Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Geldanlagen

Stichwort Digital Health und Geldanlage: Da ist ja unglaublich viel Bewegung drin, neue interessante und lukrative Marktsegmente entstehen. Und damit auch Firmen, die eine glorreiche Zukunft haben, wenn sie sich richtig positionieren und gut geführt werden.  Ist diese Entwicklung für Ärzte auch aus Anlegersicht interessant? Wie sind da Ihre Erfahrungen?

Digital Health ist definitiv auch ein Thema für die Geldanlage. Der weltweite Gesundheitsmarkt wächst langfristig stärker als die Gesamtwirtschaft. „Digital Health“, bei dem auch Technologie-Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, hat dabei das größte Potenzial.

Welches Vorgehen empfehlen Sie Ihren Kunden, die in diesen Markt als Anleger einsteigen möchten? Wie sollte man da konkret vorgehen?

Konkrete Empfehlungen hängen immer vom Einzelfall ab. Aber bei Digital Health gelten zunächst einmal die Basisregeln der Geldanlage: 1. Sein Geld auf mehrere Unternehmen streuen, nicht nur auf eines. 2. Jedes einzelne Unternehmen kritisch prüfen oder prüfen lassen. Beides erfordert Zeit und Wissen. Zum konkreten Einstieg ist am einfachsten ein Aktienfonds, der in diesen Markt investiert.

Es gibt viele etablierte Anbieter, die sich in diesem Bereich bewegen, wie beispielsweise den IT-Riesen IBM. Aber auch viele Start-Ups sind hier mit interessanten Ideen unterwegs. Doch nicht alle werden sich erfolgreich etablieren können. Wie kann man hier die „Perlen“ des Marktes identifizieren?

Startups setzen im digitalen Gesundheitsmarkt wichtige Impulse. Aber als Geldanlage sind börsennotierte Unternehmen transparenter und zudem flexibler handelbar. Anleger sollten dabei vor allem auf fünf Dinge achten: Tragfähige Geschäftsmodelle, attraktives Produkt und gute Wettbewerbspositionen, attraktive Kursbewertungen und leichte Handelbarkeit. Aus meiner Sicht ist insbesondere beim Produkt unabdingbar, dass ein Mindestgrad an Alleinstellung gegeben ist. Produkte ohne speziellen Patentschutz oder wissenschaftlich erwiesenen Mehrwert sind meiner Meinung nach uninteressant.

Digital Health ist die Zukunft, es herrscht eine Aufbruchstimmung wie in den 90ern in der IT. Entsprechend unsicher fühlen sich viele Anleger aber auch. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in diesen Markt einzusteigen?

Wenn man in Unternehmen mit guten Fundamenten investiert, ist das Timing langfristig zweitrangig. 90% des Erfolgs bestimmen andere Faktoren: die langfristige Anlagestrategie und das Risikomanagement. Noch geringer ist der Timing-Einfluss bei einem Investment-Sparplan, bei dem man Monat für Monat jeweils einen festen Betrag anlegt.

Wie lange muss man die Anteile solcher Unternehmen denn halten, damit sich die Investition lohnt?

Das hängt vom einzelnen Unternehmen ab und lässt sich nicht generell sagen. Eine Investition in ein Thema wie zum Beispiel die digitale Gesundheit sollte generell einen Zyklus von mindestens 18 Monaten überdauern. Alles andere ist Spekulation.

Welche Möglichkeiten haben Ärzte, die nicht in einzelne Aktien investieren und sich auch nicht selbst um die Anlage kümmern wollen?

Am einfachsten ist die Geldanlage mit einem Aktienfonds. Damit ist man automatisch an einer Reihe sehr guter Unternehmen beteiligt und überträgt die Fachfragen auf einen spezialisierten Fondsmanager. In unserem Digital-Health-Aktienfonds setzen wir zum Beispiel auf eine Mischung aus mittelständischen Visionären und den Superstars der Digital Health-Branche.

Wie wird sich der Markt Ihrer Prognose nach weiter entwickeln?

Die gesamte Gesundheitsbranche ist bei der Digitalisierung relativ spät dran. Das große Potenzial ist vielfach noch kaum erschlossen, gewinnt aber stark an Fahrt. Mehrere Studien erwarten – unabhängig voneinander – bis 2020 ein jährliches Wachstum von etwa 20 %. Hochgerechnet wäre der globale Digital-Health-Markt dann fast doppelt so groß wie heute und hätte einen Umsatz von 230 Milliarden US-Dollar. Das ist absolut realistisch, wie das Beispiel USA zeigt: Rund 90 Prozent der Gesundheitsausgaben entstehen dort in Krankenhäusern, der Verwaltung und sonstigen Bereichen, nur 10 Prozent durch Medikamente. Die Digitalisierung kann enorm dazu beitragen, die Effizienz zu steigern – und damit auch die Qualität der medizinischen Versorgung.

Kai Brüning*Zur Person: Kai Brüning

  • Senior Portfolio Manager Healthcare bei der Apo Asset Management GmbH (apoAsset), Diplom-Kaufmann, DVFA Investment Analyst und Mitglied des DVFA Life Science Boards Managt unter anderem den Aktienfonds „apo Digital Health“ sowie die Gesundheitsfonds „apo Medical Opportunities“ und „apo Medical Balance“.