Verhaltene Zuversicht im deutschen Gesundheitswesen
A&W RedaktionDie Stimmung der Niedergelassenen bessert sich. Doch von Champagnerlaune sind die deutschen Ärzte nach wie vor weit entfernt. Das zeigt der aktuelle Medizinklimaindex.
Über Jahre hinweg sackte das Medizinklima in der ambulanten Versorgung in Deutschland immer weiter in den Keller. Die Corona-Krise, die dramatischen Steigerungen der Energie-Kosten und der schwierige Umfang mit der zunehmenden Zahl an Schutzsuchenden aus immer mehr verschiedenen Ländern und Kulturkreisen machten den niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen schwer zu schaffen.
Nun scheint das Tal der Tränen durchschritten zu sein. Das Bild zeichnet jedenfalls der aktuelle Medizinklimaindex. Die Umfrage der Stiftung Gesundheit ermittelt seit 15 Jahren – analog zum Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft des ifo Instituts – die wirtschaftliche Stimmung bei den ambulanten Leistungserbringern im Gesundheitswesen.
Bessere Stimmungswerte unter Ärzten – aber auf niedrigem Niveau
Im ersten Quartal 2023 ist das Medizinklima laut Bericht insgesamt um 10,8 Punkte gestiegen. Bei den nichtärztlichen Heilberufen lag das Plus bei 15,3 Punkten. Bei Ärzten ging es zumindest 7,2 Punkte nach oben.
Die Gründe für die positive Entwicklung dürften unter anderem darin liegen, dass nach den schweren Zeiten der Pandemie nun wieder normalere Arbeitsbedingungen in den Praxen herrschen und sich auch die Inflation wieder abzuschwächen scheint.
Doch auch wenn sich die Stimmung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich aufgehellt hat, liegen die Werte dennoch deutlich unter dem langjährigen Mittel.
Mehr als die Hälfte der Hausärzte blickt bang in die Zukunft
Nach wie vor bewerten fast 30 Prozent der Haus- und Fachärzte ihre wirtschaftliche Lage als schlecht – und auch der Blick in die Zukunft ist für die meisten kein Anlass zur Freude. In den kommenden sechs Monaten erwarten bei den Hausärzten stolze 58 Prozent eine ungünstige Entwicklung, bei den Fachärzten sind es immerhin 56 Prozent.
Der Pessimismus kommt nicht von ungefähr: Die Kosten der Pandemie sowie die zusätzlichen Aufwendungen für die Versorgung von Migranten haben bei den gesetzlichen Krankenkassen Milliardendefizite entstehen lassen, die es nun zu kompensieren gilt. Bereits jetzt zeigt sich, dass dies auch durch Eingriffe in der ambulanten Versorgung geschieht. Zu nennen sind zum Beispiel das Streichen der Neupatientenregelung sowie die fehlende Anpassung der Vergütung an die inflationsbedingten Preissteigerungen bei Sachkosten und Personal.
Welche Sorgen Ärzte derzeit haben
Sorgen bereiten den Ärzte laut Stiftung Gesundheit zudem die nach wie vor zunehmende administrative Belastung sowie die stockende Digitalisierung. Systematische Verbesserungen seien für viele Praxen nicht mehr erkennbar.
Damit bleibt festzuhalten: Die Stimmung bei den ambulanten Versorgern hellt sich zwar auf, bleibt aber allenfalls mittelmäßig. Bevor die grundlegenden Herausforderungen eines hoch regulierten und administrativ überkomplexen Systems bestehen bleiben, wird sich daran wohl auch wenig ändern.