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Finanzen

Pflegerisiko ist sicher kein Thema, über das gerne nachgedacht wird. Denn wer will schon irgendwann auf fremde Hilfe angewiesen sein? Oder sich vorstellen, dass der Partner über viele Jahre zum Pflegefall wird?

Aber leider ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Mann – aber besonders Frau – sich irgendwann mit dem Thema auseinandersetzen muss. „Zwei von drei Frauen werden statistisch gesehen zum Pflegefall“, sagt Carmen Bandt, Geschäftsführerin bei der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH aus Stuttgart. Aufgrund der höheren Lebenserwartung schlägt das im Alter steigende Pflegerisiko beim weiblichen Geschlecht voll durch. Noch höher ist die Wahrscheinlichkeit bei Ehepaaren, dass einer von beiden einmal intensive Pflege benötigt, hier trifft es vier von fünf.

Nicht selten organisiert die Ehefrau erst die Pflege des Mannes und braucht dann selbst irgendwann Hilfe. Was viele dabei unterschätzen, sind die entstehenden Kosten. „Eine Vollpflege kostet schnell 5.000 bis 10.000 Euro im Monat“, warnt Finanzexpertin Carmen Bandt, „dies kann selten aus der gesetzlichen Pflegeversicherung und der laufenden Rente finanziert werden und so geht es schnell ans Vermögen.“

Hohe Zuzahlungen

„Denn anders als viele denken, deckt die gesetzliche Versicherung nur einen Bruchteil der Kosten einer intensiven Pflege ab“, sagt auch Samir Zakaria vom Vermögenverwalter Hansen & Heinrich mit Standorten in Frankfurt und Kempten. Die Zuzahlungen bei einer stationären Versorgung im ersten Jahr liegen laut dem Verband der Ersatzkassen zum Jahresanfang 2024 bei über 2.500 Euro monatlich im bundesweiten Durchschnitt. Regional kann das aber, etwa durch höhere Löhne oder Versorgungskosten, auch deutlich darüber liegen.

Grafik Kosten Pflegeheim

Grafik: statista, Angaben in Euro

Die Inflation schlug im letzten Jahr voll auf die Pflegekosten durch. Zwar wird bei einer längeren Aufenthaltsdauer schrittweise anteilig mehr von der Pflegeversicherung übernommen, aber das ist oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein und das dürfte noch schlimmer werden. Denn angesichts der zunehmenden Anzahl an Personen, die Hilfe benötigen, der Personalknappheit und der begrenzten Anzahl an Plätzen ist davon auszugehen, dass selbst bei einem Rückgang der allgemeinen Inflation die Kosten bei der Pflege weiter deutlich steigen.

Ein Blick auf die Kostensteigerungen im letzten Jahr zeigt, dass die Versorgung zudem immer teurer wird (s. Grafik). Aufgrund knapper Pflegekräfte und immer noch steigender Verbraucherpreise werden daran wohl auch die für längere Aufenthalte zuletzt leicht erhöhten Leistungen der Pflegekassen auf absehbare Zeit nichts am Trend ändern: Pflege wird hierzulande trotz gesetzlicher Versicherung immer teurer. Wer nicht rechtzeitig vorsorgt, kann überraschend schnell ein Vermögen loswerden und wieder trifft das gerade Frauen oft besonders hart.

Rechtzeitig Vorsorgen

Denn sie überleben statistisch ihre Männer, kommen erst für deren Pflege auf und müssen nach dessen Tod mit erheblich weniger Einnahmen rechnen. „Die Witwenrente erfährt einen Abschlag von üblicherweise 45 Prozent im Vergleich zur Rente des Ehemannes“, sagt KIDORON-Fachfrau Carmen Bandt. Da viele Frauen im Berufsleben zugunsten der Familie zum Beispiel längere Phasen Teilzeit gearbeitet haben, liegen ihre Renten meist deutlich unter dem Niveau des Ehemanns. Die monatlichen Einnahmen als Witwe reichen dann in vielen Fällen nicht, um die weiter anfallenden laufenden Kosten und die eigene Pflege zu bezahlen. Grundsätzlich muss das dann aus bestehendem Vermögen bestritten werden, geschont wird nur ein kleiner Teil. Selbst das klassische Eigenheim kann dafür unter bestimmten Bedingungen herangezogen werden.

Aber wie lässt sich das vermeiden? „Die wichtigste Maßnahme ist, frühzeitig eine umfassende Finanzplanung zu machen“, rät Samir Zakaria. Sollte sich eine Versorgungslücke ergeben, kann diese entweder mit einer effizienten privaten Pflegeversicherung oder mit weiterem Vermögensaufbau geschlossen werden. Aber damit das alles wirksam wird, gilt es noch einem Irrtum nicht aufzusitzen: Denn nicht automatisch können Anverwandte oder Vertraute die Dinge in einer Pflegesituation im Sinne des Betroffenen bestimmen. Ohne entsprechende Vorsorgevollmachten und möglichst genaue Festlegung der Wünsche und Vorstellungen des zu Pflegenden kann das in einer Betreuungssituation unangenehme Folgen haben. Im schlimmsten Fall kann es so weit gehen, dass selbst bei ausreichendem Erspartem nur eine Versorgung auf Mindeststandard gewährleistet ist. Das lässt sich aber durch Erteilung von Vorsorgevollmachten und Verfügungen vermeiden, um auch in einer Pflegesituation eine möglichst hohe Lebensqualität zu bewahren. Zum Beispiel, um dann noch Urlaube machen zu können oder das Zusammenleben mit einem geliebten Haustier zu ermöglichen (s. Kasten). Voraussetzung dafür sind aber immer ausreichende finanzielle Mittel. Je früher das Thema Pflege und Finanzen angegangen wird, desto leichter ist es, dafür zu sorgen.

Vorsorge für Haustiere nicht vergessen
Es ist unumstritten, dass Haustiere gerade für Senioren wichtige Bezugspunkte sind. Kein Wunder, dass laut Erhebungen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe über ein Viertel der Haustierbesitzer der Generation 60+ angehören. Das führt gleichzeitig zu Problemen, wenn mit den Jahren die Gebrechlichkeit zunimmt. Etwa, wenn das Gassigehen mit dem Hund immer schwerer fällt und hier jemand für das Ausführen bezahlt werden muss. Oder wenn die Tierarztkosten für Katze und Co. steigen, während auch immer mehr teure Hilfe für das Herrchen nötig wird.

Aber Tiere sind sicher für die meisten mehr als nur ein Kostenfaktor. Das Zusammenleben und Umsorgen ist für Haustierbesitzer ein wichtiges Stück Lebensqualität. In der tiergestützten Therapie von Demenzerkrankungen werden Tiere sogar als sogenannte „Glücksbringer“ eingesetzt.

Wer möchte, dass der flauschige Partner auch in einer Pflegesituation möglichst an der Seite bleibt, sollte vorausschauende Regelungen treffen. Denn nicht jedes Heim bietet die Möglichkeit der Tierhaltung und das ist fast immer mit zusätzlichen Kosten verbunden. Deswegen gilt es, rechtzeitig Regelungen zu treffen und für das nötige finanzielle Polster zu sorgen. In einer Haustierverfügung lässt sich genau festlegen, wie es mit dem treuen Begleiter in einer Pflegesituation und auch danach weitergehen soll.

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Autor: Florian Junker