Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Je größer die Praxis und desto mehr Kunden, desto eher lohnt sich eine zweite Bank. Die Faustregel rät ab hunderttausend Euro Jahresumsatz zu mindestens zweien. Die Strategie dieser „Second Source“ gilt auch für Geld. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: „Schwierige Zeiten der Hausbank fallen bei mehreren Kredit-Partnern weniger ins Gewicht. Anästhesisten & Co. werden unabhängiger“, weiß Carsten Daum, Diplom-Betriebswirt und Finanzberater bei Confina. Gerade wenn ein schneller Wechsel der Bank anstehe, berge ein zweiter Geldgeber weniger Risiko.

Das könne der Fall sein, wenn das Finanzinstitut die Strategie ändert und Andere bessere Angebote haben. Besonders aber, wenn die Hausbank schwere Zeiten durchlebt und die eigene wirtschaftliche Lage gleichzeitig schlecht ist, gestaltet sich der Wechsel einfacher. Ebenso steigen die Chancen bei mehreren Bankpartnern für beispielsweise eine Expansion, hohe Investitionssummen gewährt zu bekommen. Das Risiko für einen Kredit mit mehr als einer Million Euro ist oft für eine Hausbank zu hoch. Ein Bankenkonsortium, also der Zusammenschluss mehrerer Banken zwecks großen Kapitaleinsatzes, macht hingegen eine solche Schuld möglich.

Partner auswählen

Bevor die Suche nach der passenden Bank startet, sollte der Praxen-Inhaber überlegen, was genau benötigt wird. Sind beispielsweise viele Kunden bei einer bestimmten Hausbank, ist es für den Zahlungsverkehr angenehmer, den gleichen Anbieter zu wählen. Und obwohl Banken zurzeit sehr bereitwillig Kredite gewähren, sind sie nicht immer die erste Wahl. Oft finden sich bessere Partner, die auf ihre Gebiete spezialisiert sind. Beispielsweise bei Leasinggeräten oder Maschinen: Banken finanzieren lieber – daher besser bei der Leasinggesellschaft direkt anfragen.

Ähnlich ist es mit einem Förderkredit. Den bieten Banken und Sparkassen nur ungern an. Hier sollten Mediziner auf die landesweiten Förderbanken setzen. In Baden-Württemberg etwa die L-Bank, die Darlehen teilweise günstiger vergibt. Um einen Förderkredit zu bekommen gilt generell: Das Investitionsvorhaben muss mit dem Förderzweck übereinstimmen. Der ist meist Existenzgründung oder -festigung. Kai Sonntag, Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg dazu: „Die KV gibt Tipps zu Investitionen und klärt auf, was dabei zu berücksichtigen ist. Sie hilft auch, eine Rentabilitätsvorschau zu erstellen.“

Für die eigentliche Suche liefert das Internet einen ersten Überblick. Direktbanken sind meist Tochterunternehmen bekannter Kreditgeber ohne eigenes Filialnetz und somit auf den Internetauftritt spezialisiert. Achtung bei Vergleichsportalen, die tolle Konditionen für große Kredite suggerieren. Denn nicht nur die Zinsen entscheiden. Sondertilgungen, Laufzeit und Absicherung sind mindestens genauso wichtig.

Verhandlung mit der Bank

Hat die Suche passende Finanzierer ergeben, gilt es diese im Gespräch kennenzulernen und zu überzeugen. Ein gut vorbereiteter Arzt legt aktuelle Wirtschaftszahlen aus 2015, besser 2016 vor sowie die betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) mit den laufenden Daten der Finanzbuchhaltung. Um zu überzeugen, sollten die Heiler in weiß eine schlüssige Kapitalbedarfsberechnung erstellt haben. Dazu zählen Anschaffungskosten und weitere Punkte wie Einarbeitung und Inbetriebnahme. Die Ärzte müssen den Banker von Praxis und Idee überzeugen. Hilfreich ist dabei, alle Gedanken zu dem Vorhaben zu dokumentieren. Dazu gehöre auch, etwas über die Historie des Betriebs zu erzählen, interpretieren, Veränderungen im Geschäftsbereich zu verdeutlichen und die mittel- bis längerfristige Strategie darzulegen. Alles in Bezug zum aktuellen Markt. Neben der Überzeugungsarbeit ist es für Arztpraxen wichtig, sinnvolle Sicherheiten anzusprechen und knallhart auszuhandeln.

Aber ebenso zu erkennen, wie der gewünschte Partner tickt und ob das Zwischenmenschliche stimmt. „Die Erfahrung zeigt: Läuft ein Finanzvorhaben aus dem Ruder, ist ein guter Draht zum Banker Gold wert“, so Confina-Finanzexperte Daum.