Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Medizin

Die Corona-Pandemie war für uns alle eine Herausforderung. Besonders darunter gelitten haben allerdings von Armut betroffene Familien mit kleinen Kindern sowie Alleinerziehende. Laut den Ergebnissen der repräsentativen Studie „Kinder in Deutschland 0-3 2022“ (KiD 0-3) des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) ist der Gesundheitszustand nur bei 64 Prozent der Kleinkinder und Säuglinge, die in armutsbelasteten Familien aufwachsen, „sehr gut“. Damit liegen sie deutlich unter dem Gesamtergebnis von 78 Prozent. Ferner stellten Ärzte bei 21 Prozent von ihnen eine nicht altersgerechte Entwicklung fest.

Jede zehnte Familie lebt in Armut

Insgesamt gaben zehn Prozent der befragten Familien an, staatliche Leistungen zur Grundsicherung zu beziehen, und galten daher als arm. Alleinerziehende machen neben Familien mit niedriger Bildung einen großen Teil der Betroffenen aus. Der Gesundheitszustand ihrer Kinder wurde nur in 62 Prozent der Fälle als „sehr gut“ eingestuft gegenüber 79 Prozent in Paarfamilien.

„Die Studie KiD 0-3 liefert uns wertvolle repräsentative Daten zur Gesundheit und Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland und füllt damit eine Leerstelle. Dass das Aufwachsen in Armut die Entwicklung bereits von so kleinen Kindern nachweislich beeinträchtigt, ist nicht hinnehmbar“, erklärte die Bundesfamilienministerin Lisa Paus in einer Pressemitteilung. „Diesen Trend hat die Pandemie nochmals verstärkt. Mit den Angeboten der Frühen Hilfen erreichen wir insbesondere Familien mit kleinen Kindern in prekären Lebensverhältnissen und können negativen Entwicklungen frühzeitig entgegenwirken. So kommen wir unserem Ziel näher, allen Kindern in Deutschland ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen.“

Hilfe wird gut angenommen

Die Unterstützungsangebote der Frühen Hilfe richten sich an Eltern ab der Schwangerschaft und Familien mit Kindern bis drei Jahre. Sie umfassen niedrigschwellige Leistungen aus den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen, der Frühförderung und der Schwangerschaftsberatung. Die Studie der NZFH macht deutlich, wie wertvoll diese Angebote sind. So bewerteten beispielsweise 92 Prozent der Eltern die Begleitung einer Familienhebamme oder einer Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegenden als „hilfreich“ bzw. „sehr hilfreich“.

Die Befragung der Eltern fand zwischen April und Dezember 2022 statt. Parallel wurden Daten zur Gesundheit und Entwicklung des Kindes mittels eines Dokumentationsbogens im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen U3 bis U7a ermittelt. Insgesamt beteiligten sich 7.818 Mütter und Väter sowie 258 Kinderärzte an der NFZH-Studie.