Praxiskosten: Das wird 2022 noch teurer
André GießeIn diesem Jahr müssen sich niedergelassene Ärzte wieder auf zusätzliche Ausgaben und schrumpfende Gewinne einstellen. Hier ein Überblick, welche Praxiskosten sicher steigen werden.
Verbrauchsmaterial: + 5-10 %
Der Preisindex für Verbrauchsmaterial in Arztpraxen zeigt vermutlich auch in 2022 nach oben. Damit rechnet Praxisdienst, ein führender Anbieter für Praxisbedarf und Arztbedarf in Europa, der seit einem Jahr die preislichen Veränderungen in seinem Onlineshop für Kunden transparent macht – und zwar in acht Kategorien. Demnach sind dieses Jahr durchaus Steigerungen von 5 bis 10 Prozent denkbar. Allein wegen der aktuell explodierenden Rohstoff-, Fracht- und Energiekosten.
MFA-Gehälter: +3 %
Arztpraxen, die tarifgebunden sind, müssen MFA seit Jahresbeginn 3 Prozent mehr zahlen. Das monatliche Einstiegsgehalt für Vollzeitbeschäftigte nach der Ausbildung liegt bei 2151 Euro. Zudem sind die Ausbildungsvergütungen in den drei Ausbildungsjahren auf 900, 965 beziehungsweise 1035 Euro gestiegen.
Mindestlohn: +8,85 %
Der gesetzliche Mindestlohn steigt 2022 in zwei Schritten: Seit dem 1. Januar liegt die Untergrenze bei 9,82 Euro pro Stunde und ab dem 1. Juli müssen dann wenigstens 10,45 Euro pro Stunde gezahlt werden. Der neue Mindestlohn gilt auch für Minijobs. SPD, Grüne und FDP wollen ihn noch dieses Jahr auf 12 Euro pro Stunde erhöhen. 2021 lag der gesetzliche Mindestlohn bei 9,60 Euro pro Stunde.
Informationstechnologie: +4,4 %
Das IT-Marktforschungsinstitut Gartner rechnet für 2022 damit, dass die Ausgaben von Unternehmen für Informationstechnologie in Deutschland voraussichtlich 146,3 Milliarden Euro erreichen. Das wäre ein Anstieg von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aufgrund der besonderen Anforderungen an die IT in Arztpraxen in puncto Sicherheit und digitale Kommunikation könnten die Ausgaben dort höher sein. Einige Arztpraxen haben Nachholbedarf und die Erstattungspauschalen der Kassenärztlichen Vereinigungen für die Telematikinfrastruktur decken nicht immer die aufgerufenen Preise der IT-Firmen.
Praxisinhaltsversicherung: +13-14 %
Viele Anbieter von Praxisinhaltsversicherungen passen die vertraglich vereinbarte Erhöhung der Beiträge und Leistungen um 13 bis 14 Prozent an. Das liegt daran, dass die Preise für Einrichtungsgegenstände, Waren und Rohstoffe überproportional gestiegen sind. Die Anpassung sorgt dafür, dass bei einem größeren Schaden auch der korrekte Wert ersetzt werden kann. Der Versicherte bekommt im Schadenfall also auch mehr für sein Geld.
Berufshaftpflichtversicherung: +10 %
Bei vielen Berufshaftpflichtversicherungen für Ärzte findet wegen gestiegener Kosten eine Beitragsanhebung um 10 Prozent statt – etwa bei der HDI und der Alten Leipziger. Die Berufshaftpflichtversicherung der Deutschen Ärzteversicherung berechnet Anpassungen individuell für jede Praxis. Für 2022 kann sie die Beiträge stabil halten.
Krankenversicherung: +4,1 %
In der privaten Krankenversicherung (PKV) werden die Beiträge 2022 im Schnitt bundesweit um 4,1 Prozent steigen, hat der PKV-Verband errechnet. Grund dafür seien gestiegene Ausgaben. Je nach Anbieter gibt es große Unterschiede. Deutlich höher kann die Anpassung für Angebote ausfallen, die sich speziell an Mediziner richten. Je nach Tarif drohen ihnen Aufschläge um bis zu 45 Prozent.
Strom und Gas: +7 % und +21 %
Die Kosten für Energie nehmen trotz sinkender EEG-Umlage weiter zu. Der steigende CO₂-Preis, höherer Netzgebühren und historisch hohe Großhandelspreise haben die meisten Versorger laut dem Online-Vergleichsportal Verivox dazu gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Gas werde demnach für Haushalte und gewerbliche Kleinabnehmer wie Arztpraxen im Schnitt um mehr als 21 Prozent teurer, bei Strom sei mit durchschnittlichen Aufschlägen von rund 7 Prozent zu rechnen.
Briefporto: +4,6 %
Um durchschnittlich 4,6 Prozent darf die Deutsche Post das Porto für alle regulierten Brief- und Sendungsarten anheben. Die Preise sind somit um 5 bis teilweise sogar 15 Cent gestiegen. Ein Standardbrief kostet zum Beispiel nun 85 statt zuvor 80 Cent und ein Standardeinschreiben 2,65 statt 2,50 Euro.