eAU verursacht mehr als eine Million zusätzliche Arbeitsstunden
Judith MeisterVon wegen Entlastung! Jede digitale Krankschreibung kostet Ärzte eine knappe Minute mehr als eine AU auf Papier. Das liegt auch an den technischen Mängeln der TI.
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) sollte eigentlich Zeit und Geld sparen. Tatsächlich aber beschert sie den Praxen einen immensen bürokratischen Mehraufwand. Das zeigt der aktuelle Bürokratieindex der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Danach fallen pro Jahr rund 1,25 Millionen zusätzliche Arbeitsstunden allein für die Ausstellung der eAU an. Pro Dokument sind das etwa 50 Sekunden mehr als bei der Bescheinigung auf Papier. Schuld ist vor allem der zeitaufwendige elektronische Signier- und Versandvorgang. Er kostet im Schnitt 30 Sekunden extra.
Das aber ist nicht der einzige Zeitfresser. Denn während der Signier-Prozess im Gange ist, können Ärzte am Computer häufig nicht weiterarbeiten und auch keine Papierbescheinigungen ausdrucken. Diese Aufgaben müssen daher im Anschluss erledigt werden. Dies behindert nach Aussage der Befragten die Praxisabläufe massiv, vor allem in Zeiten hohen Patientenaufkommens.
Digitaler Versand der AU erst nach Feierabend möglich
Hinzu kommt, dass die Praxen vielfach neben der elektronischen auch noch papierne AU-Bescheinigungen als Ersatzbescheinigung ausstellen müssen – sei es, weil der digitale Versand eine Fehlermeldung produziert oder überhaupt nicht funktioniert. Besonders bitter: Die von den Krankenkassen gemeldeten Fehler beziehen sich fast ausschließlich auf Probleme, die die Praxen selbst nicht beheben können. Die Meldungen lösen daher meist nur das Ersatzverfahren aus, ohne dass die Informationen bei denjenigen ankommen, die Abhilfe schaffen könnten.
Die KBV fordert deshalb, das digitale Signieren zu beschleunigen und verbindlich vorzugeben, wie lange ein Signiervorgang maximal dauern darf. Unabdingbar sei es zudem, eine stabil funktionierende TI zu schaffen. Daran krankt es aktuell aber noch: Das Gros der befragten Ärztinnen und Ärzte beschrieb die TI-Infrastruktur als ein komplexes System mit vielen unterschiedlichen Komponenten, das in seiner Nutzung derzeit sehr fehleranfällig sei. Das führe zu Problemen mit der Erreichbarkeit und Zuverlässigkeit der TI. Viele Teilnehmer berichten zudem, dass der elektronische Versand von AU-Bescheinigungen häufig erst ab 18 Uhr möglich sei.