Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Corona-News

Seit Anfang April werden in Deutschlands Arztpraxen COVID-19 Schutzimpfungen durchgeführt. Mit der Aufhebung der Impfpriorisierung bahnt sich für viele niedergelassene Praxen ein administrativer Kraftakt an. Dabei ist der Stress für Ärzte und ihrer Mitarbeiter bereits immens. Doctolib, offizieller Technologiepartner der Berliner Senatsverwaltung zur Koordination und Dokumentation der Impfungen, hat in beteiligten Praxen nachgefragt, wie sich die Umsetzung gestaltet.

Impfkampagne beschert Ärzten massiven Zusatzaufwand

Praxisinhaber und Mitarbeiter haben dem Report zufolge allein im April und Mai durchschnittlich 17 Prozent mehr Wochenstunden als in den Vormonaten geleistet. Hauptursächlich dafür sind Koordination und Durchführung von Impfterminen. Dabei entfällt allerdings nur jeder vierte Termin auf Covid-Impfungen.

Wie Praxen die Impftermine stemmen

Die Impfkampagne bedeutet natürlich einen Zusatzaufwand. Um diesen zu stemmen, werden die Sprechstunden meist nicht verlängert, sondern die zusätzlichen Termine in Pausenzeiten und die „kurzen Tage” der Praxen eingeplant. Aktuell beträgt der Vorlauf auf buchbare Impftermine im Mittel 4 Tage. Bevor Termine fest vergeben werden, wartet man in der Regel die präzisen Auskünfte über lieferbare Impfstoffmengen ab. So will man vermeiden, dass bereits vereinbarte Termine abgesagt werden müssen.

Malik Böttcher, Facharzt für Allgemeinmedizin und Diabetologe erklärt: „Für viele Kollegen und Kolleginnen ist der Aufwand im Rahmen des Impfterminmanagements schlichtweg nicht zu leisten. Wir haben uns frühzeitig Gedanken darüber gemacht, wie wir die Aufgabe stemmen können und beispielsweise für die nächsten Monate Medizinstudenten für Empfangstätigkeiten eingestellt, die unsere medizinischen Fachangestellten entlasten. Gute Planung und technische Unterstützung sind in diesem Fall unverzichtbar.”

Impfstoffmengen noch immer begrenzt

Aufgrund der aktuell noch begrenzten Impfstoffmengen wird nur etwa jeder fünfte Termin von Praxen online buchbar angeboten. Der Rest der Termine wird telefonisch oder in der Praxis vergeben. Bisher wurden nach Angaben der befragten Ärzte und Ärztinnen 40 Prozent der Impftermine an Bestandspatienten vergeben. 60 Prozent wurden durch Neupatienten in Anspruch genommen. Die Nachfrage ist nach wie vor groß: Während bei regulären Arztterminen etwa 12 Prozent nicht wahr genommen werden, liegt die Prozentzahl derer, die ihren Impftermin ohne Rückmeldung verfallen lassen, bei lediglich 0,4 Prozent.

Hausärzte verzeichnen mehr Termine

Deutlicher Nebeneffekt der Pandemie: Die befragten Allgemeinmediziner haben in diesem Jahr gegenüber 2019 fast eine Verdopplung der gebuchten Termine verzeichnet. Nicht nur Bestands-, sondern auch Neupatienten suchen wieder öfter Arztpraxen auf und lassen die Terminbuchungen gegenüber dem Vorjahr um bisher 56 Prozent steigen. Ein Kannibalisierungseffekt der Impf- und regulären Termine sei aber nicht zu befürchten, so die Analyse. Die Grundversorgung sei durchweg stabil und die Zahl der Verfügbarkeiten für Vorsorgeuntersuchungen und Akutsprechstunden gleichbleibend gut.