Asthma symptompräventiv behandeln
Nina GrellmannDauertherapie-Konzepte zur kurzfristigen Beschwerdelinderung sind bei Asthma nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr geht es in der modernen Behandlung darum, Symptome nachhaltig zu vermeiden.
War es früher nahezu undenkbar, dass Menschen mit Asthma ohne Notfallspray das Haus verließen, so sollte es heutzutage zur Normalität gehören. „Seit mehreren Jahrzehnten haben wir Medikamente, mit denen Asthma in Remission geführt werden kann. Der Patient kann ohne Spray ausgehen oder in den Urlaub fahren. Das ist möglich, das ist der symp-tompräventive Ansatz“, weiß Prof. Marek Lommatzsch, leitender Oberarzt der Abteilung Pneumologie der Universitätsmedizin Rostock. Lommatzsch ist Koordinator der im März 2023 erschienenenS2K-Leitlinie Asthma. Experten wie die pädiatrische Allergologin und Pneumologin Prof. Erika von Mutius aus München schätzen die umfassend überarbeitete und ergänzte Leitlinie als eine kompetente Stellungnahme ein, welche die Entwicklung der letzten Jahre berücksichtigt.
Antientzündliche Therapie ist zentraler Baustein in der medikamentösen Behandlung
Die Leitlinien-Empfehlungen zur medikamentösen Therapie basieren auf dem Verständnis der Pathologie und Pathophysiologie von Asthma. Antiinflammatorische Therapieoptionen, die gezielt und nebenwirkungsarm in die Pathophysiologie der Erkrankung eingreifen, stehen an erster Stelle. Die wichtigste Säule stellen dabei inhalative Glukokortikosteroide (ICS) dar. Diese können beispielsweise als Dauertherapie zum Einsatz kommen oder auch in fester Kombination mit dem rasch atemwegserweiternden Formoterol als Bedarfstherapie.
Die Wahl des ICS sollte mit großer Sorgfalt erfolgen. Um das Risiko unerwünschter lokaler und systemischer Wirkungen zu minimieren, ist die jeweils niedrigste Dosis der Substanz mit dem geringsten Risiko für systemische Wirkungen zu bevorzugen.
Ziel ist, eine bestmögliche Asthma-Kontrolle oder eventuell sogar eine Asthma-Remission mit so wenigen Medikamenten und so wenigen Nebenwirkungen wie möglich zu erreichen.
Das generelle Therapiekonzept besteht nicht mehr in der Reaktion auf Symptome, sondern in der nachhaltigen Prävention ihres Auftretens. „Wir drehen die Medaille um: Erst die Entzündung der Atemwege behandeln, Salbutamol ist nur noch in Ausnahmefällen bei Bedarf zu geben“, so Lommatzsch.
Hausärzte können in vielen Fällen die Behandlung selbst in die Hand nehmen
Leichte bis mittelschwere Asthma-Formen können laut dem Experten problemlos beim Hausarzt behandelt werden. Dazu sei lediglich eine Basisdiagnostik in Form einer Blutabnahme erforderlich. Hinzu komme eine etwas umfangreichere Anamnese.
Biologika als wertvolle Therapieoption bei schwerem Asthma
Schweres Asthma lässt sich jedoch trotz der etablierten Therapien nicht immer ausreichend kontrollieren. In solchen Fällen können Biologika eine hochwirksame Behandlungsmöglichkeit darstellen.
Aktuell sind sechs Biologika aus vier Biologika-Klassen zur Behandlung von schwerem Asthma in Europa zugelassen, davon fünf Biologika zur Selbstapplikation. Lommatzsch fordert die Ärzte zu einer gezielten Auswahl auf: „Formell kommen fast alle Biologika für die Patienten infrage, da die Zulassungen überlappend sind. Wir wissen aber, dass bestimmte Patienten von bestimmten Biologika sehr gut profitieren.“
Die Prävalenz von Asthma ist in den hochentwickelten westlichen Ländern höher als in den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern. In den letzten Jahren näherten sich die Prävalenzraten jedoch einander an.
Quelle:www.medscape.de; S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 2023; AWMF-Registernr.: 020-009