Männer investieren mehr in die eigene Praxis
Marzena SickingDie eigene Praxis wird für Ärztinnen zunehmend attraktiver, das zeigt eine aktuelle Analyse der apoBank. Beim Gründungs- und Investitionsverhalten gibt es allerdings deutliche Unterschiede.
Der Anteil der weiblichen Existenzgründer unter den Ärzten steigt weiter – 2015 betrug er 54,2 Prozent. Das zeigt die jüngste Analyse der ärztlichen Praxisgründungen, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi)jährlich durchführt.
Mehr niedergelassene Ärzte
Noch sind Männer unter den ambulant tätigen Vertragsärzten mit 56,7 Prozent in der Mehrzahl. Doch die jährlichen Analysen der apoBank deuten auf eine Wende hin, denn der Anteil der sich neu niederlassenden Ärztinnen wird zunehmend größer. 2012 hatte er zum ersten Mal die 50-Prozent-Marke überschritten und ist inzwischen auf 54,2 Prozent angestiegen. Hält der Trend weiter an, gibt es bald mehr niedergelassene Ärztinnen als niedergelassene Ärzte.
„Das Interesse der Ärztinnen an der Selbstständigkeit nimmt offensichtlich stetig zu“, sagt Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. „Das hängt gewiss auch damit zusammen, dass die Möglichkeiten der Berufsausübung vielfältiger geworden sind und mehr Flexibilität und Gestaltungsspielraum mit sich bringen, beispielsweise für Praxiskonzepte, die Familienplanung beziehungsweise das Privatleben gut integrieren.“
Frauen und Männer gründen unterschiedlich
Ein Blick auf das Gründungsverhalten der Hausärzte nach Geschlechtern in 2015 zeigt, dass Ärztinnen grundsätzlich zurückhaltender investieren (im Schnitt 107.000 Euro), häufiger die Großstadt wählen (in 49,7 Prozent der Fälle) und sich öfter für eine Einzelpraxis entscheiden (in 65,4 Prozent der Fälle).
Durchschnittlich 130.000 Euro
Ihre männlichen Kollegen tätigen dagegen mit durchschnittlich 130.000 Euro höhere Investitionen – in der Regel in medizinisch-technische Geräte -, mit 43,8 Prozent bevorzugen sie zwar auch die Großstadt, aber seltener als Ärztinnen, und mit 47,8 Prozent lassen sie sich eher in kooperativen Strukturen nieder.
Kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es allerdings beim Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Niederlassung: Bei Ärztinnen lag es 2015 mit 42,3 Jahren nur geringfügig über dem der männlichen Kollegen mit 42,2 Jahren.
Die Datenbasis der Existenzgründungsanalyse für Ärzte 2015 bilden die von der apoBank durchgeführten Finanzierungen ärztlicher Existenzgründungen in den Jahren 2014/2015. Diese werden seit 1984 erfasst, anonymisiert und gemeinsam von der apoBank und dem Zi ausgewertet.