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Schätzungen zufolge entwickeln 5,7 Prozent der nicht hospitalisierten Patienten nach einer Covid-19 Erkrankung ein Post-Covid-19-Syndrom. Sie leiden an einem breiten Spektrum von Symptomen. Besonders häufig an Müdigkeit, Erschöpfung, Atemnot, Schmerzen, kognitiven Beeinträchtigungen und psychischen Begleiterkrankungen.

Umfangreiche neuropsychologische Testreihen

Ein Forscherteam um Studienleiterin PD Dr. Eva Morawa, leitende Psychologin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, hat 110 Patienten des Post-COVID-Zentrums umfassend neuropsychologisch untersucht. 68,2 Prozent der Teilnehmer waren weiblich und das Durchschnittsalter betrug 42,5 +/- 11,9 Jahre. Ziel der Studie war es, die Art und Häufigkeit kognitiver Beeinträchtigungen bei Post-Covid-19 zu eruieren sowie den psychischen Gesundheitszustand der Patienten zu untersuchen und die Risikofaktoren für kognitive Defizite zu ermitteln.

„Da sich die Beschwerden schlecht erfassen lassen und häufig subjektiv unterschiedlich wahrgenommen werden, haben wir sie bewusst in den Fokus gerückt“, erklärt PD Dr. Eva Morawa. Mithilfe von fünf international renommierten Tests prüften sie bei den Probanden insgesamt zwölf unterschiedliche kognitive Funktionen: Numerisches Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis (WMS-R), Lern- und Wiedererkennungsleistung sowie langfristige Abrufleistung des Gelernten (VLMT), konzentrierte Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit (d2-R-Test), visuelle Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen (TMT-A und TMT-B), sprachliche und inhaltliche Wortflüssigkeit (RWT).

Fast alle haben kognitive Defizite

90,1 Prozent der Teilnehmer wiesen Defizite in mindestens einem der Tests auf. Fast ein Drittel der Teilnehmer sogar in mindestens drei Tests. Am häufigsten war bei den Probanden die verbale Sprachkompetenz, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Außerdem litten sie an einem Verlust von Gelerntem nach zeitlicher Verzögerung. Teilnehmer mit hohem Bildungsstand wiesen in fast allen Bereichen weniger Defizite auf. Patienten mit ausgeprägten depressiven Symptomen hatten bei einigen Funktionen ein höheres Risiko für Dysfunktionen.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass Frauen stärker gefährdet sind, ein Post-Covid-19-Syndrom zu entwickeln. Weitere Risikofaktoren sind höheres Alter, Adipositas, Rauchen, das Vorhandensein von Komorbiditäten, frühere Klinikaufenthalte und ein schwerer Verlauf der Covid-19-Erkrankung, der Intensivbehandlung erforderlich macht. Dagegen ist das Risiko für Patienten, die gegen SARS-CoV-2 geimpft sind, vermindert.

Weitere Forschung dringend nötig

Ein Fünftel der Patienten mit Post-Covid-19 Symptomen weist tatsächlich messbare kognitive Dysfunktionen wie Gedächtnisstörungen oder Konzentrationsprobleme auf. Bei Patienten, die auf Intensivstationen behandelt wurden, trifft es sogar fast alle, nämlich 90 Prozent. Viele können deswegen nicht mehr arbeiten.

„In der zukünftigen Forschung sollten Parameter der kognitiven Beeinträchtigung mit Veränderungen der biologischen Marker der Krankheit, wie Marker der Immunologie und der Mikrozirkulation, korreliert werden“, so die Studienautoren.

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