Zusätzliche Belastung durch Impftermine: Hilferuf von MFA aus Arztpraxen
Marzena SickingNachdem die Impfungen in den Arztpraxen mit eher übersichtlichen Impfdosenmengen begonnen haben, warnt der Verband medizinischer Fachberufe e.V. vor einer Überlastung der Praxismitarbeiter. Schuld an der Stressbelastung der MFA sei vor allem die falsche Kommunikation durch die Politik.
„Wir haben Ende März in Briefen an die Kassenärztlichen Vereinigungen und hausärztlichen Berufsverbände auf Bundes- und Landesebene darauf hingewiesen, dass die Politiker*innen, Institutionen, ärztlichen Berufsverbände und Arbeitgeber*innen die Regelungen zur Terminvergabe klar und deutlich kommunizieren sollen“, berichtet Verbandspräsidentin Hannelore König. Offenbar erfolglos, wie die aktuelle Mitteilung des Verbands vermuten lässt. Darin heißt es: Es sei abzusehen gewesen, dass die ohnehin schon sehr hohe Stressbelastung der Medizinischen Fachangestellten (MFA) mit den Impfungen in den Arztpraxen eine zusätzliche Steigerung erfahren würde.
Aufruf an 60-Jährige beim Hausarzt anzurufen
Das hat aber offenbar bei Verbänden und Politik niemand auf dem Radar: Neuester Höhepunkt ist ein “nicht abgestimmtes Anschreiben” des Gesundheitsministeriums in Niedersachsen, in dem über 60-Jährige mit chronischen Erkrankungen dazu aufgerufen werden, bei ihrem Hausarzt bzw. im Impfzentrum einen Impftermin zu vereinbaren. “Für die MFA bedeutet das, sie müssen jetzt auch noch diskutieren, warum die Anrufenden im Moment noch keinen Termin bekommen können, obwohl es in dem Schreiben steht”, so König.
Tatsächlich sind die meisten Praxen gegenwärtig noch dabei, die 80- und über 70-Jährigen zu kontaktieren, Patienten über den Impfstoff zu informieren, die Bestellungen der Impfmengen und des Zubehörs zu koordinieren und die Terminvergabe umzusetzen. “Diese Organisationsaufgaben werden nicht – wie in den Impfzentren – von Internetplattformen, Telefonzentren und beauftragten Institutionen übernommen, sondern von den MFA umgesetzt.“
Ohne MFA keine Impfungen in Arztpraxen
Zudem sind MFA neben dem Praxisalltag nicht nur an der Planung der Impftermine beteiligt. Ihre Aufgaben umfassen in der Regel auch das Vorbereiten des Impfstoffes und der dazugehörigen Utensilien, die Betreuung der Patienten und Patientinnen vor und nach der Injektion sowie die Dokumentation in der Praxisverwaltungssoftware. In manchen Praxen würden Ärzte auch die Impfung an die MFA delegieren, weil diese bereits in der Ausbildung eine entsprechende Qualifikation dafür erworben haben.
Angesichts der voraussichtlichen Steigerungen der Impfungen in den Arztpraxen fordert der Verband medizinischer Fachberufe e.V. daher, dass die notwendigen zusätzlichen personellen und zeitlichen Ressourcen in Abhängigkeit von der räumlichen Situation für Impfungen geplant, gesichert und entsprechend honoriert werden. König: “Nur so können die MFA ihre zentralen Aufgaben in der ambulanten Versorgung der Versicherten und in der verstärken Impf- und Teststrategie übernehmen. Alleingänge, wie in Niedersachsen, gefährden darüber hinaus nicht nur die Gesundheit der MFA, sondern auch der Menschen, die im Notfall die Arztpraxis nicht erreichen.”