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Onkologie

Um Krebs möglichst früh zu entdecken und die Behandlungschancen zu erhöhen, übernehmen in Deutschland die Krankenkassen die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen für verschiedene Krebsarten. Die Teilnahme an diesen Untersuchungen ist freiwillig.

Laut einer AOK-Umfrage nehmen ungefähr ein Drittel der deutschen Frauen und die Hälfte der deutschen Männer nicht oder nur unregelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teil. Die Studie zeigte auch, dass die Bereitschaft, diese Angebote zu nutzen, mit dem Alter steigt.

Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen

Ein Forscherteam um Prof. André Hajek vom Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat sich der Frage gewidmet, ob es einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und der Teilnahme an unterschiedlichen Krebsvorsorgeuntersuchungen gibt. Die Ergebnisse hat das Journal ScienceDirect veröffentlicht.

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Daten der Nationalen Kohorte (NAKO) ausgewertet: „Die NAKO Gesundheitsstudie ist die größte Langzeit-Bevölkerungsstudie in Deutschland. In 18 Studienzentren werden seit 2014 über 200.000 zufällig ausgewählte Personen medizinisch untersucht und nach ihren Lebensgewohnheiten befragt.“

Die „Big Five“-Persönlichkeiten und Vorsorgeuntersuchungen

Insgesamt analysierten die Forscher Selbstauskunftsdaten von 132.298 Teilnehmern. Sie bezogen dabei die Teilnahme an folgenden Vorsorgeuntersuchungen ein:

  • Tastuntersuchung der Brust und Mammografie zur Erkennung von Brustkrebs

  • Gebärmutterhalsabstrich zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs

  • Rektale Untersuchung und PSA-(Prostataspezifisches Antigen)-Bestimmung im Blut zur Erkennung von Prostatakrebs

  • Stuhluntersuchung auf okultes Blut und Darmspiegelung zur Erkennung von Darmkrebs

  • Hautscreening auf Muttermale zur Erkennung von Hautkrebs

Mithilfe des Big Five Inventory-SOEP quantifizierten sie die Persönlichkeitsfaktoren:

  • Gewissenhaftigkeit, verbunden mit Leistungsbereitschaft, Struktur und Disziplin

  • Neurotizismus mit einer Tendenz zu negativen Gefühlen und Ängsten

  • Offenheit und Interesse für neue Erfahrungen

  • Extraversion, die sich durch Geselligkeit, Energie und Optimismus ausdrückt

  • Verträglichkeit mit einer Neigung zu freundlichem, kooperativem Verhalten

Außerdem flossen weitere personenspezifische Daten wie Alter, Geschlecht, Schulbildung, Beruf, Beschäftigungsverhältnis, Familienstand und Erkrankungen in ihre Untersuchung mit ein.

Offen für Neues aber nicht für Krebsvorsorge

Die Analyse zeigte, dass Menschen mit gewissenhaften Persönlichkeitsmerkmalen eher dazu neigten, an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Gefolgt von Menschen mit neurotizistischen Persönlichkeitsmerkmalen und extravertierten Menschen. Bei Menschen, die von Offenheit für neue Erfahrungen geprägt waren, war die Teilnahmebereitschaft erstaunlicherweise am geringsten ausgeprägt.

Interessanterweise wirkten sich die Persönlichkeitsmerkmale bei unterschiedlichen Untersuchungen auch unterschiedlich aus. Extravertierte nahmen zwar am zweithäufigsten an Darmspiegelungen teil, aber seltener an Hautkrebsuntersuchungen oder Hämoccult-Stuhluntersuchungen. Gewissenhafte lagen bei diesen Stuhluntersuchungen und dem Hautkrebsscreening vorn, aber nahmen seltener an Koloskopien teil.

„Das Wissen könnte dabei helfen, die Nichtteilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchungen besser zu verstehen und Personen zu charakterisieren, bei denen ein höheres Risiko besteht, Krebsvorsorgeuntersuchungen nicht ausreichend zu nutzen“, so die Studienautoren.

Quelle:

https://nako.de/pressemitteilungen/welche-rolle-spielen-persoenlichkeitsmerkmale-bei-der-krebsvorsorge/

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