Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Versicherungen

Während es in Deutschland mehr und mehr Rentenempfänger/innen gibt und gleichzeitig die Rentenbezugsdauer immer länger wird, rücken immer weniger junge Menschen in die Rentenversicherung nach. Die Rentenfinanzierung durch das in Deutschland angewendete Umlageverfahren wird somit praktisch ausgehebelt. Um die Rentenvorsorge bundesweit zu verbessern und eine zusätzliche private Vorsorge aufzubauen, kommt es daher auf transparente Informationen zu Alternativen an.

Für den Zeitraum von 2001 bis 2010 belegt die ZEW-Studie, dass die Einzahlung in ein privates Rentenkonto seit der Einführung der Renteninformationsbriefe ab dem Jahr 2004 spürbar zugenommen hat: im bundesdeutschen Durchschnitt um 40 Euro pro Jahr beziehungsweise um 33 Prozent in der höheren Altersgruppe ab 55 Jahren sowie um 20 Euro pro Jahr beziehungsweise 16 Prozent in der Altersgruppe ab 27 Jahren. Die jährliche Renteninformation im Briefkasten zu finden, wirkte sich im Beobachtungszeitraum zwar negativ auf die Spendenbereitschaft aus, ließ aber gleichzeitig das Arbeitsangebot steigen: Mehr Menschen in der Altersgruppe ab 27 Jahren sahen sich auf einmal unter Zugzwang, etwas für ihr eigenes Rentenalter zu tun.

“Wirklichkeitsnahe Information über persönliche Rentensituation”

Anhand des Taxpayer-Panels des Statistischen Bundesamts, das auf der jährlichen Einkommensteuerstatistik basiert, haben die ZEW-Wissenschaftler die Rentenreform aus dem Jahr 2001 untersucht. Danach ging die Deutsche Rentenversicherung im Januar 2004 dazu über, ihre Renteninformationsbriefe an alle Versicherten im Alter ab 27 Jahren zu verschicken, die seit mindestens fünf Jahren in die öffentliche Rentenkasse einzahlen. Zuvor erhielten ausschließlich Rentenversicherte im Alter ab 55 Jahren die sogenannte Rentenbescheinigung mit detaillierten Informationen zu bisher erworbenen Rentenansprüchen und voraussichtlicher Altersrente.

“Unsere Ergebnisse verdeutlichen, wie außerordentlich wichtig die wirklichkeitsnahe Information über die persönliche Rentensituation ist”, erklärt Prof. Dr. Andreas Peichl, Leiter der ZEW-Forschungsgruppe “Internationale Verteilungsanalysen” und Mitautor der Studie. “Die Rentenreform des Jahres 2001 hat zwar keine Rentenerhöhung im Sinne von mehr Geld in der Tasche gebracht, wohl aber das bessere Wissen um die voraussichtlichen Rentenbezüge der Versicherten. Ein scheinbar unbedeutendes Detail wie die schriftliche Renteninformation hat also dafür gesorgt, dass die von der Politik gesteckten Ziele erreicht werden – nämlich den Anteil privater Altersvorsorge im deutschen Rentensystem zu erhöhen.”

Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie ist, dass rund zwei Drittel der Rentenzahler/innen dazu neigen, ihre voraussichtlichen Rentenansprüche zu hoch einzuschätzen. Eine Lektion hieraus könnte sein, künftige Reformen zur Tragfähigkeit des Rentensystems unkomplizierter zu gestalten und die Versicherten dadurch vor Fehleinschätzungen zu bewahren.