Arbeitgebermarke durch Lohnkostenmanagement stärken und Fachkräfte binden
A&W RedaktionImmer mehr Unternehmen melden, keine Auszubildenden zu finden und mehr und mehr Schwierigkeiten zu haben, ihre Fachkräfte dauerhaft an Bord zu halten. Das gilt auch für Arztpraxen und Co. Bestimmte Finanz- und Versicherungslösungen können die Arbeitgebermarke fördern.
Der Fachkräftemangelstellt sich mehr und mehr als die große Gefahr für die deutschen Unternehmen heraus. Beinahe die Hälfte der Firmen sieht sich durch den Fachkräftemangel laut einer aktuellen Umfrage in ihren Geschäften gebremst. Dieser Anteil hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Und im März hatte sich die Zahl der offenen Stellen, für die es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab, auf den Höchstwert von gut 558.000 gesteigert.
Die Medizinbranche bildet dabei keine Ausnahme. Somit benötigen auch Ärztinnen und Ärzte in ihren Rollen als Unternehmerinnen und Unternehmer eine starke Arbeitgeberstellung, um im Wettbewerb um die besten Kräfte bestehen zu können. Ein starkes Employer Branding, also die Darstellung eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber und die positive Abgrenzung von anderen Wettbewerbern im Arbeitsmarkt, ist das Stichwort.
Schlussendlich soll mehr vom Geld übrig bleiben
Ein gutes Employer Branding kann durch bestimmte Finanz- und Versicherungslösungen unterstützt werden. Dass das Gehalt dabei nicht das einzige Kriterium ist, ist schon lange bekannt. Hingegen sind Zusatzleistungen, auch finanzieller Natur, eine attraktive Lösung für viele gut Qualifizierte und eine hohe Motivation für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, sich einem Unternehmen zuzuwenden.
Eine Möglichkeit, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen Mehrwert zu bieten, ist das Lohnkostenmanagement als Optimierung der Gehaltsstrukturen (Lohnkostenoptimierung). Der Wunsch: Unterm Strich soll mehr vom Geld übrig bleiben – bei gleicher Leistung und bei gleichem Arbeitsaufkommen. Aufgrund steigender Sozialabgaben und Steuern geht ein höheres Gehalt jedoch nicht zwingend mit einem höheren Nettoertrag einher. Das Schöne: Dafür hat der Staat eine ganze Reihe an steuerfreien und pauschal besteuerten Vergünstigungen in das Einkommenssteuer- und Sozialversicherungsrecht (§ 42 Einkommensteuergesetz) aufgenommen.
Einsparungen aus Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen frei verteilen
Mit diesem System werden Lohnbausteine bezeichnet, die keiner oder nur geringer Steuer- und Sozialabgabenbelastung unterliegen. Unternehmen können bis zu 3000 Euro jährlich als Einsparungen aus Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen frei zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmern verteilen. Durch das Lohnkostenmanagement haben Unternehmen die Möglichkeit, das Einkommen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen und gleichzeitig die Personalkosten zu senken oder sogar überdurchschnittliche Gehaltssteigerungen durch besondere Lohnbausteine ohne eigene Mehrkosten zu ermöglichen.
So gelten beispielsweise Gutscheine wie Tank- und Shoppingkarten als Sachbezug, aber nicht als Arbeitslohn und sind bis zum Wert von 44 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei. Es dürfen Erholungsbeihilfen für den Mitarbeiterurlaub von 156 Euro pro Jahr und Mitarbeiter gezahlt werden. Zusätzlich sind Zahlungen in Höhe von 104 Euro für den Ehegatten und 52 Euro für jedes Kind möglich. Auch Essensgutscheine, Förderrenten und Gesundheits-Vorsorge-Checks können ohne zusätzliche Abgabenlast an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgegeben werden. Das sind praktische, relevante Gehaltskomponenten!
Unternehmen brauchen individuelle Strategie im Lohnkostenmanagement
Musterberechnungen zeigen, dass im Einkommensbereich von 2.000 Euro brutto Steigerungen für die Mitarbeiter von rund 115 Euro monatlich möglich werden – bei einem Arbeitgeberaufwand von rund 120 Euro. Dieselbe Summe würde auch bei einer normalen Gehaltssteigerung von 100 Euro brutto monatlich fällig, wovon beim Mitarbeiter aber nur 55 Euro tatsächlich ankommen.
Es ist wichtig, dass Unternehmen eine individuelle Strategie für die Lohnkostenmanagement-Strukturen ausarbeiten. Dazu gehört zum einen, für die Mitarbeiter passende Boni zu finden. Zum anderen muss das Lohnkostenmanagement rechtlich und steuerlich abgesichert in die unternehmerischen Strukturen integriert werden, um nachhaltig die erheblichen Vorteile dieser Optimierung zu eröffnen.
Der Autor: Martin Lütkehaus ist Vorstand des Expertennetzwerks für Finanzdienstleistungen compexx Finanz AG (www.compexx-finanz.de). Die compexx Finanz AG verfolgt seit der Gründung 2005 ein konsequentes Allfinanzkonzept und betreut Privatpersonen und Unternehmen bei allen Fragen rund um Vermögen, Versicherung und Vorsorge.