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Onkologie

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 60.000 Personen an Darmkrebs. Viel zu wenig Menschen nehmen die kostenlosen Angebote, Stuhltest und Koloskopie, zur Früherkennung wahr.

Seit 2017 gibt es zum Nachweis von tumorverursachten, unsichtbaren Blutspuren im Stuhl einen immunologischen Stuhltest (iFOBT). Der ist genauer als der früher übliche Haemoccult, und er kann besser zwischen menschlichem Blut und tierischen Blutbestandteilen aus Lebensmitteln unterscheiden. Es gibt allerdings zwei Einschränkungen bei diesem Test. Zum einen blutet nicht jeder Tumor und zum anderen gibt es auch andere als tumorbedingte Ursachen für Blut im Stuhl.

DNA-Stuhltests bei unter 50-jährigen wenig zuverlässig

Ein Stuhltest auf Tumor-DNA, der in den USA zugelassen ist, weist bei Menschen ab 50 Jahren eine hohe Sensitivität für Darmkrebs auf sowie eine mittlere Sensitivität für fortgeschrittene Adenome. Bei jüngeren Personen beträgt die Sensitivität nur noch ein Drittel bei fortgeschrittenen Adenomen. Ein zuverlässigerer Tumormarker im Stuhl könnte der Nachweis von Tumor-RNA sein.

Auf der wissenschaftlichen Jahrestagung des American College of Gastroenterology in Vancouver stellte Professor David Lieberman von der Oregon Health & Science University Portland und Mitautor der CRC-PREVENT-Studie deren Ergebnisse vor. In dieser Studie untersuchten Wissenschaftler die Genauigkeit des Multitarget-Stuhl-RNA-Tests (mt-sRNA) von Geneoscopy. Das Fachmagazin JAMA Network hat die Ergebnisse zeitgleich publiziert.

Für diese prospektive Querschnittsstudie wurden mit Hilfe von sozialen Medien über 14.000 Menschen rekrutiert. 8920 mit einem mittleren Alter von 55 (45-90) Jahren, erfüllten alle Zugangsvoraussetzungen und nahmen letztendlich an der Studie teil. Die Probanden gaben eine Stuhlprobe ab, die sowohl mit einem immunologischen Stuhltest (FIT) als auch mit dem mt-sRNA-Test von Geneoscopy analysiert wurde. Anschließend unterzogen sich die Teilnehmer einer koloskopischen Untersuchung.

RNA-Test erkennt 94 Prozent der Darmkrebserkrankungen

Die Mediziner stellten bei insgesamt 36 Teilnehmern Darmkrebs fest. Ein fortgeschrittenes Adenom bei 606 Teilnehmern. Insgesamt 649 Teilnehmer hatten ein Adenom mit mittlerem Risiko und 2284 Teilnehmer ein Adenom mit niedrigem Risiko. 5345 Teilnehmer hatten hyperplastische Polypen, die kleiner als 10 mm waren, andere Läsionen oder keine Läsionen.

FIT und mt-sRNA-Test zusammen identifizierten 34 der 36 Darmkrebs-Erkrankten, das sind 94,4 Prozent Sensitivität. Wohingegen der FIT allein nur 28 Darmkrebserkrankungen erkannte mit einer Sensitivität von 77,8 Prozent. Bei Darmkrebs im Stadium I lag die Sensitivität von mt-sRNA-Test und FIT bei 100 Prozent (FIT allein 71,4 Prozent).

Hohe Sensitivität auch bei Jüngeren

Von den 606 Teilnehmern mit fortgeschrittenen Adenomen erkannten der mt-sRNA-Test und FIT gemeinsam 278, was einer 45,9-prozentigen Sensitivität entspricht (FIT allein 28,9 Prozent). Dabei identifizierten sie größere Läsionen und solche mit hochgradiger Dysplasie zuverlässiger als kleine Läsionen und Läsionen mit niedrigeren malignen Transformationsraten. Im Gegensatz zum FIT zeigte der mt-sRNA-Test auch bei Personen unter 50 Jahren eine 100-prozentige Empfindlichkeit gegenüber Darmkrebs sowie eine 45-prozentige Empfindlichkeit gegenüber fortgeschrittenen Adenomen. Die Spezifität des mt-sRNA-Test für keine Läsionen betrug 87,9 Prozent.

„Diese prospektive Zulassungsstudie eines neuen Stuhl-RNA-Tests zeigt eine hervorragende Empfindlichkeit für Darmkrebs und fortgeschrittene Adenome im gesamten Altersspektrum von Erwachsenen, die für ein Darmkrebs-Screening in Frage kommen, einschließlich der 45- bis 49-Jährigen. Die Technologie von Geneoscopy kann Millionen von Menschen eine bequeme und zuverlässige Option zur Erkennung und Prävention von Darmkrebs bieten“, so Lieberman.