020: 34 %).
Warum COVID-19 nicht in der Statistik auftaucht
Krankheitskosten im Zusammenhang mit COVID-19 werden nicht explizit in der Krankheitskostenrechnung 2020 ausgewiesen, da sich die verwendeten Basisstatistiken vornehmlich auf Hauptdiagnosen beziehen. Gemäß der Kodierempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Juli 2020 ist COVID-19 eine Nebendiagnose.