Kinderwunschbehandlung: Welchen Einfluss die Ernährung hat
Dr. Melanie SöchtigBei einer künstlichen Befruchtung besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Jetzt haben sich Hinweise darauf gefunden, dass man dem mit einer gesunden Ernährung entgegenwirken kann.
Weltweit sind schätzungsweise 12 bis 15 Prozent aller Paare unfruchtbar. Viele von ihnen entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung. Wenn sie sich bereits im Vorfeld gesund ernähren, könnten sie vermutlich die Chancen, dass ihr Wunschkind gesund zur Welt kommt, verbessern. Darauf deuten die Ergebnisse einer prospektiven Kohorten-Studie hin.
Eingeschlossen wurden insgesamt 612 Frauen, die zwischen 2007 und 2019 eine Kinderwunschbehandlung in einem spezialisierten Zentrum in Boston erhielten. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmerinnen betrug 35 Jahre. Anhand ihrer Ernährungsgewohnheiten wurden sie in vier Gruppen unterteilt. Die Einteilung erfolgte anhand der Übereinstimmung mit acht gängigen Ernährungsempfehlungen (1-4; 4 = höchste Übereinstimmung). Die Ernährungsempfehlungen basierten auf drei mediterranen Diäten, dem „Healthy Eating Index“ (HEI), dem „Alternate Healthy Eating Index“ (AHEI), der herzgesunden Ernährung gemäß American Heart Association (AHA), dem „Dietary Approach to Stop Hypertension“ (DASH) und einer vegetarischen Ernährung.
AHA: gut für Herz und Nachwuchs
Im nächsten Schritt analysierten die Wissenschaftler, welchen Einfluss die Ernährungsgewohnheiten auf die Resultate der Kinderwunschbehandlung hatten. Hierbei berücksichtigten sie auch weitere Risikofaktoren wie den Body-Mass-Index, den Tabakkonsum, die körperliche Aktivität und die medizinische Vorgeschichte der Probandinnen.
Hinsichtlich der Chancen auf eine klinische Schwangerschaft (Nachweis 5-6 Wochen nach der Behandlung) und auf eine Lebendgeburt konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Dahingegen zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Ernährungsempfehlungen und dem Risiko für einen Schwangerschaftsverlust. So trugen Teilnehmerinnen, die sich vor der Kinderwunschbehandlung an die AHA-Empfehlungen hielten, ein Risiko von 15 Prozent für einen Schwangerschaftsverlust. Im Vergleich dazu lag das Risiko für Frauen, die nicht den Empfehlungen folgten, bei 30 Prozent. Ähnliche Effekte wurden auch im Rahmen der anderen Ernährungsempfehlungen, mit Ausnahme der rein pflanzlichen Diät, beobachtet.
Die Empfehlungen für eine herzgesunde Ernährung der AHA umfassen:
- vielfältiges Obst und Gemüse
- Getreideprodukte mit möglichst hohem Vollkornanteil
- gesunde Eiweißquellen (z. B. Hülsenfrüchte, Nüsse, Fisch, Meeresfrüchte, fettarme Milchprodukte)
- flüssige nicht-tropische Pflanzenöle
- möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel
- möglichst wenig zugesetzter Zucker
- möglichst wenig Salz
- kein bzw. begrenzter Alkoholkonsum