Existenzgründung Zahnärzte 2018: Jede zweite Praxis in Frauenhand
A&W RedaktionDer Heilberufe-Sektor wird weiblicher und zwar nicht nur in der Allgemeinmedizin: Auch der Anteil der Zahnärztinnen, die eine eigene Praxis gründen, steigt. 2018 erfolgte hier jede zweite Niederlassung durch eine Zahnärztin, wie die jüngste Existenzgründungsanalyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) zeigt. Auch bei den Investitionen gibt es deutliche Unterschiede zu anderen Heilberuflern.
Zahnärztinnen im Osten unternehmerisch
Vor allem im Osten Deutschlands zeigen sich Zahnärztinnen unternehmerisch: Mit 63 Prozent ist dort der Frauenanteil unter den Existenzgründern wesentlich höher als in den anderen Teilen der Republik. „Diese Entwicklung könnte im direkten Zusammenhang mit der Struktur der dortigen zahnmedizinischen Versorgung stehen“, kommentiert Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank. „Im Osten kommen größere Praxen mit angestellten Zahnärzten seltener vor. Dementsprechend gibt es auch weniger Alternativen zur Niederlassung in einer eigenen Praxis.“ Auf ganz Deutschland betrachtet, sind Zahnärztinnen unter den Praxisgründern aber immer noch unterproportional vertreten.
Frauen gründen später
Im Durchschnitt sind Zahnärztinnen mit 37 Jahren bei der Niederlassung außerdem knapp zwei Jahre älter als ihre männlichen Kollegen. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass 2018 die Mehrheit der Männer (55 Prozent) zum Zeitpunkt der Niederlassung unter 35 Jahre alt war. Bei Frauen dagegen ließ sich jede Dritte erst jenseits der 40 in der eigenen Zahnarztpraxis nieder.
Praxisinvestitionen steigen weiter
Während bei den Allgemeinmedizinern die Investitionsbereitschaft immer weiter sinkt, hält bei Zahnärzten der Trend zu steigenden Praxisinvestitionen seit Jahren an. So haben Existenzgründer, die sich für die komplette Neugründung einer Einzelpraxis entschieden haben, 2018 mit 522.000 Euro erstmals im Schnitt über eine halbe Million Euro in ihre Praxis investiert. Die gleiche Tendenz ist auch bei der Praxisübernahme zu beobachten: Auch wenn sich der Kaufpreis gegenüber 2018 leicht rückläufig entwickelte, erreichten die gesamten Praxisinvestitionen mit 340.000 Euro einen neuen Höchststand (10 Prozent plus gegenüber 2017).
Zahnärztinnen kaufen kleinere Praxen
Dass Frauen häufig kleinere Praxen übernehmen, wird auch in anderen Heilberufsgruppen immer wieder deutlich. Entsprechend fallen bei ihnen die durchschnittlichen Praxisinvestitionen kleiner aus als bei den männlichen Existenzgründern. Und da bei beiden Geschlechtern eine steigende Tendenz zu beobachten ist, bleibt der erhebliche Unterschied bestehen: 2018 haben Männer inklusive des Kaufpreises mit 378.000 Euro im Schnitt rund ein Viertel mehr für die Niederlassung in einer Einzelpraxis ausgegeben als Frauen mit 305.000 Euro.
Einzelpraxis bleibt beliebt
Was die Art der Niederlassung betrifft, verändert sich der Existenzgründermarkt seit Jahren kaum: Die Einzelpraxis bleibt bei den Zahnärzten weiterhin die mit Abstand beliebteste Niederlassungsform. Dabei gab es 2018 bei Neugründungen einen leichten Anstieg um drei Prozentpunkte auf nun zehn Prozent. 63 Prozent der Existenzgründer übernahmen eine bestehende Praxis, um diese als Einzelpraxis weiterzuführen.
Der in den letzten Jahren zu beobachtende Konzentrations- und Kooperationstrend in der zahnmedizinischen Versorgung zeigt sich bei den zahnärztlichen Existenzgründungen 2018 nicht mehr: Die Kooperationsquote fiel seit 2016 von 31 Prozent auf 26 Prozent. Vor allem bei Frauen sank die Bereitschaft zur Kooperation von 35 Prozent auf nunmehr 22 Prozent.