Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Schritt eins: Entwickeln Sie eine Anlagestrategie!

Vor der Frage, welcher ETF gekauft werden soll, steht die Entwicklung einer passenden und soliden Anlagestrategie. Das ist zweifellos der schwierigste Teil. Hier kommen Fragen auf den Tisch wie: Welcher Anteil Ihres Vermögens soll in Aktien, Anleihen, Edelmetalle fließen bzw. auf dem Konto bleiben? Wie sollen sich diese Anlageklassen auf die Weltregionen verteilen? Nutzen Sie ausschließlich ein Buy-and-Hold-Portfolio oder arbeiten Sie (teilweise) mit Methoden der Risikobegrenzung wie der Trendfolge? Haben Sie ein Kernportfolio, das Sie temporär mit sogenannten Satelliten-Investments ergänzen? Wie wichtig ist Ihnen das Thema Nachhaltigkeit? Wer sich hier überfordert fühlt, kann einen unabhängigen Vermögensprofi zu Rate ziehen.

Schritt zwei: Wählen Sie die Indizes aus!

Vor dem Kauf der verschiedenen ETF steht zudem die Frage, welche Indizes diese abbilden sollen. Hier sollten sich Anleger nicht vom Marketing der Branche und deren Empfehlungen blenden lassen, sondern sich konsequent an ihre Anlagestrategie halten. Dazu zwei Beispiele:
Beispiel 1: Wenn 50 Prozent der Aktienquote weltweit investiert werden sollen, stellt sich die Frage: Kaufen Sie einen ETF auf den MSCI World Index (Industrieländer), den MSCI All Country World Index (ACWI, Industrieländer plus 10 % Schwellenländer) oder kombinieren Sie MSCI World mit MSCI Emerging Markets, weil Ihnen die Quote der Schwellenländer zu niedrig ist?

Beispiel 2: Wenn Ihnen das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt, müssen Sie entscheiden: Kaufen Sie ETF mit „ESG Screened“-Label oder lieber „Socially Responsible Investments“? Für eine kompetente Entscheidung müssen Sie die Unterschiede kennen. Alles Nötige hierzu finden Sie in unserer Broschüre zur erfolgreichen nachhaltigen Geldanlage.

Schritt 3: Recherchieren Sie geeignete ETF!

Nach diesem Schritt steht die Auswahl der passenden ETF an. Ein vernünftiges Tool ist das Portal www.justetf.com. Hier können Anleger aus derzeit rund 700 Indizes wählen. Schon diese Zahl legt nahe, dass das Portal ETF auf viele sehr spezialisierte Indizes auflistet, von denen wohl selbst Finanzprofis kaum etwas gehört haben. Ein weiteres Portal ist www.extraetf.com, das außerdem zahlreiche ETC (besicherte Zertifikate auf Rohstoffe) aufführt. Falls Sie sich bei der Recherche im Dickicht der Indizes verheddern, müssen Sie zu Schritt 1 oder 2 zurück und auftauchende Fragen klären.

Schritt 4: Achten Sie auf Volumen und Replikation!

Bei der Auswahl der ETF sollten Sie neben persönlichen Präferenzen – etwa „ausschüttender versus thesaurierender ETF“ oder „Währungsabsicherung ja oder nein“ – zwei Dinge beachten:

Volumen: Investieren Sie nur in ETF, bei denen Anleger mindestens 50 oder 100 Millionen Euro investiert haben. So können Sie recht sicher sein, dass es den Fonds noch in einigen Jahren gibt.

Replikation: Zumindest bei mittel- und langfristigen Investments sollten Sie auf ETF setzen, die die Wertpapiere tatsächlich im Portfolio halten. Die Fachbegriffe lauten physische Replikation bzw. Sampling, wenn die Fonds die wichtigsten Titel des Index kaufen. ETF auf Swap-Basis sollten Sie für diese Zwecke meiden, da Sie sich damit ein unnötiges Kontrahenten-Risiko aufladen. Bei exotischen Indizes sind Swap-ETF oft die einzige Möglichkeit, um zu investieren.

Schritt 5: Halten Sie sich an Ihren Plan, aber überprüfen Sie ihn auch!

Der beste Plan ist nur so gut wie die Disziplin des Anlegers. Deshalb sollten Sie sich an Ihre hoffentlich gut begründeten Entscheidungen halten und Sie nicht wegen jeder kleineren oder größeren Marktbewegung in Frage stellen. Gleichwohl sollten Sie ihre Anlagestrategie periodisch (nicht öfter als jährlich) daraufhin überprüfen, ob sie Sie Ihren Zielen tatsächlich näherbringt und gegebenenfalls nachjustieren. Auch wenn sich Ihre Lebensumstände spürbar ändern –wenn die Kinder ihr eigenes Geld verdienen oder Sie eine Erbschaft bekommen –, kann es sinnvoll sein, die Anlagestrategie anzupassen.

Autor: Jürgen Lutz