Verdienst-Check: Fachrichtung entscheidet über Arzt-Einkommen
Was Ärzte in der eigenen Praxis wirklich verdienenMarzena SickingLaut Einkommens-Statistik gehören Praxisärzte zu den Top-Verdienern, doch Fachrichtung und Standort beeinflussen das Gehalt stark. Während Fachärzte für Radiologie Reinerträge von über einer Million Euro erzielen, bleibt niedergelassenen Allgemeinärzten oft deutlich weniger. Hohe Kosten mindern die Gewinne und machen den Weg zum Nettoverdienst komplex.
Ärzte und Ärztinnen verdienen, so scheint es zumindest auf den ersten Blick, hervorragend. Laut Einkommens-Statistik gehören niedergelassene und angestellte Ärzte und Ärztinnen sogar zu den Top-Verdienern in Deutschland. Allerdings entwickeln sich insbesondere die Einnahmen der Praxen nicht nur positiv: die steigenden Kosten fressen zunehmend die Gewinne auf.
Durchschnittliche Einnahmen und Reinerträge pro Arztpraxis
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts* liegen die durchschnittlichen Einnahmen je Arztpraxis bei 602.000 Euro. Wobei es deutliche Unterschiedene zwischen Arztpraxen im alten Bundesgebiet (633.000 Euro) und den neuen Bundesländern (463.000 Euro) gibt. Diesen Einnahmen stehen Kosten in einer durchschnittlichen Höhe von 306.000 Euro je Arztpraxis gegenüber. Damit liegt der durchschnittliche Reinertrag pro Praxis bei rund 296.000 Euro.
Warum ist der Reinertrag nicht gleich Gewinn?
Der Reinertrag sollte nicht mit dem Gewinn verwechselt werden. Es handelt sich lediglich um die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Der Praxisinhaber muss vom Reinertrag noch weitere Aufwendungen bezahlen, darunter alle Versicherungen, Sozialabgaben, Kredite und Beiträge der Versorgungseinrichtungen. Was übrig bleibt, muss zudem noch versteuert werden. (Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel„Reinerlös ist nicht gleich Gewinn: Soviel bleibt Ärzten netto“.). Bei den statistisch erhobenen Zahlen zum Einkommen einer Praxis handelt es sich also in der Regel um Brutto-Angaben.
Was verdient ein Allgemeinarzt mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Allgemeinmedizin haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 466.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 215.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 252.000 Euro.
Was verdient ein Internist mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Innere Medizin haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 721.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 400.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 321.000 Euro.
Was verdient ein Gynäkologe mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Frauenheilkunde und Geburtshilfe haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 482.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 231.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 251.000 Euro.
Was verdient ein Pädiater mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Kinder- und Jugendmedizin haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 474.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 235.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 239.000 Euro.
Was verdient ein Augenarzt mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Augenheilkunde haben im Jahr 2015 (letzte Erhebung) einen durchschnittlichen Umsatz von 728.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 358.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 370.000 Euro. Schätzungen für das Jahr 2019 gehen von einem Reinertrag von 538.000 Euro für diesen Zeitraum aus.
Was verdient ein HNO-Arzt mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Hals-Nasen-Ohrenheilkunde haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 477.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 234.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 243.000 Euro.
Was verdient ein Orthopäde mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Frauenheilkunde und Geburtshilfe haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 741.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 400.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 341.000 Euro.
Was verdient ein Chirurg mit eigener Praxis?
Praxen der Fachgebiete Chirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Neurochirurgie haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 756.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 431.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 325.000 Euro.
Was verdient ein Hautarzt mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Haut- und Geschlechtskrankheiten haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 709.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 367.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 342.000 Euro.
Was verdient ein Radiologe mit eigener Praxis?
Praxen der Fachgebiete Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 3.003.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 1.875.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 1.128.000 Euro.
Was verdient ein Psychiater mit eigener Praxis?
Praxen der Fachgebiete Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 403.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 144.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 238.000 Euro.
Was verdient ein Urologe mit eigener Praxis?
Praxen des Fachgebiets Urologie haben im Jahr 2019 einen durchschnittlichen Umsatz von 613.000 Euro erwirtschaftet. Dem standen Kosten von etwa 279.000 Euro gegenüber. Der durchschnittliche Reinerlös betrug demnach 334.000 Euro.
Wie viel bleibt Ärzten netto von den Praxis-Einnahmen?
Wie viel ein Arzt mit eigener Praxis wirklich verdient, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich nicht pauschal beziffern lassen. Ein niedergelassener Arzt muss vom Reinertrag beispielsweise noch die Einkommenssteuer, alle Versicherungen für sich und seine Angehörigen zu 100 Prozent bezahlen (Renten-, Kranken – und Pflegeversicherung) sowie die Beiträge zu Versorgungseinrichtungen. Werden auf der Ausgabenseite sämtliche steuerlich relevanten Kosten in der Praxis und Ausgaben des Arztes für Altersvorsorge, Kranken- und Pflegeversicherung berücksichtigt, bleiben dem Arzt mit eigener Praxis netto im Durchschnitt gerade mal 23,5 bis 24,5 Prozent des Gesamthonorarumsatzes übrig.
Welche Unterschiede bestehen im Verdienst angestellter Ärzte?
Laut aktuellem Tarifvertrag für Klinikärzte verdient eine Ärztin oder ein Arzt mit einjähriger Berufserfahrung rund 4.940 Euro brutto im Monat. Ein Facharzt mit vier Jahren Berufserfahrung bringt es auf etwa 7.065 Euro brutto pro Monat. Wer noch länger dabei ist, kann sein Facharztgehalt auf bis zu 8.165 Euro steigern. Oberärzte verdienen zwischen 8165 und 9331 Euro. Chefärzte, die nach Tarif bezahlt werden, können ein Monatsbrutto von bis zu 10.837 Euro erzielen. Angestellte Ärzte in hausärztlichen Praxen verdienen laut einer apoBank-Umfrage durchschnittlich 75.900 Euro brutto im Jahr.
Wo werden die höchsten Arzt-Gehälter gezahlt?
Die höchsten Gehälter pro Monat bzw. Jahr für Ärzte werden nicht in Krankenhäusern oder in Arztpraxen, sondern in der Chemieindustrie und der Pharmaindustrie gezahlt. Sie sind frei verhandelbar und liegen in der Regel deutlich über dem Tarifgehalt. Ein Arzt, der hier einen Job ergattert, verdient überdurchschnittlich viel Geld und wird zum Spitzenreiter unter den Top-Verdienern.
Welche Fachrichtungen erzielen die höchsten Reinerlöse?
Allgemeinmedizin: Umsatz von 466.000 Euro, Kosten von etwa 215.000 Euro, Reinerlös von 252.000 Euro
Innere Medizin: Umsatz von 721.000 Euro, Kosten von etwa 400.000 Euro, Reinerlös von 321.000 Euro.
Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Umsatz von 482.000 Euro, Kosten von etwa 231.000 Euro, Reinerlös von 251.000 Euro.
Kinder- und Jugendmedizin: Umsatz von 474.000 Euro, Kosten von etwa 235.000 Euro, Reinerlös von 239.000 Euro.
Augenheilkunde: Umsatz von 728.000 Euro (2015), Kosten von etwa 358.000 Euro, Reinerlös von 370.000 Euro (geschätzte Zahlen für 2019).
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: Umsatz von 477.000 Euro, Kosten von etwa 234.000 Euro, Reinerlös von 243.000 Euro.
Orthopädie: Umsatz von 741.000 Euro, Kosten von etwa 400.000 Euro, Reinerlös von 341.000 Euro.
Chirurgie, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Neurochirurgie: Umsatz von 756.000 Euro, Kosten von etwa 431.000 Euro, Reinerlös von 325.000 Euro.
Haut- und Geschlechtskrankheiten: Umsatz von 709.000 Euro, Kosten von etwa 367.000 Euro, Reinerlös von 342.000 Euro.
Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie: Umsatz von 3.003.000 Euro, Kosten von etwa 1.875.000 Euro, Reinerlös von 1.128.000 Euro.
Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie: Umsatz von 403.000 Euro, Kosten von etwa 144.000 Euro, Reinerlös von 238.000 Euro.
Urologie: Umsatz von 613.000 Euro, Kosten von etwa 279.000 Euro, Reinerlös von 334.000 Euro.
Quellen: Bundesamt für Statistik (letzte Ergebung 2019), Zi, Gehaltsreport Stepstone