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Finanzen

Viele Bundesbürger setzen bei finanziellen Themen fast ausschließlich auf ihre Hausbank. Gleich ob Girokonto, Baudarlehen oder Geldanlage: Am liebsten wissen sie all diese Sachen in einer Hand, da sie sich so am besten aufgehoben fühlen – ähnlich wie viele Menschen bei ihrem Arzt bleiben, selbst wenn sie mit dessen Leistungen nicht wirklich zufrieden sind. Die Gründe für die verhaltene Wechselfreude sind vielfältig: Zum einen sind Geld und Gesundheit Themen, bei denen das Vertrauen eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen finden es viele Menschen einfach bequem, sich nicht aktiv um die eigenen Finanzen kümmern zu müssen. Nicht zuletzt halten sie die Beratung durch die Bank für kostenlos, weil sie dafür nichts zahlen ­– ein Irrtum!

Vertrauen und Zufriedenheit im Fokus

Freilich: Es gibt gute Gründe, deretwegen der Verbleib bei einer Filialbank sinnvoll sein kann. Für Prof. Hartwig Webersinke, Dekan für Wirtschaft und Recht an der Technischen Hochschule Aschaffenburg, zählt dazu vor allem einer: „Wer seinem Bankberater vertraut und mit dessen Arbeit zufrieden sind, hat im Grunde kein Motiv, daran etwas zu ändern.“ Zudem befinde sich die Bank meist am Wohnort des Kunden oder ist nicht weit davon entfernt, was die Bankberater gut erreichbar macht. Last but not least bekämen bei Banken auch Kunden mit kleineren Vermögen zwischen 20.000 und 50.000 Euro „eine persönliche Beratung zu ihrer Geldanlage, die sich im besten Fall an ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten orientiert“, so Webersinke.

Fachkenntnisse können deutlich variieren

Carmen Bandt von der KIDRON Vermögensverwaltung in Stuttgart arbeitete früher selbst in der Bankenbranche und ergänzt die Beobachtungen des Wissenschaftlers. So kommt es nach ihren Worten aufgrund von Filialschließungen immer wieder dazu, dass Berater ausgewechselt würden. „Damit ist für die Bankkunden nicht gewährleistet, dass sie dauerhaft denselben Ansprechpartner haben werden.“ Zudem könnten sich die Fachkenntnisse der Berater unabhängig von solchen Schließungen sehr stark unterscheiden: „Junge Berater werden in rauen Zeiten womöglich sehr nervös, was den Anlageerfolg der Kunden schmälern kann“, so Bandt.

Bei kleinen Vermögen sind die Kosten hoch

Skeptisch ist die Vermögensverwalterin auch beim Produktspektrum, das Banken anbieten. Zumindest für kleinere Depots würden sehr gern hauseigene Fonds mit vollem oder nur leicht reduziertem Ausgabeaufschlag angeboten. „Wer 30.000 Euro in einen aktiven Aktienfonds bei vier Prozent Agio und zwei Prozent laufenden Kosten im Jahr anlegt, büßt im ersten Jahr 1.800 Euro ein. Mit einem breit investierenden Aktien-ETF und 0,2 Prozent Kosten wären es inklusive Spread für den Börsenhandel nur gut 60 Euro“, rechnet sie vor. Bei größeren Summen sind Bankberater offenbar flexibler. „Bei Summen oberhalb von 300.000 oder 500.000 Euro wird auch mit den Fonds anderer Anbieter und deutlich geringeren Kosten gearbeitet – allerdings nur, wenn die Interessenten klar danach fragen“, sagt Prof. Webersinke.

BaFin kritisiert Bankberatungen als mangelhaft

Kritik an der Bankberatung kam im Juli 2023 von Seiten der Bundesbehörde BaFin. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sah nach einer anonymen Aktion mit 100 Test-Beratungen in 16 Banken und Sparkassen Grund zu schwerwiegenden Beanstandungen. In 40 Prozent der Fälle hätten die Test-Käufer keine Geeignetheits-Erklärung über das Finanzprodukt und in 67 Prozent der Fälle keinerlei Kosteninfo dazu erhalten, so die Meldung aus dem Sommer. Beide Dokumente sind gesetzlich vorgeschrieben. Die unabhängige Vermögensverwalterin wie auch der Wissenschaftler sehen vier weitere Punkte, die Bankkunden berücksichtigen sollten:

  • Die Produkte werden nicht in erster Linie ausgewählt, weil sie für die Ziele sehr geeignet und günstig sind, sondern auch weil die Bank ein starkes Interesse an deren Vertrieb hat.
  • Die Analyse der Lebens- und Vermögenssituation fällt des Öfteren nicht so ausführlich aus, wie geboten. Dadurch kann es sein, dass das Depot nicht ideal zum Kunden passt.
  • Anpassungen an sich ändernde Lebensumstände, neue Anlageziele oder Marktlagen müssen ausdrücklich vereinbart werden. Sonst geschieht in dieser Hinsicht wenig.
  • Die Bank versucht periodisch, Kunden von einer Anpassung des Depots zu überzeugen, wenn aus der Zentrale die Vorgabe kommt, (verstärkt) gewisse Produkte zu verkaufen.

Bank-Fonds versus ETFs: Das wird jeweils aus 100.000 Euro Startkapital

Grafik Bank-Fonds versus ETF

Anleger, die in aktiv verwaltete Aktienfonds investieren, müssen sich bei gleicher Performance von Aktienfonds und Aktien-ETFs am Ende von einem oder mehreren Jahrzehnten mit einem deutlich geringeren Vermögen begnügen als ETF-Käufer. Der Unterschied kann nach 30 Jahren mehr als 200.000 Euro betragen. Dies liegt an den erheblich höheren Jahresgebühren und dem Agio (Ausgabeaufschlag), der beim Kauf der aktiven Fonds gewöhnlich anfällt. Das Geld, das dadurch an die Fondsgesellschaft abfließt, kann nicht mehr zugunsten der Anleger arbeiten. Ein Kauf eines aktiv verwalteten Fonds ist somit nur dann sinnvoll, wenn er dauerhaft eine Mehrrendite erzielt, die mindestens diesen Kostenunterschied ausgleicht. Das Problem: Dies gelingt nur wenigen aktiven Fonds. Und selbst wenn ein solches Produkt gefunden wurde, ist nicht gesagt, dass es in Zukunft die erforderliche höhere Performance erzielen wird. Fazit: Käufer aktiver Fonds haben im Vergleich zu ETF-Anlegern statistisch gesehen die schlechteren Karten.

Das kosten beliebte Aktien- und Mischfonds bei Deka, Union & Co.

Fondsgesellschaft Fonds Typ Gebühren max. Agio
Quelle: fondsweb.de / Stand: 25.9.2023 / Recherche: Jürgen Lutz
Allianz Fondak A Aktienfonds 1,70 % 5,00 %
Allianz Strategy 50 Mischfonds 1,40 % 0,00 %
Deka Investments Deka Dividendenstrategie Aktienfonds 1,50 % 3,75 %
Deka Basisanlage 60 Mischfonds 1,50 % 4,00 %
DWS DWS Top Dividende Aktienfonds 1,46 % 5,00 %
DWS Conservat. Opport. Mischfonds 1,30 % 3,09 %
Union Investment UniGlobal Aktienfonds 1,40 % 5,00 %
UniRak Mischfonds 1,40 % 3,00 %

Autor: Jürgen Lutz