ePA und eRezept: Diagnose Digitalisierungsdefizit
Marzena SickingDie elektronische Patientenakte (ePA) soll nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bis Ende 2024 flächendeckend für alle Versicherten eingeführt werden. Aktuell kommt sie, genau wie das e-Rezept, in den Arztpraxen aber kaum zum Einsatz.
Die elektronische Patientenakte (ePA), bietet Patienten und Ärzten gleichermaßen Zugriff auf Medikationspläne, Befunde und andere Dokumente. Wer die ePA nicht nutzen will, muss dies aktiv per Opt-Out ablehnen. Datenschutzrechtliche Bedenken hat der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Dr. Ulrich Kelber, dennoch nicht. “Wir sind große Fans der Digitalisierung im Gesundheitswesen”, sagte Kelber laut dpa. “Es gibt keinen grundsätzlichen Ausschluss einer Opt-out-Regelung aus datenschutzrechtlichen Gründen.” Dennoch müssten gerade bei sensiblen Gesundheitsdaten die bestmöglichen Datenschutz- und IT-Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt werden, so Kelber.
Am Schutz der Patientendaten dürfte die Digitalisierung im Gesundheitswesen jedoch weniger scheitern, wie die Statista-Grafik zeigt. Das Problem ist vielmehr die fehlerhafte Technik.
Digitale Standards für ePA noch nicht flächendeckend geschaffen
Die elektronische Patientenakte (ePA) können Kassenpatienten seit dem 1. Januar 2021 beantragen. Bis zum vierten Quartal 2021 sollten alle vertragsärztlichen Leistungserbringer:innen die IT-Infrastruktur zum Befüllen der ePA geschaffen haben. Laut Umfrage der BITKOM Research nutzen sie bisher nur 6 % der Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. Der wichtigste Grund für die Zurückhaltung bei der Nutzung der ePA sind die fehlenden technischen Voraussetzungen, wie ein Blick auf die Statista-Grafik zeigt.
Bei Patienten sieht es ähnlich mager aus: Von den insgesamt 74 Millionen gesetzlich Krankenversicherten nutzen nach Berichten der Zeitungen der Funke Mediengruppe bislang aber nur rund 570.000 die ePA. Die meisten Nutzer:innen hat die Techniker Krankenkasse mit 350.000 von knapp 11 Millionen Versicherten, gefolgt von Barmer mit 50.000 von 8,7 Millionen Versicherten und allen AOKen mit 40.000 von 27 Millionen Versicherten.
Auch beim e-Rezept besteht hierzulande Nachholbedarf. Bei rund 13 % der 535 Befragten werden keine Rezepte ausgestellt, weitere 7 % machen dazu keine Angaben. Drei Viertel der befragten Ärzt:innen verwenden aber immer noch das herkömmliche Rezept.
Quelle: Statista