Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxisfinanzierung

Die wirtschaftliche Lage in den Praxen hat sich zwischen den Jahren 2010 und 2013 merklich verschlechtert. Das geht aus dem “ZI-Praxis-Panel – Jahresbericht 2014” (ZiPP) hervor. Beleuchtet werden Kosten, Einnahmen und Jahresüberschuss. Die Daten beruhen auf Angaben, die von den Steuerberatern der befragten Ärzte testiert wurden.

Betriebskosten steigen stärker als die Verbraucherpreise

Ergebnis: Während die Jahresüberschüsse in den Praxen inflationsbereinigt zurückgingen, stiegen die Betriebskosten stärker als die Verbraucherpreise (Inflationsrate). Auch die Personalkosten sind in diesem Zeitraum deutlich gestiegen. Im Durchschnitt lag der Jahresüberschuss (Gesamteinnahmen minus Gesamtbetriebskosten) im Jahr 2013 bei 145.400 Euro je Praxisinhaber. Hierbei erwirtschafteten 25 % der Niedergelassenen weniger als 83.200 Euro und 50 % weniger als 127.800 Euro. Ein Viertel der Praxisinhaber erreichte einen Jahresüberschuss von mehr als 184.800 Euro.

Unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind die Jahresüberschüsse zwischen den Jahren 2010 bis 2013 damit real um 1,2 % zurückgegangen. Besonders ausgeprägt war die reale Verschlechterung der Überschusssituation 2013
gegenüber dem Vorjahr (-1,1 %).

Ärzte arbeiten für Stundensatz von 32 Euro

Hinzu kommt: Jahresüberschuss ist nicht gleich Einkommen. Zieht man vom Jahresüberschuss die Beiträge
zur ärztlichen Altersvorsorge, zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommenssteuer ab, so verbleibt dem Niedergelassenen im Durchschnitt ein Nettoeinkommen von 71.758 Euro bzw. ein monatlich verfügbares Einkommen in Höhe von 5.980 Euro. Rechnet man das auf die Arbeitszeiten um, die Niedergelassene im Durchschnitt leisten, ergibt sich daraus ein Netto-Stundensatz von 32 Euro. Rechnet man den Jahresüberschuss auf die reine GKV-Tätigkeit runter, dann liegt dieser im Schnitt bei rund 117.100 Euro. Damit hat sich der GKV-Überschuss zwar besser entwickelt (+7,1 %), als ursprünglich prognostiziert, dennoch liegt der Betrag damit deutlich unter den Gehältern, die Ärzte als Angestellte in Krankenhäusern erzielen können. Die Zuwachsrate bei den Privateinnahmen lag nur bei 3,4 %.

Betriebskosten in Arztpraxen weiter gestiegen

Die Betriebskosten in den Arztpraxen sind zwischen den Jahren 2010 und 2013 um durchschnittlich 7,7 % gestiegen. Die Verbraucherpreise legten im gleichen Zeitraum nur um 5,7 % zu. Besonders stark stiegen die Personalkosten in den Arztpraxen: Hier wurde im Beobachtungszeitraum eine Zunahme von 16,8 % verzeichnet. Auch bei Aufwendungen für Material und Labor (+6,0 %) sowie Wartung und Instandhaltung der Geräte (+11,5 %) müssen Praxisinhaber deutlich tiefer in die Tasche greifen. Die Aufwendungen für Abschreibungen (-12,8 %), Leasing und Mieten für Geräte (-6,0 %) sowie Fremdkapitalzinsen (-27,9 %) entwickelten sich hingegen rückläufig.

Jahresüberschuss nach Fachgebieten

Nach Fachgebieten aufgeteilt, verlief die wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Fachgebieten durchaus unterschiedlich, sowohl bei Einnahmen und Aufwendungen, als auch beim Jahresüberschuss. Besonders stark sind die Aufwendungen je Praxisinhaber bei den Anästhesisten mit einem mittleren jährlichen Zuwachs von 4,3 % und der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (+4,5 %) gestiegen. Die größten Einnahmezuwächse wurden im Fachgebiet Neurologie (+5,8 %) erzielt. Der höchste Zuwachs im Jahresüberschuss je Inhaber wurde ebenfalls im Fachgebiet Neurologie (+9,1 %) erreicht. Bei der Orthopädie und Psychotherapie verringerten sich die Einnahmen bei gleichzeitig moderathöheren Aufwendungen, sodass sich die Jahresüberschüsse um durchschnittlich 1,7 % pro Jahr verringerten.

Einnahmen in Gemeinschaftspraxen

In Gemeinschaftspraxen lagen die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber im Jahr 2013 mit 169.200 Euro rund 28 % über denen der Einzelpraxen (132.200 Euro). Das schnellere Einnahmenwachstum (+7,6 %) von Gemeinschaftspraxen wurde jedoch durch ein im gleichen Zeitraum deutlich stärkeres Wachstum der Ausgaben (+11,9 %) kompensiert. Die Jahresüberschüsse stiegen in Einzelpraxen (+4,6 %) stärker als in Gemeinschaftspraxen (+3,3 %) an.

Operativ Tätige verdienen mehr

Wie viel Ärzte verdienen, hängt auch von der Leistungsstruktur der Praxen ab. So erzielten operativ tätige Praxisinhaber im Jahr 2013 beispielsweise in der Augenheilkunde bei (großer) operativer Tätigkeit einen Jahresüberschuss, der rund 101 % über dem der rein konservativ tätigen Ärzte lag. Dieses Bild ändert sich auch nicht, wenn man bei der Berechnung die häufig höhere zeitliche Arbeitsleistung bei operativ tätigen Ärzten berücksichtigt. Auch dann liegt beispielsweise in der Dermatologie der Jahresüberschuss pro Inhaberstunde mit operativer Tätigkeit  bei 74 Euro und damit doppelt so hoch wie bei rein konservativ tätigen Ärzten (37 Euro).