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Finanzen

Exchange Traded Funds (ETFs), die die Wertentwicklung eines Aktienindex abbilden, haben einen wahren Boom hinter sich. Zwischen 2009 und Ende 2021 hat sich das von ihnen weltweit verwaltete Vermögen laut dem Statistikportal Statista fast verzehnfacht. Und inzwischen gibt es rund 8.550 ETFs weltweit – das ist viel, wenn man bedenkt, dass die ersten Produkte dieser Art in den USA erstmals in den 1990er aufgelegt wurden und in Deutschland im Jahr 2000 an die Börse kamen.

Warum auch Privatanleger in ETFs investieren

Es kann folglich kaum verwundern, dass auch Privatanleger hierzulande zunehmend zu dieser Fondsgattung greifen. „Wir stellen schon ein steigendes Interesse an ETFs bei unseren Kunden fest“, bestätigt Mathias Lebtig von der FP Asset Management GmbH in Freiburg. Schließlich klingen die Argumente, die für die Nutzung von ETFs sprechen, überzeugend. „Sie sind kostengünstig, jederzeit handelbar und, weil sie einfach nur einen Index abbilden, auch transparent“, sagt der Experte.

Trends am ETF-Markt

Dabei sind bestimmte Trends am ETF-Markt festzustellen. So stand in 2021 insbesondere das Thema Technologie im Fokus der Anleger. Allerdings war es auch genau dieser Bereich, der im vergangenen Jahr Kapitalabflüsse hinnehmen musste. In 2022 waren dafür Produkte gesucht, die im weitesten Sinne etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben.

„Und dieser Trend wird sich, da Anlageberater seit August vergangenen Jahres die Nachhaltigkeitspräferenz ihrer Kunden abfragen müssen und inzwischen auch empirisch nachgewiesen ist, dass nachhaltige Anlagen keine Renditenachteile bringen, fortsetzen“, vermutet Lebtig. Burkhard Wagner von der Partners VermögensManagement in München rät hier jedoch zur Vorsicht. „Bei Nachhaltigkeitsindizes sollten Anleger sehr genau hinsehen, was drin ist, und prüfen, ob das mit ihrer eigenen Vorstellung von Nachhaltigkeit tatsächlich übereinstimmt“, rät er.

Wie Anleger in Künstliche Intelligenz investieren können

Ein anderes Thema, das in diesem Jahr Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte, sieht Mathias Lebtig im Bereich Künstliche Intelligenz. „Aufgrund der medialen Aufmerksamkeit für den Chatbot Chat GTP dürften speziell hier neue ETFs auf den Markt kommen“, vermutet er. Der Anlageexperte hält das als Beimischung schon für interessant. „Allerdings spielen hier die großen Konzerne wie Google, Microsoft oder Nvidia eine wichtige Rolle. Anleger, die einen Technologie-ETF im Portfolio haben, dürften dort bereits investiert sein.“

Zwar geht auch Wagner davon aus, dass Themen-ETFs ein Trend am ETF-Markt bleiben werden. „Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass solche Produkte oft erst dann auf den Markt kommen, wenn ein großer Teil der Gewinne schon hinter uns liegt“, warnt er.

Abseits von Themenfonds hält Wagner in diesem Jahr aber Schwellenländeraktien für interessant. Und dort können ETFs Sinn machen. „Einerseits müssen Sie bedenken, dass in Asien rund 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt und die Wirtschaft dort dynamisch wächst, andererseits ist es aber schwierig, aussichtsreiche Einzeltitel zu finden“, erklärt er. „Hier bieten ETFs, die einen asiatischen oder einen Schwellenländerindex abbilden, eine gute Alternative.“

Die Jagd nach Dividenden geht 2023 weiter

Ein weiteres Thema, das Lebtig im laufenden Jahr für spannend erachtet, ist die Jagd nach Dividenden. „Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die laufenden Erträge aus Dividenden die Kursschwankungen zumindest teilweise kompensieren und eine stabile Renditequelle darstellen“, erläutert er.

Dazu kommt mit festverzinslichen Wertpapieren ein weiteres Anlagethema, das sich ebenfalls mit ETFs umsetzen lässt. „Nach den Zinserhöhungen im vergangenen Jahr werfen festverzinsliche Wertpapiere nämlich wieder Zinserträge ab und könnten, falls die Zinsen sogar im Jahresverlauf sinken, Kursgewinne bringen“, erläutert Wagner. „Sie eignen sich damit auch wieder besser für eine breitere Streuung eines Portfolios.“

Was sind Exchange Traded Funds?
Exchange Traded Funds, kurz ETFs genannt, sind seit den 1990er Jahren auf dem Markt. Ihre Beliebtheit beruht auf den vergleichbar niedrigen Kosten und der Tatsache, dass man damit leicht in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Kryptowährungen investieren kann. Mit ETFs setzen Anleger passiv auf die Wertentwicklung eines Index wie den Dax, den MSCI World oder den S&P 500. ETFs liefern damit die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index abzüglich der Gebühren. Anleger müssen dabei zwischen voll replizierenden und synthetischen ETFs unterscheiden. Ein voll replizierender ETF auf den Dax zum Beispiel hätte alle 40 Dax-Titel in der exakt gleichen Gewichtung im Portfolio wie der Index selbst. Die Alternative dazu sind Swap-basierte ETFs, bei denen der Emittent des Fonds über ein Tauschgeschäft, einen sogenannten Swap, die Wertentwicklung des Index quasi einkauft, ohne die dort enthaltenen Positionen zu erwerben. Hier spricht man auch von synthetisch replizierenden ETFs. Eine weitere Unterscheidung betrifft ETFs, ETPs, ETCs und ETNs.

ETPs, also Exchange Traded Products, sind der Überbegriff für alle passiven Investmentprodukte, die an der Börse notiert und wie Aktien gehandelt werden, und die die Zielsetzung haben, die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index so exakt wie möglich abzubilden. ETFs, Exchange Traded Commodities (ETCs) und Exchange Traded Notes (ETNs) sind somit verschiedene Arten von ETPs. Im Gegensatz zu ETFs sind ETCs und ETNs keine Fonds, sondern Schuldverschreibungen. ETCs bilden die Wertentwicklung von Rohstoffen mit Hilfe physischer Replikation oder mit Terminkontrakten ab. Gold-ETCs zum Beispiel sind in der Regel physisch durch die entsprechende Goldmenge hinterlegt. ETNs hingegen bieten die Möglichkeit, in Währungen zu investieren.

Autor: Gerd Hübner