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Dermatologie

Extremereignisse bedrohen mit zunehmender Häufigkeit und Schwere die Hautgesundheit weltweit, denn sie lösen Hautkrankheiten aus oder verschärfen sie. Marginalisierte und vulnerable Gruppen betrifft dies besonders: Kinder, Schwangere, Ältere, Menschen mit mentalen Erkrankungen, ethnische Minderheiten und Migrierende. Das dokumentierte die US-amerikanische Arbeitsgruppe um Eva Rawlings Parker in einem Review, das sich auf fast 200 Studien stützt. 

Überschwemmungen, Waldbrände und Hitze

Wie das Review zeigt, haben Überflutungen vermehrt traumatische Wunden sowie Hautinfektionen durch Bakterien und Pilze zur Folge. Pestizide, Abwässer, Dünger und Chemikalien, die in das Flutwasser geraten, können außerdem Kontaktdermatitiden auslösen. Der durch Waldbrände entstehende Rauch kann, selbst bei Erwachsenen ohne vorherige Diagnose, eine atopische Dermatitis triggern und zudem Akne auslösen oder verschlimmern. 

Auch hohe Temperaturen verschärfen viele chronisch entzündliche Dermatosen. Zunehmende Hitze und Feuchtigkeit können verbreiteten bakteriellen und viralen Hautinfektionen sowie Dermatomykosen Vorschub leisten. Zudem könnten Menschen bei Hitze mehr Zeit im Freien verbringen und wären dann vermehrt Luftverschmutzung, UV-Strahlung und Insekten ausgesetzt. Besonders für Arbeiter und migrantische Arbeitskräfte ist extreme Hitze ein Berufsrisiko, so Parker et al. 

Die Klimawandel-bedingte Migration und ihre Passagiere

Extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen tragen zu umfangreichen Migrationsbewegungen bei. Sie destabilisieren Regionen mit bereits bestehenden sozialen, politischen oder ökonomischen Konfliktsituationen. Bei Migrierenden gehören Hautkrankheiten zu den am häufigsten berichteten Gesundheitsproblemen: Aus ihrem Herkunftsland können sie Dermatosen mitbringen und am Zielort auf solche treffen, denen sie zuvor nie ausgesetzt waren, fanden Johannes Dayrit et al. 2022. Bedeutsam sind vor allem infektiöse Krankheiten sowie Vektor-übertragene Viren. Und: Wohnungslose Menschen leiden überdurchschnittlich häufig an klimasensiblen Dermatosen mit hoher Krankheitslast.

Sonne und Hautkrebs: Mehr ist mehr?

In einem Review vom Februar 2024 identifizierten Thomas Watson et al. UV-Strahlung, Beschäftigung, steigende Temperaturen, individuelles Verhalten sowie Luftverschmutzung als potenzielle Einflussfaktoren für Hautkrebs. Und dem Editorial des Lancet Oncology von August 2023 zufolge erreichten die Hautkrebsfälle in Großbritannien ein Rekordhoch. Es braucht nicht nur – wie dort gefordert – günstigen Sonnenschutz, um die dringend notwendige Resilienz zu erreichen.

Auch das kutane Mikrobiom ...

... verändert sich durch Temperatur, Feuchtigkeit, UV-Strahlung und Luftverschmutzung und könnte so atopische Dermatitis, Akne vulgaris, Psoriasis und Hautkrebs gravierender werden lassen.

Quelle:

Rawlings Parker E et al. J Clim Chang Health 2022; doi:10.1016/j.joclim.2022.100162

Rawlings Parker E. Int J Womens Dermatol. 2020 Jul 17;7:17–27