Forschung: Sportliche Kinder können sich besser konzentrieren
Dr. Melanie SöchtigDass sich regelmäßige Bewegung positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist kaum von der Hand zu weisen. Doch könnte Sport auch die schulische Leistung von Kindern verbessern?
Wissenschaftler haben jetzt einen Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness, gesundheitsbezogener Lebensqualität und Konzentrationsfähigkeit nachgewiesen.
Die Studie wurde an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München (TUM) durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich 3.285 Mädchen und 3.248 Jungen aus 15 Grundschulen im Berchtesgadener Land.
Bei der Datenerhebung griffen die Forschenden auf international anerkannte und standardisierte, altersgerechte Tests zurück. So haben sie die körperliche Kraft und Ausdauer nach den Kriterien der FitnessGram-Leitlinien bestimmt. Die Konzentrationsfähigkeit wurde mit dem d2-R Test bemessen und die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem KINDL-Fragebogen.
Fit, fröhlich, fokussiert
Tendenziell schnitten Jungen bei den Fitnesstests besser ab, während Mädchen bei den Konzentrations- und Lebensqualitätswerten überlegen waren. Insgesamt kamen die Studienautoren aber zu folgendem Schluss: Je besser die Fitness der Kinder ist, umso leichter fällt es ihnen, sich zu konzentrieren, und umso höher ist auch ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität.
Übergewichtige und fettleibige Kinder erzielten bei allen Tests für die körperliche Fitness signifikant schlechtere Ergebnisse als unter- oder normalgewichtige Kinder. Gerade bei den adipösen Kindern waren auch die Werte für die gesundheitsbezogene Lebensqualität deutlich vermindert. Einbußen hatten sie dabei insbesondere beim körperlichen Wohlbefinden, dem Selbstwertgefühl und dem Wohlbefinden in Freundschaften und Schule.
Fitness als Sprungbrett aufs Gymnasium?
Im Rahmen der Studie konnte eine weitere interessante Beobachtung gemacht werden: „Grundschulkinder mit einer guten körperlichen Fitness und Konzentrationsfähigkeit schaffen eher den Sprung auf das Gymnasium“, so Prof. Renate Oberhoffer-Fritz, Inhaberin des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie und Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der TUM.
„Umso wichtiger ist es, Kinder frühzeitig motorisch zu fördern, weil sich damit auch die Entwicklung der geistigen Fitness positiv beeinflussen lässt.“ Um hierfür flächendeckend ein geeignetes Angebot zu schaffen, sei ein Zusammenwirken von Eltern, Schulen, Gemeinden und Sportvereinen wichtig.
Mit gutem Beispiel voran
„Die Studienergebnisse waren für das Landratsamt Berchtesgadener Land unter anderem auch ein Anlass, seit 2019 allen Erstklässlerinnen und Erstklässlern der Region ein Jahr Mitgliedschaft in einem Sportverein zu schenken“, berichtet der Studienleiter Dr. Thorsten Schulz. „Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie verschiedene Akteure zusammenarbeiten und Kinder zum Sport motivieren und verhelfen können.“