Medizinische Versorgung im Ausland: Viele Ärzte unterschätzen das Kostenrisiko
Marzena SickingSie sind Arzt. Und Sie sind privat versichert. Doch reicht das, um auch auf Reisen eine optimale medizinische Versorgung zu erhalten? Nein, warnen unsere Experten und erklären, warum zusätzlicher Schutz auch für gut versicherte Mediziner sinnvoll ist.
Endlich Urlaub. Endlich Erholung. Und vor allem: Endlich Pause von den kräfteraubenden Konflikten mit Krankenkassen und privaten Versicherungen über die Erstattung von Behandlungskosten. Wer in den Ferien abschalten will, sollte sich den gewohnten Alltags-Ärger vom Hals halten. Debatten mit Kostenträgern sind daher zu vermeiden – auch und gerade in eigener Sache.
Auf Reisen kann viel schiefgehen
Dafür bedarf es einiger Vorbereitung. So leistungsstark die eigene Versicherung bei Behandlungen zu Hause auch sein mag – im Ausland kann das ganz anders aussehen. Dabei kann gerade auf Reisen viel schiefgehen. Wer sich beim Sport verletzt oder mit dem Mietwagen einen Unfall baut, vor Ort operiert oder in die Heimat zurückgeflogen werden muss, sollte daher ausreichend versichert sein. Das aber ist leider auch bei privaten Anbietern keine Selbstverständlichkeit. Nicht jede Gesellschaft bietet weltweiten Versicherungsschutz – und wenn, dann oft nur zeitlich begrenzt.
Kein kostenloser Auslandsreise-Krankenversicherungsschutz mehr
Gesetzliche Krankenkassen dürfen ihren Versicherten sogar gar keinen kostenlosen privaten Auslandsreise-Krankenversicherungsschutz mehr zur Verfügung stellen, das hat das Bundessozialgericht kürzlich in einem Urteil festgestellt (mehr dazu lesen Sie hier).
Auch beim Krankenrücktransport in die Heimat – oder dessen Bezahlung – haben viele Tarife Lücken. Gerade dieser Transport erweist sich im Ernstfall aber meist als größter Kostenbrocken. Selbst ein Flug in der Linienmaschine, aus der nur ein paar Sitze ausgebaut werden müssen, kann Zehntausende Euro kosten. Der Transport in einem Ambulanzflugzeug ist noch teurer. Wer vermeiden will, dass der qua Unfall ohnehin unerfreuliche Urlaub auch noch zum Finanzdebakel wird, muss daher das Kleingedruckte seiner Police genau lesen oder eine Zusatzversicherung abschließen. Wer z.B. Mitglied beim ADAC ist, kann das Problem mit einer “Plus-Mitgliedschaft” umgehen: Die beinhaltet u.a. nicht nur den bekannten Pannenservice, sondern auch dern Krankenrücktransport aus dem Ausland.
Zusatzversicherungen für den Krankheitsfall
Zusatzversicherungen für den Krankheitsfall im Ausland sind auch zu empfehlen, wenn die Leistungen der eigenen Krankenvollversicherung im Inland keine Wünsche offenlassen. Grund: Viele Ärzte haben hohe Selbstbeteiligung vereinbart und reduzieren so die monatlichen Prämien. Der Eigenanteil wird aber auch für Behandlungen im Ausland fällig – wohingegen bei den vielen Zusatzversicherungen keine oder nur eine sehr geringe Selbstbeteiligung anfällt. Weiterer Vorteil: Selbst leistungsstarke Produkte sind in der Regel für vergleichsweise schlankes Geld zu haben.
So wichtig ist der Zusatzschutz
Für Kassenpatienten: Trotz bestehender Sozialversicherungsabkommen werden die Behandlungskosten innerhalb Europas nicht immer voll erstattet. In Ländern ohne Sozialversicherungsabkommen müssen gesetzlich Versicherte die Behandlung komplett privat bezahlen. Kosten für einen medizinisch notwendigen Rücktransport übernimmt die Kasse nie.
Leistungsfall während des Auslandsaufenthalts für Privatpatienten
Auch für Privatversicherte kann eine private Zusatzpolice sinnvoll sein. Sie spart im Leistungsfall während des Auslandsaufenthalts den vertraglich vereinbarten Selbstbehalt. Zudem gehört der medizinisch notwendige oder gewünschte Rücktransport nicht immer zum Standard-Repertoire der privaten Krankenvollversicherung.