Ein Jahr DiGA: Nutzen für die Patientinnen und Patienten, Kostenrisiko für die Solidargemeinschaft
Marzena SickingDigitale Gesundheitsanwendungen sind eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Therapie. Der Einsatz von DiGA sollte jedoch in Absprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten erfolgen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter den Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg.
Seit einem Jahr sind digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie ergänzen die medizinische Therapie und unterstützen Patientinnen und Patienten bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten. Aus diesem Anlass hat die AOK Rheinland/Hamburg ihre Versicherten zur Nutzung der DiGA befragt und festgestellt, dass es mehr als der Hälfte der Befragten gelingt, ihre Krankheit mit Hilfe einer Gesundheits-App besser in den Griff zu bekommen und Beschwerden zu reduzieren. 57 Prozent hilft die App, ihre Krankheit besser zu verstehen. 95 Prozent der DiGA-Nutzerinnen und -Nutzer erhalten ihre digitale Anwendung durch eine ärztliche Verordnung.
Neue Möglichkeiten in der medizinischen Versorgung
„Digitale Gesundheitsanwendungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung des Gesundheitswesens und eröffnen neue Möglichkeiten in der medizinischen Versorgung“, sagt Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Sie ersetzen keinen Arztbesuch, können jedoch eine sinnvolle Ergänzung zu bekannten diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen sein.“ Qualitäts- und Sicherheitsaspekte müssten bei den digitalen Gesundheitsanwendungen aber den gleichen Stellenwert haben wie in anderen Versorgungsbereichen, so Wältermann weiter.
Ergebnisse unbedingt mit Arzt besprechen
Verschreibt ärztliches Fachpersonal geprüfte Gesundheits-Apps, muss die Nutzung in den Behandlungsablauf integriert und die Therapie begleitet werden. Laut der Umfrage geben jedoch 57 Prozent der Befragten an, dass sie die Ergebnisse aus dem Einsatz der Apps nicht mit ihren Ärztinnen und Ärzten besprechen. Dabei ist es für den Erfolg der digitalen Gesundheitsanwendungen von zentraler Bedeutung, dass die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Gesundheits-Apps kennen und diese auch zielgerichtet verschreiben. So sagen 36 Prozent der Befragten, dass die angebotenen Inhalte der Gesundheits-Apps nicht zu ihrer Krankheitssituation passen. 44 Prozent geben an, dass die Gesundheits-App keine wirkliche Verbesserung gebracht hat.
Auswertungen zur Nutzung von DiGA
Die Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass die Bereitschaft, die digitalen Anwendungen zu nutzen, bei Frauen insgesamt höher ist als bei Männern: Zwei Drittel der Frauen verwenden die DiGA. Die Gründe für die Nutzung sind vielseitig: So geben 62 Prozent Neugier an, 58 Prozent nutzen die Apps aufgrund ärztlicher Empfehlung. Probleme mit bestehenden Therapieangeboten werden in 43 Prozent als Grund für einen DiGA-Einsatz genannt.
Darüber hinaus geben 67 Prozent der Menschen an, dass sie sich durch die App besser motivieren können, ihre Therapieübungen zu absolvieren, und 83 Prozent empfinden die flexible Therapiezeit als Pluspunkt.
Das sind die meistgenutzen DiGA
20 digitale Gesundheitsanwendungen stehen Patientinnen und Patienten derzeit zur Verfügung. Die beiden meist genutzten Apps sind Kalmeda und Vivira. Die Tinnitus-App Kalmeda wird von 29 Prozent der Befragten verwendet. 23 Prozent geben an, dass sie zur Behandlung von akuten und chronischen Rücken-, Knie- oder Hüftschmerzen die App Vivira verwenden.
Dabei werden die „digitalen Helfer“ von 62 Prozent mehrmals in der Woche oder sogar täglich genutzt. 29 Prozent setzen die Therapieempfehlung mit Hilfe der App auf Rezept vollständig um.