Impftermine mit Kindern stressfrei gestalten: Gut vorbereiten und ehrlich sein
Dr. Dagmar van ThielSchon das erste Impferlebnis kann darüber entscheiden, ob Kinder bei zukünftigen Terminen aus Angst vor Schmerzen panisch reagieren. Damit das Impfen von vorneherein nicht für alle Beteiligten – die Ärzte, die Eltern und vor allem die Kinder – zum Stress wird, helfen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts.
Als Tipps für den Praxisalltag hat das Robert Koch-Institut (RKI) das Merkblatt „Schmerz- und Stressreduktion beim Impfen“ herausgegeben, das im Folgenden mit Fokus auf Kinder bis zwölf Jahre zusammengefasst wird. In den RKI-Empfehlungen wird deutlich, dass mit vorbeugenden Maßnahmen nicht bis zum ersten Impftermin gewartet werden sollte, sondern Maßnahmen schon „bevor es losgeht“ getroffen werden sollten. So sollten Eltern bereits im Vorfeld, beispielsweise beim U3-Termin, über die anstehenden Impfungen, die potenziellen Schmerzen sowie Möglichkeiten der Schmerzminderung informiert werden.
Checkliste: Beim Impfen Vertrauen vermitteln
Prinzipiell empfiehlt sich:
Eltern von Kindern unter zehn Jahren sollten bei der Impfung anwesend sein.
Das Praxisteam sollte Ruhe ausstrahlen und sich kooperativ und sachkundig verhalten.
Kinder über drei Jahre sollten direkt vor der Injektion erklärt bekommen, was beim Impfen passiert.
Bei der Aufklärung sind die Worte sorgfältig zu wählen; falsch sind unehrliche Phrasen wie „Das tut überhaupt nicht weh!“
Wenn Kinder Angst vorm Impfen haben: Ablenkung von der Spritze bieten
Schmerzen und Stress lassen sich durch einfache Mittel und Ablenkung reduzieren:
Den kleinen Impflingen hilft es, wenn sie die Hand von Mutter oder Vater drücken.
Kinder unter sechs Jahren können durch Spielzeuge, Ballons, Windrädchen, Seifenblasen, Videos, Gespräche oder Musik direkt vor und auch nach der Injektion von Angst und möglichen Schmerzen abgelenkt werden.
Extremer Stress beim Impfen: Notfalls lokale Analgetika geben
Falls der Impftermin dennoch droht, zum Desaster für alle Beteiligten zu werden und keine sachliche und sanfte Methode hilft, um das Kind zu beruhigen, können notfalls lokal wirksame Schmerzmittel die Lösung sein.
Bei Kindern ab dem Alter von vier Monaten bis zwölf Jahren eignen sich hierfür in Einzelfällen Lidocain-haltige Schmerzpflaster oder Cremes unter einem Okklusionsverband, wobei die empfohlene Mindesteinwirkzeit von 30 bis 60 Minuten zu berücksichtigen ist.
Schmerzpflaster oder Cremes sollten bei Kindern unter zwölf Monaten nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln (etwa Sulfonamide) angewendet werden, die die Bildung von Methämoglobin fördern.
Gegen den Schmerz hilft auch Eisspray (Sprühzeit zwei bis acht Sekunden). Nach Desinfektion kann sofort geimpft werden.
Als Hilfestellung für die Eltern bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Internetportal das BZgA-Merkblatt „Schmerzarmes Impfen“ an.
Schmerzreduktion beim Impfen – was Ärzte nicht tun sollten
Maßnahmen, die nicht zur Schmerzreduktion empfohlen sind:
Erwärmung des Impfstoffs
Manuelle Stimulation der Injektionsstelle, z. B. durch Reiben oder Kneifen
Orale Analgetika-Gabe vor oder während der Impfung