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Allgemeinmedizin

Menschen mit Allergien werden in der Stadtplanung oft übersehen: Obwohl rund jeder Sechste in Deutschland gegen Birkenpollen sensibilisiert ist, setzen viele Kommunen weiterhin auf die pflegeleichte, aber stark allergene Birke. Dass es auch anders geht, zeigen die niedersächsischen Kreisstädte Gifhorn und Helmstedt – sie verzichten weitgehend auf Birken, Erlen und Weiden, die zudem als wenig klimarobust gelten. Eine Broschüre des Arbeitskreises Stadtbäume der GALK und des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) empfiehlt explizit Baumarten mit geringem Allergiepotenzial (www.gruen-ist-leben.de).

Gleichzeitig hat die Birke eine hohe ökologische Bedeutung: Über 500 Insektenarten finden an ihr Nahrung und Lebensraum. Auf Ausgleichsflächen wird sie deshalb häufig gewählt. Da allergieauslösende Bäume also auch künftig zumindest Teil unserer Umgebung bleiben, ist für Baumpollenallergiker wie für andere Allergiker vor allem eines entscheidend: Selbsthilfe – etwa durch eine angepasste Ernährung.

Kreuzallergien erkennen und vermeiden

Aufgrund ähnlicher Proteinstrukturen reagieren Birkenpollenallergiker auf Kern- und Steinobst wie Äpfel, Pfirsiche oder Kirschen häufig mit einem oralen Allergiesyndrom: Juckreiz an Lippen und Zunge, geschwollene Schleimhäute oder ein Engegefühl im Rachen sind typische Symptome. Besonders stark können Haselnüsse Beschwerden auslösen, teils auch Mandeln und Walnüsse. Gräserpollen­allergiker vertragen nicht immer Getreide, Hülsenfrüchte oder Tomaten, während bei Kräuterpollenallergien – vor allem gegen Beifuß – Karotten, Sellerie, Paprika oder Kamille problematisch sein können. Solche Kreuzreaktionen lassen sich oft mildern: Bei leichten Symptomen hilft es, die entsprechenden Lebensmittel zu schälen oder zu kochen – so ist etwa frisch zubereitetes Apfelmus häufig gut verträglich.

Histaminarm ernähren, Reize reduzieren

Histamin, ein zentraler Mediator allergischer Reaktionen, wird im Körper aus der Aminosäure Histidin gebildet, ist aber auch in Lebensmitteln in unterschiedlichen Mengen enthalten. Gerade in der Pollensaison kann eine histaminarme Ernährung helfen, den Körper zu entlasten.

Besonders problematisch sind geräucherter Fisch und Fischkonserven sowie gereifte Käsesorten wie Parmesan, Camembert oder Blauschimmelkäse. Auch gepökelte und geräucherte Fleischwaren wie Salami oder Rohschinken enthalten viel Histamin und sollten gemieden werden. Rotwein, Bier und Sekt verschärfen die Belastung zusätzlich – sie enthalten nicht nur Histamin, sondern hemmen auch dessen Abbau. Gleiches gilt für Schwarztee und Kaffee. Besonders ungünstig sind Energydrinks, da Konservierungsstoffe und Farbstoffe die körpereigene Histaminfreisetzung zusätzlich fördern.

Auch Gesundes kann ein stiller Auslöser sein

Sogar normalerweise gesunde Lebensmittel können die Freisetzung von Histamin im Körper fördern und so Beschwerden bei empfindlichen Personen auslösen. Laut der Schweizerischen Interessengemeinschaft für Histamin-Intoleranz (www.histaminintoleranz.ch) zählen dazu unter anderem Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Bananen, Tomaten und Meeresfrüchte wie Garnelen. Obwohl diese Lebensmittel selbst oft nur wenig Histamin enthalten, können sie als Histaminliberatoren die Ausschüttung von Histamin anregen – und damit unter Umständen Symptome verstärken.

Besser frisch

Frische Lebensmittel enthalten in der Regel weniger Histamin als gereifte oder gelagerte Produkte. Es gibt zudem Hinweise, dass Vitamin C, etwa aus Rucola oder Brokkoli, die Aktivität des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) steigern kann, wie eine Studie im „Journal of Vestibular Research“ (2014) zeigt. Quercetin, ein Flavonoid in Zwiebeln und Äpfeln, hemmt die Histaminfreisetzung, wobei für therapeutische Effekte hohe Dosierungen erforderlich zu sein scheinen.

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