apoBank-Umfrage: Wirtschaftliche Lage in Arztpraxen bleibt angespannt
André GießeEine neue apoBank-Umfrage unter 389 Heilberuflern zeigt, dass die Corona-Krise für viele noch immer eine Herausforderung darstellt. Die staatlichen Rettungsschirme hält die große Mehrheit für unzureichend.
Mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie leiden noch immer rund 44 Prozent der Arztpraxen und Apotheken unter rückläufigen Umsätzen. 40 Prozent verzeichnen geringere Patienten- beziehungsweise Kundenzahlen. Das hat eine Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) unter 389 Heilberuflern im vergangenen Monat ergeben. Darunter waren 172 Humanärzte (118 Fachärzte, 54 Hausärzte), 113 Zahnärzte und 104 Apotheker.
Im April 2020 war über die Hälfte betroffen
Die apoBank hatte bei ihren Kunden bereits im April 2020 ein erstes Stimmungsbild zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise eingefangen. Damals berichteten etwa 60 Prozent aller Befragten von Umsatzeinbrüchen und 58 Prozent von weniger Patienten beziehungsweise Kunden.
Auch die Liquidität im Praxis- und Apothekenbetrieb ist laut der apoBank-Umfrage für einige Inhaber derzeit durchaus noch eine Herausforderung: Das Begleichen von laufenden Zahlungen stellt demnach noch 28 Prozent der Befragten vor eine schwierige Aufgabe. Das Bedienen der Betriebskredite sei für jeden Fünften herausfordernd.
Viele Heilberufler benötigten staatliche Hilfe
Um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten, haben der Umfrage zufolge in den vergangenen 12 Monaten durchschnittlich 21 Prozent der selbständigen Heilberufler staatliche Unterstützung beantragt. Dies waren zum Beispiel Überbrückungshilfen oder steuerliche Hilfsmaßnahmen. Wie daraus hervorgeht, haben vor allem niedergelassene Zahnärzte (56 Prozent) von der Möglichkeit der Kurzarbeit Gebrauch gemacht.
Immerhin 10 Prozent der Befragten mussten demnach im Zuge der Pandemie Personal entlassen. Für weitere 12 Prozent ist dieser Schritt in Zukunft denkbar. Nur in seltenen Fällen sei eine vorübergehende Schließung der Praxis oder Apotheke (9 Prozent) beziehungsweise das Aussetzen bestehender Kredite (3 Prozent) eine notwendige Option gewesen.
Rund die Hälfte der Niedergelassenen verzichtete aufgrund der Pandemie auf geplante Investitionen in die Praxis beziehungsweise Apotheke, so die apoBank. Lediglich 13 Prozent meldeten nach deren Angaben steigende Tendenz. Diese Zahl deckt sich allerdings mit dem Anteil der Heilberufler, die vermehrt auf digitale Methoden, wie beispielsweise die Videosprechstunde, gesetzt haben, um eine kontaktlose Behandlung beziehungsweise Betreuung zu ermöglichen.
Der Praxisbetrieb ist weiterhin herausfordernd
Nach wie vor scheinen Hygienekonzepte, Abstandsregelungen und Zugriffsbeschränkungen den Alltag vieler Ärzte und Apotheker zu dominieren. Die Erfüllung gesetzlicher Auflagen stellt heute laut der apoBank sogar noch etwas mehr Heilberufler (67 Prozent) vor Probleme als noch vor einem Jahr (62 Prozent). Die Beschaffung von Waren und Verbrauchsmaterialien gehöre für 68 Prozent der Befragten auch nach einem Jahr Pandemie zu den anstrengendsten Aufgaben.
Eine weitere häufige Herausforderung, die es zu meistern gilt, sei für 62 Prozent die Planung des Personaleinsatzes. Solange Patienten- beziehungsweise Kundenzahlen rückläufig bleiben oder Mitarbeiter an Corona erkranken, müssen Betriebsabläufe verändert und Sprechstundenzeiten angepasst werden. Das alles sind offensichtlich auch Gründe für das gestiegene Arbeitspensum, das von 60 Prozent der Befragten gemeldet wird.
Mehrheit hält Rettungsschirme für unzureichend
„Die Pandemie hat also deutliche Spuren in der ambulanten Versorgung hinterlassen“, resümiert Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik, die Ergebnisse der Umfrage. „Bemerkenswert ist das Engagement der Praxis- und Apothekeninhaber: Jeder fünfte Niedergelassene hat auf Privatvermögen zurückgegriffen, um trotz wirtschaftlicher Engpässe, die Versorgung zu sichern. Offenbar waren die Corona-Hilfen in vielen Fällen nicht wirksam“.
Nur 11 Prozent der befragten selbstständigen Heilberufler gaben demnach an, dass die Rettungsschirme ausreichen, um die Praxen und Apotheken wirtschaftlich zu stabilisieren. „Das ist ein klares Signal an den Staat. Denn solange die Pandemie anhalten wird, solange bedarf es auch finanzieller Unterstützung“, sagt Zehnich. Die Ergebnisse der apoBank-Umfrage und die Kommentare dazu offenbaren nach seinen Angaben neben den wirtschaftlichen Herausforderungen deutliche Kritik an dem Umgang des Staates mit der Eindämmung der Pandemie und der Impfstrategie.