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Urologie
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Bei 36 Prozent aller Krebserkrankungen von Männern in Deutschland handelt es sich um urologische Tumorerkrankungen, wie aus der Berichterstattung zur VERSUS-Studie (VERSorgUngsStudie) hervorgeht. Bei Frauen machen urologische Tumoren etwa vier Prozent aller Krebserkrankungen aus. 

Groß angelegtes Studienprogramm

Die VERSUS-Studie wird als eine „nichtinterventionelle, prospektive, multizentrische Studie zur Dokumentation und deskriptiven statistischen Auswertung von Diagnostik, Behandlungsverlauf und Nachsorge“ von Patienten mit uro-onkologischen Tumorleiden beschrieben. Die Untersuchungsparameter orientieren sich am einheitlichen onkologischen Basisdatensatz der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GEKID). Im Rahmen der VERSUS-Studie wurden weitere zusätzliche Parameter formuliert. 

Seit Mai 2018 erfassen Mitglieder von d-uo (Deutsche Uro-Onkologen) die Daten für VERSUS. Darin sind auch Informationen zu Patienten mit erstmaliger Diagnose eines urologischen Tumors wie Prostatakarzinom, Urothelkarzinom, Nierenzellkarzinom, Hodentumor und Peniskarzinom eingeflossen. 

Viertausend Fälle in einem Jahr

Im Jahr 2020 wurde in Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) bei insgesamt 4.060 Männern im medianen Alter von 37 Jahren ein Hodentumor diagnostiziert. Das relative Fünf-Jahres-Überleben wird mit 97 Prozent angegeben, bezogen auf alle UICC-Stadien (Union Internationale Contre le Cancer). 

Effektive Selbstuntersuchung

In der VERSUS-Studie wurde von Mai 2018 bis Dezember 2023 bei insgesamt 20.558 Patienten eine urologische Tumorerkrankung neu diagnostiziert. Von diesen hatten 749 Patienten (3,6 %) einen Hodentumor. Das mediane Alter betrug 38,6 Jahre. 73,5 Prozent der Patienten litten an einem Seminom, 26,5 Prozent an einem Nicht-Seminom. Bei 79,8 Prozent der Patienten lag ein UICC-Stadium vor, während das RKI für das Jahr 2020 nur bei 61 Prozent der Fälle mit Hodentumor ein UICC-Stadium benennen konnte.

Im Rahmen der VERSUS-Studie wurden Hodentumoren in 38,0 Prozent der Fälle mittels Selbstuntersuchung entdeckt, gefolgt von der Diagnose aufgrund der Symptomatik, nämlich bei 29,3 Prozent der Patienten, und 12,8 Prozent der Tumoren wurden anlässlich der Früherkennung diagnostiziert. 

Seminome häufiger als gedacht

  • Zusammenfassend haben Hodentumoren gemäß Analyse des RKI aus dem Jahr 2020 einen Anteil von 3,6 Prozent an allen urologischen Tumorerkrankungen. Die Ergebnisse aus der VERSUS-Studie sind mit 3,6 Prozent vergleichbar.

  • Die Patienten der VERSUS-Studie waren häufiger als erwartet an einem Seminom erkrankt und waren durchschnittlich älter als Patienten mit einem Nicht-Seminom.

  • Inzwischen können erste Angaben zur Primärtherapie der Seminome gemacht werden. Danach ergeben sich für die Behandlung von Seminomen im Stadium I nach Orchiektomie folgende Daten: 79 Prozent aktive Überwachung, 19 Prozent adjuvante Chemotherapie und in zwei Prozent eine adjuvante Radio therapie.

In Deutschland ...

  • ist Hodenkrebs der häufigste bösartige Tumor bei Männern zwischen 25 und 45 Jahren;

  • gibt es kein gesetzliches Angebot zur Früherkennung von Hodenkrebs. Aber ab dem Alter von 45 Jahren gilt die Tastuntersuchung der äußeren Geschlechtsorgane, auch der Hoden, als kostenlose Untersuchung im Rahmen der Prostata-Ca-Früherkennung. (DKFZ)

Quelle:

Klier J et al. Aktuelle Daten der VERSUS-Studie zum Hodentumor. Journal Onkologie 03/2024

RKI – Krebs in Deutschland – 2019/2020. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)