Private Krankenversicherung: Corona-Pandemie macht ihr schwer zu schaffen
A&W RedaktionDie negativen wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie bewirken, dass der Privaten Krankenversicherung die Kunden davonlaufen. Gerade Selbstständige drängt es in diesen Krisenzeiten zurück in die gesetzliche Krankenversicherung. Hat sich das System der Privaten überlebt?
Privatversicherte sind für viele Praxen maßgebliche Umsatz- und Gewinntreiber. Doch Allianz & Co haben in den vergangenen Jahren erheblich an Strahlkraft eingebüßt. Schuld daran sind unter anderem die stetig steigende Versicherungspflichtgrenze, die Angst vor Beitragsschüben im Alter und die andauernden Diskussionen über die Zukunft der Branche.
Die Covid-19-Pandemie könnte sich nun zum Brandbeschleuniger entwickeln, da vielen privatversicherten Selbstständigen die Einnahmen wegbrechen, während die einkommensunabhängigen Prämien weiter zu entrichten sind. Das wird nach Einschätzung der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur Assekurata dazu führen, dass das ohnehin schon schwierige Geschäftsfeld der Krankenvollversicherung weiter unter Druck gerät. Viele Selbstständige könnten die Krise zu einem Wechsel ins gesetzliche System nutzen, gleiches gelte für bislang gutverdienende Angestellte, die arbeitslos werden, hieß es bei der Vorstellung des PKV-Marktausblicks 2020/2021. Je länger die Pandemie dauere, desto mehr werde überdies die Zahl der Nichtzahler und der Hilfsbedürftigen zunehmen. Basis- und Notlagentarife, die im Wesentlichen dieselben Leistungen anbieten wie das Kassensystem, könnten dadurch an Zulauf gewinnen.
Licht und Schatten
Denkbar sei es allerdings auch, dass die Menschen angesichts der gegenwärtigen Sondersituation ein besonderes Augenmerk darauflegen, ihren privilegierten Status nicht zu verlieren und deshalb versuchen Prämienrückstände zu vermeiden. Positiv für die Branche sei zudem, dass der Gesetzgeber im Rahmen des zweiten Bevölkerungsschutzgesetzes beschlossen habe, dass Privatversicherte, die im Zuge der Corona-Krise vorübergehend hilfsbedürftig werden und in den Basistarif wechseln, innerhalb von drei Monaten nach Überwinden ihrer Hilfsbedürftigkeit ohne erneute Gesundheitsprüfung in ihren Ursprungstarif zurückwechseln dürfen.
Dennoch stehen der privaten Krankenversicherung bewegte Zeiten bevor. Das stärkt die Bedeutung der Beamten in der Vollversicherung. Sie stellen seit 2014 die Mehrheit im Neugeschäft von Allianz & Co dar, seit 2018 auch im Bestand. „Wachstum ist im Beamtengeschäft zu finden“, bestätigt auch Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung der Assekurata.