Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Pädiatrie

Energy-Drinks werden nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von vielen Kindern und Jugendlichen konsumiert. So zum Beispiel beim Computerspielen, vor dem Sport, während einer Prüfungsphase oder beim Feiern mit den Freunden. Meist erhoffen sich die jungen Konsumenten davon, wacher und leistungsfähiger zu sein.

Laut einem europaweiten Überblick der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) konsumieren Jugendliche am häufigsten Energy-Drinks. In Deutschland wurden einer Untersuchung zufolge 6,6 Prozent der Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren als „Hochverzehrer“ identifiziert, die die Höchstmengen für Koffein (nach Vorgaben der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde) überschritten.

Der Grund: Damit Energy-Drinks die gewünschten Effekte erzielen, enthalten sie neben jeder Menge Zucker auch Substanzen wie Koffein, Taurin, Guarana und Glucuronolacton sowie Farbstoffe und Aromen. Eine Dose Energy-Drink (250 ml) enthält im Schnitt 80 mg Koffein.

Münchener Kinderkardiologen untersuchen Folgen bei hohem Konsum

Bei übermäßigem Konsum können Energy-Drinks die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems ungünstig beeinflussen. Das legen Untersuchungsdaten (u.a. des Bundesinstituts für Risikobewertung) nahe. Inwiefern das kardiale Risiko speziell bei jungen Menschen erhöht ist,  untersuchen nun Kinderkardiologen am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Die EDUCATE-Studie wird von der Deutschen Herzstiftung mit rund 69.000 Euro gefördert.

„Im Rahmen der Studie möchten wir erstmalig die akuten Auswirkungen des Energy-Drink-Konsums auf die Herz-Kreislauf-Funktion gesunder Kinder und Jugendlicher untersuchen“, erläutert Studienleiter Dr. med. Felix Oberhoffer. Er ist Assistenzarzt der Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin am LMU-Klinikum. „Vor allem die mit dem Konsum von Energy-Drinks assoziierten Herzrhythmusstörungen können zu einem medizinischen Notfall führen, wie Studiendaten zeigen. Zusätzlich ist der übermäßige Konsum mit einem erhöhten Blutdruck assoziiert. Daher gehen wir davon aus, dass sowohl der akute wie auch der chronisch übermäßige Konsum das Risiko für Herz und Gefäße erhöht“, so der Studienarzt.

Akute Effekte von Energy-Drinks im Fokus

Die an der Studie teilnehmenden Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der kinderkardiologischen Abteilung am LMU-Klinikum in München/Großhadern untersucht. An einem der beiden Tage konsumieren die Probanden eine definierte Menge eines Energy-Drinks. Am anderen Tag werden sie gebeten, innerhalb von 30 Minuten eine definierte Menge eines zuckerhaltigen Vergleichsgetränkes zu sich zu nehmen. Dieses enthält nicht die üblichen Bestandteile eines Energy-Drinks.

„Um Verfälschungen der Studienergebnisse zu vermeiden, wissen die Kinder und Jugendlichen zunächst nicht, an welchem der beiden Tage der Energy-Drink beziehungsweise das Vergleichsgetränk konsumiert wurde”, erläutert Dr. Oberhoffer den Ablauf.

Im Anschluss an den Getränkekonsum sollen dann in regelmäßigen Abständen die Herz- und Gefäßfunktion sowie die Herzströme der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gemessen werden. Nach einer vierstündigen Überwachung wird der/die Proband/-in zudem mit einem Langzeit-Blutdruck-Messgerät und einem Langzeit-EKG ausgestattet, um Blutdruck bzw. Herzströme über weitere 24 Stunden zu kontrollieren.

Sicherheit der jungen Probanden ist gewährleistet

„In der Studie achten wir streng auf die Gesundheit der jungen Probanden“, betont Oberhoffer. „Es werden sämtliche Maßnahmen ergriffen, um mögliche gesundheitliche Risiken zu minimieren.“ So werden die TeilnehmerInnen vor dem Konsum der entsprechenden Getränke auf das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen untersucht. Zudem wird die maximale, als unbedenklich erachtete Tageshöchstdosis an Koffein nicht überschritten.

Sollten sich die akuten Effekte der Energy-Drinks auf die Herzfunktionen bestätigen, erhärtet dies den Verdacht, dass ein übermäßiger Konsum die kardiovaskuläre Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefährdet. Aus den Ergebnissen könnten somit für die Zukunft auch präventive Maßnahmen für den Schutz Minderjähriger abgeleitet werden, hofft Oberhoffer.

Weitere Informationen unter: www.herzstiftung.de/energy-drinks/