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Medizin

Hoher Bedarf an Behandlungsalternativen für Patienten mit chronischen Schmerzen

Allein in Deutschland leiden Schätzungen zufolge mehr als zwölf Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Dabei ist davon auszugehen, dass nur bis zu 30 Prozent der Betroffenen von einer medikamentösen Schmerztherapie profitieren. Neben einer fehlenden oder mit der Zeit nachlassenden Wirksamkeit können Nebenwirkungen und die Gefahr einer Abhängigkeit die langfristige Anwendung von Analgetika limitieren.

Deshalb kann es hilfreich sein, die Behandlung von Schmerzpatienten um komplementäre Verfahren zu ergänzen. Diese sind in der Regel nicht nur nebenwirkungsarm, sondern bessern oftmals Schmerzen und Lebensqualität, sodass die Dosierung der Schmerzmedikamente reduziert werden kann. 

Akupunktur bei chronischen Schmerzen

Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen gibt es vor allem für die Akupunktur. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) eignet sich das traditionelle chinesische Heilverfahren unter anderem zur Behandlung von Kopfschmerzen, Migräne, Rückenschmerzen und Rheuma. Mittlerweile hat die Akupunktur auch Einzug in verschiedene Leitlinien erhalten. So sprechen sich deutsche Fachgesellschaften für die Anwendung bei chronischen und akuten nichtspezifischen Kreuzschmerzen aus. Auch in der S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten“ hat die Akupunktur einen festen Stellenwert. Sie wird zur Linderung von Tumor- und Gelenkschmerzen durch Aromataseinhibitoren bei Brustkrebspatientinnen empfohlen.

Bei der Akupunktur werden sterile Einmalnadeln in bestimmte Punkte des Körpers gestochen, die auf sogenannten Meridianen liegen. Dabei handelt es sich nach dem Verständnis der traditionellen chinesischen Medizin um Leitbahnen, durch welche die Lebensenergie (sog. Qi) fließen soll. Das Stechen von Nadeln in die Akupunkturpunkte zielt darauf ab, Blockaden im Energiefluss zu lösen und so die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Bislang konnte noch nicht gänzlich geklärt werden, welche Prozesse genau bei der Akupunktur im Körper ablaufen. Die schmerzlindernde Wirkung lässt sich jedoch zum Teil auf eine Hemmung der Weiterleitung von Schmerzsignalen im Rückenmark sowie auf die Ausschüttung von Serotonin und Endorphinen im Gehirn zurückführen. 

Naturheilkunde bei der Behandlung chronischer Schmerzen

Neben der Akupunktur haben sich bei der Behandlung chronischer Schmerzen auch verschiedene naturheilkundliche Ansätze bewährt. Hierzu zählen Wasseranwendungen (Hydrotherapie), Ordnungstherapien, Neuraltherapien, ausleitende Verfahren (Setzen von Blutegeln, Schröpfen), Fasten und meditative Bewegungsformen wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong. Darüber hinaus haben sich Inhaltsstoffe aus verschiedenen Pflanzen als wirksame Schmerzmittel erwiesen. Beispiele hierfür sind:

  • Weidenrinde und Capsaicin-Pflaster oder -Cremes bei chronischem nichtspezifischem Kreuzschmerz

  • Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerz

  • Kohl- oder Quarkwickel bei entzündlichen Gelenkschmerzen

  • Kurkumawurzel, echter Weihrauch und Brennnesselblätterextrakte beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom

Neben Akupunktur und naturheilkundlichen Verfahren gibt es noch viele weitere komplementärmedizinische Ansätze zur Behandlung von Schmerzen. Welche Methode sich am besten eignet, hängt vom Einzelfall ab.

Kassenleistung Akupunktur

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Akupunktur bei Knie- und Lendenwirbelsäulenschmerzen, die seit mindestens sechs Monaten bestehen.

Quelle:

u. a. www.schmerzgesellschaft.de

AWMF-Leitlinie Registernummer: 032/055OL

AWMF-Leitlinie Registernummer: nvl-007