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Finanzen

Was braucht man, um eine eigene Stiftung zu gründen?

Foto: V-Bank

Thaler: Zunächst eine gute Idee, was durch die eigenständige Stiftung erreicht werden soll. Außerdem wäre ein Grundstock von mindestens 500.000 Euro sinnvoll, um eine kosteneffiziente Verwaltung tragen zu können. Mithilfe eines Anwalts kann dann eine gute Satzung aufgestellt werden, die von der Stiftungsaufsicht genehmigt und aus der die Gemeinnützigkeit für das Finanzamt ersichtlich wird.

Wenn das Kapital nicht ausreicht, um eine eigene Stiftung zu gründen, was kann man dann tun?

Thaler: Hier kann es eine interessante Idee sein, sich eine bestehende Stiftung auszusuchen, die zu den eigenen Zielen passt, und eine Zustiftung zu machen, was Aufwand und Kosten erheblich reduziert. Eine andere Option wäre eine Treuhandstiftung, die auch unselbständige Stiftung genannt wird. So etwas ist in der Verwaltung deutlich kostengünstiger als eine eigenständige Stiftung und kann auch schon bei kleineren Beträgen Sinn machen. Zusätzlich kann es eine praktikable Idee sein festzulegen, dass das Stiftungskapital in einem gewissen Rahmen verbraucht werden soll. So kann in einem absehbaren Zeitraum mehr bewirkt werden und der Stifter kennt das dafür zuständige Personal in den Gremien in der Regel noch persönlich.

Welchen Fehler sollten Stifter bei der Gründung vermeiden?

Thaler: Wird der Stiftungszweck zu eng gefasst, kann das in der Zukunft zu Problemen führen. Ein typisches Beispiel ist eine Münchner Stiftung, die zur Unterstützung katholischer Waisenkinder gegründet wurde. Natürlich gibt es noch immer Waisen, aber die sind heutzutage nur noch ganz selten katholisch, damit lässt sich der eigentliche Stiftungszweck kaum mehr verwirklichen.

Warum ist eine ausreichende finanzielle Ausstattung wichtig?

Thaler: Viele Stiftungsgründer überschätzen die Möglichkeit, Spenden einzuwerben, um damit die gewünschten Ziele zu erreichen. Denn auch wenn die eigene Idee noch so gut ist, haben viele andere auch unterstützenswerte Ziele und oft bereits ein hochprofessionelles Marketing. Hier hervorzustechen, Aufmerksamkeit zu bekommen und einen hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen ist alles andere als einfach.

Wie wichtig ist dann eine gute Anlagestrategie für den Erfolg?

Thaler: Es gibt noch immer gar nicht so wenige Stiftungen, die ihr Kapital auf schlechtverzinsten Tagesgeldkonten liegen haben, da ähneln sie dem durchschnittlichen Privatanleger. Wenn die Stiftung aber statt in Spendenwerbung lieber in unabhängige Fachberatung zu einer langfristigen Anlagestrategie investiert, kann unter dem Strich oft deutlich mehr bewegt werden. Durch mit Weitsicht aufgestellte Richtlinien kann dann zum Beispiel festgelegen werden, in welchem Rahmen das Kapital investiert werden soll. Eine Möglichkeit, die Stifter am besten gleich von der Gründung an nutzen sollten.

Was unterscheidet Stiftungen von normalen Anlegern?

Thaler: Grundsätzlich ist der Anlagehorizont von Stiftungen meist deutlich länger und sie gehen nur sehr begrenzt Risiken ein. Wer eher für Jahrzehnte als Jahre investiert, für den sind kurzfristige Kursschwankungen im Tagesgeschäft nicht entscheidend, sondern die langfristigen Perspektiven. Zudem sind regelmäßige Erträge, die zur Erfüllung des Stiftungszwecks gebraucht werden, ein wichtiges Anlagekriterium. Unternehmen, die hier über viele Jahre ausreichende Gewinne generieren, um ausschütten zu können und trotzdem weiter in ihre Entwicklung investieren, sind in der Regel auch an der Börse gefragt. Stiftungen setzen so weniger auf gehypte Werte wie so mancher Privatanleger, sondern eher auf solide Substanztitel.

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Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen: Zahlen. Daten. Fakten 2021