Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Praxis

Allzu positiv war die Stimmung der niedergelassenen Ärzteschaft im bisherigen Jahresverlauf eher nicht. Aber es ließ sich ein leichter Aufwärtstrend erkennen. Das Stimmungsbarometer der „Stiftung Gesundheit“ lag im ersten Quartal 2025 bei -24,3 und stieg in Q2 auf -17,1 Punkte. Zum dritten Quartal hat sich die Ärzte-Stimmung wieder verschlechtert, der jüngste Stimmungswert beträgt -25,1 Punkte. Den stärksten Rückgang verzeichnen dabei die Hausärzte, hier ist das Stimmungsbild um 15,1 Punkte auf einen Wert von -33,4 gesunken. Auch Fachärztinnen und -ärzte zeigen sich mit -28,1 Punkten insgesamt unzufrieden. Als einzige Fachgruppe liegen psychologische Psychotherapeuten mit einem Stimmungswert von 0,7 im positiven Bereich.

Ärzte-Stimmung: Digitalisierung und gesetzliche Vorgaben werden als Hauptbelastung wahrgenommen

Als Gründe für die gedrückte Gemütslage gaben die befragten Ärztinnen und Ärzte an, dass sie vor allem wieder stärker mit negativen Faktoren zu kämpfen hatten. Für 71,3 Prozent hätten sich Vorgaben von Politik oder Selbstverwaltung sowie gesetzliche Regelungen negativ auf ihre Arbeitssituation ausgewirkt. Auch an der Digitalisierung scheint es zu hapern, hier sind etwas mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (67,9 Prozent) unzufrieden mit den Rahmenbedingungen. Die sonstige Praxis-Administration ist für 54,6 Prozent der Ärzte laut Stimmungsbarometer eine Belastung, viele beklagen zudem ihre eigene Arbeitszeit als Hindernis.

Über das Stimmungsbarometer der "Stiftung Gesundheit"

Das Stimmungsbarometer gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzte in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten. Parallel zum Stimmungsbarometer der Ärzte wird seit Anfang 2022 auch die wirtschaftliche Stimmung der Heilberufler analysiert. Für die aktuelle Befragung erhielten insgesamt 10.000 niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung. Zusätzlich wurden 2.782 Ärzte angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen.

Das positivere Stimmungsbild im zweiten Quartal 2025 war auch mit der Hoffnung verbunden, dass die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken notwendige strukturelle Reformen angehen würde. Dieser Effekt scheint verpufft zu sein. „Politisch-inhaltlich motivierte Änderungen sind kaum erkennbar, die Diskussion wird vor allem bestimmt von der immer deutlicher werdenden Finanzkrise in der gesetzlichen Krankenversicherung“, kommentiert Forschungsleiter Prof. Dr. Konrad Obermann. Die dauerhafte Stabilisierung der Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung könne so auch die Versorgungssituation beeinflussen, mahnt Obermann.    

Wie die Politik das Stimmungsbild verbessern könnte

Das zeigt sich auch bei einem anderen Vorstoß von Warken, der für viel Wirbel sorgte. Mit der geplanten Apothekenreform könnte es Apothekern auch erlaubt werden, verschreibungspflichtige Medikamente ohne vorherige ärztliche Rücksprache abzugeben. Dieses Vorhaben überschreite eine rote Linie, warnen Ärztevertreter in einem offenen Brief an das Gesundheitsministerium. Sie fürchten fehlerhafte und auch gefährliche Arzneimitteltherapien, falls das bisher bewährte Vorgehen bei der Medikamentenverordnung aufgeweicht wird. Um für mehr Zuversicht bei der Ärzteschaft zu sorgen, sollte Warken als Ressortchefin daher die ambulante Versorgung nicht aus dem Blick verlieren. Ein erster Schritt wäre hier beispielsweise, das im Raum stehende Primärarztsystem in Angriff zu nehmen und Haus- sowie Fachärzte besser in den Planungsprozess mit einzubeziehen.

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