Praxisdarlehen: Vorsicht bei hohen Privat-Entnahmen
A&W RedaktionEine finanzielle Durststrecke kann es in jeder Arztpraxis geben. Praxisinhaber sollten sich aber nicht darauf verlassen, diese immer mit Krediten überbrücken zu können. Im Gegenteil: Bekommt die Bank Zweifel an der Tilgungsfähigkeit, zieht sie bei ihren Kreditnehmern die Daumenschrauben an. Für Ärzte mit laufenden Praxisdarlehen kann das reichlich lästig werden.
Die Zahlen, die seine Bank ihm präsentierte, waren eindeutig: Sebastian Marks*, Internist in Berlin, hat im vergangenen Jahr mehr ausgegeben als eingenommen. Und zwar deutlich. Die Folge: seine Kapitaldienstfähigkeit, also die Fähigkeit, Zins- und Tilgungsleistungen zu finanzieren, befindet sich an einem kritischen Punkt. Ohne „strukturelle Verbesserungen des Ausgabeverhaltens“, so die Botschaft des Beraters, sehe die Bank keine Chance, der beantragten Verlängerung des Praxiskredites zuzustimmen. Mehr noch: Sollte Marks seine Finanzen nicht konsolidieren, drohe ihm „vor dem Hintergrund der sich ändernden Kreditvergabepolitik“ die Kürzung des Überziehungskredites auf seinem Geschäftskonto. Eine klare Ansage.
Die neue, harte Linie stellt Marks vor große Probleme, da er zuletzt einen erheblichen Teil seiner Praxisausgaben per Kontokorrentkredit finanzierte. Somit erhöhte sich das Soll im Jahresverlauf von zunächst genehmigten 30.000 Euro auf fast 50.000 Euro, was die Bank – noch sachte murrend – zuließ. Marks war daher davon ausgegangen, seine vorübergehende Liquiditätsschwäche werde keine Auswirkungen auf das Verhalten des Kreditgebers haben – zumal die Bank an den Kontoüberziehungen ja kräftig mitverdiente. Ein fataler Irrtum.
Kreditgeber schauen bei Praxisdarlehen genau hin
Statt den Verbindlichkeiten ihres Kunden weiter zuzuschauen, legte die Bank dem verblüfften Internisten nun ein Formular zur „Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit“ vor. Darin wurden Ausgaben und Einnahmen der vergangenen zwei Jahre festgehalten. Zudem gab die Bank eine Prognose zur Kapitaldienstfähigkeit des Arztes ab. Die Zahlen ermittelte die Bank auf Basis der von Marks und dessen Steuerberater regelmäßig eingereichten Unterlagen und den Einkommensteuerbescheiden. Nicht klar zuzuordnende Auszahlungen galten als Privat-Entnahmen – ein weiteres Problem. Die nämlich wertete die Bank, anders als Marks, als „eindeutig überdurchschnittlich und unangemessen“.
Die Folge: Marks muss indessen, gemeinsam mit seinem Steuerberater, binnen vier Wochen Sparpotenziale bei seinen Privatausgaben ermitteln und realisieren. Im Gegenzug darf er dann auf ein Entgegenkommen seines Kreditgebers hoffen: Die Bank will prüfen, ob sie die ehrgeizigen Tilgungsraten der ebenfalls vorhandenen Praxisdarlehen kürzen kann. Das allein würde Marks einen jährlichen Liquiditätsgewinn von rund 5.000 Euro bringen. Ferner will die Bank bei entsprechender Umsetzung des vorzulegenden Konzeptes das in wenigen Monaten fällige Darlehen zu günstigeren Konditionen verlängern. Dafür aber muss Marks erst liefern.
Auf Augenhöhe mit der Bank
Die Eurokrise, erhöhte Eigenkapitalanforderungen an die Kreditbranche sowie das Misstrauen der Institute untereinander sorgen auch in der Niedrigzinsphase dafür, dass die Geldhäuser Neu- und Bestandskunden immer kritischer überprüfen. Das sollten auch Ärzte im Hinterkopf haben, wenn sie ein Darlehen aufnehmen oder bestehende Finanzierungen verlängern oder verändern wollen. Ferner gilt:
- Reagieren Sie prompt, wenn sich Liquiditätsprobleme andeuten.
- Suchen Sie, falls erforderlich, das Gespräch mit Ihrer Bank.
- Vermeiden Sie, wenn möglich, die Inanspruchnahme Ihres Dispokredits.
- Verschaffen Sie sich regelmäßig einen realistischen Überblick über Ihre Vermögenssituation, indem Sie Ihr Vermögen und Ihre Verbindlichkeiten, marktgerecht bewertet, gegenüberstellen.