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Finanzen

Herr Wagner, welches sind die ersten Überlegungen, die man beim Kauf eines ETFs anstellen sollte?

Burkhard Wagner: Der erste wichtige Schritt ist es, sich den Index, in den man investieren möchte, genau anzusehen. Bei Themen- oder Branchen-ETFs kann es sein, dass einzelne Titel 20 Prozent oder mehr am Portfolio ausmachen und damit sind die Risiken sehr einseitig verteilt. Und wer breit gestreut in den MSCI World investiert, muss sich im Klaren darüber sein, dass dieser zu rund zwei Drittel aus US-Aktien besteht.

Sollten Anleger auch auf die Kosten achten?

Wagner: Grundsätzlich sind ETFs günstiger als aktiv gemanagte Fonds, was ein wichtiges Argument für diese Produkte ist. Auch zwischen den ETFs selbst gibt es zwar Kostenunterschiede, aber die sind gering und können eher vernachlässigt werden. Viel wichtiger ist das Volumen des ETFs.

Warum?

Wagner: Hat ein ETF nur fünf oder zehn Millionen Euro, die er verwaltet, dann ist die Gefahr groß, dass dieser eines Tages geschlossen oder mit einem anderen Fonds verschmolzen wird. Außerdem kann es bei geringer Liquidität beim Verkauf zu einer hohen Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, dem sogenannten Spread, kommen. All das geht zulasten des Anlegers und kostet letztlich Geld. Ein Mindestvolumen von 50 Millionen Euro sollte ein ETF schon haben.

Spielt es eine Rolle, ob ein ETF physisch repliziert oder nur die Wertentwicklung abbildet?

Wagner: Wir empfehlen immer die physische Replikation, wobei in den vergangenen Jahren der Trend zum Replizieren deutlich zugenommen hat. Das hat auch seinen Grund: Mit einem Swap oder Tauschgeschäft, mit dem die Entwicklung des Index eingekauft wird, gibt es auch eine Gegenpartei und damit eine weitere Risikoquelle. Zudem können bei solchen ETFs ganz andere Aktien drin sein als die, die im Index enthalten sind.

Gibt es noch etwas zu beachten?

Wagner: Wichtig ist noch, dass Anleger zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Varianten wählen können. Wer laufende Erträge braucht, sollte einen ausschüttenden ETF nehmen. Wer diese nicht benötigt, sondern langfristig spart, der nimmt besser einen thesaurierenden ETF, weil man dann vom Zinseszinseffekt profitiert. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass am Ende unter Umständen ein hoher Betrag zu versteuern ist.