Kopfschmerzen bei Kindern: Woran man sie erkennt und wie man helfen kann
Dr. Melanie SöchtigImmer mehr Kinder leiden unter Kopfschmerzen – und das bereits im Vorschulalter. Doch wie erkennt man das Problem, wenn die kleinen Patienten noch nicht sprechen können? Und was kann man tun, um ihnen zu helfen? Antworten auf diese Fragen liefert die Stiftung Kindergesundheit.
Epidemiologische Studien der letzten Jahre zeigen, dass rund jedes fünfte Kind im Vorschulalter und jedes zweite Kind bis zum Ende der Grundschulzeit schon einmal unangenehme Erfahrungen mit Kopfschmerzen gemacht hat. Das berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme. Besonders bedenklich sei dabei, dass die Kopfschmerzen eines Kindes auch chronisch werden und sich zu einem langanhaltenden, wenn nicht sogar lebenslangen Gesundheitsthema für das Kind entwickeln können.
Diagnose Kopfschmerzen bei Kindern oft schwierig
„Die Diagnose von Kopfschmerzen ist bei jüngeren Kindern nicht einfach“, sagt der Münchner Kinder- und Jugendarzt Prof. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Bei kleinen Kindern, die noch nicht sprechen können, sind Kopfschmerzen nur schwer zu erkennen. Häufige Anzeichen sind Reizbarkeit, Unruhe und Überempfindlichkeit gegen Berührungen. Etwas ältere Kinder drücken die Hände an den Kopf oder vor die Augen und zeigen ein schmerzhaftes, geplagtes Gesicht. Verlässliche Beschreibungen sind erst im Vorschul- und frühen Schulalter zu erwarten“.
Ebenso wie bei Erwachsenen zählen auch bei Kindern die Migräne und der Spannungskopfschmerz zu den häufigsten Formen von primären Kopfschmerzerkrankungen. Dabei kann sich jedoch das Beschwerdebild im Vergleich zum Erwachsenenalter unterscheiden. So sind bei Kindern etwa Migräneattacken kürzer und dauern nur selten länger als zwei Stunden. Ferner sind die Schmerzen meist nicht auf eine Kopfseite beschränkt, sondern können sich über beide Seiten und die Stirn erstrecken.
Gründe für Kopfschmerzen bei Kindern
Neben den primären Kopfschmerzerkrankungen können Kopfschmerzen aber auch die Folge anderer körperlicher Erkrankungen wie fieberhafter Infekte oder Störungen des Blutdrucks sein. Typische Ursachen sind beispielsweise Kieferhöhlen-, Ohr-, Hals- oder Mandelentzündungen sowie eine Gehirnerschütterung. In seltenen Fällen steckt eine Meningitis oder ein Hirntumor hinter den Kopfschmerzen.
Außerdem können Kopfschmerzen auch nach zu viel direkter Sonneneinstrahlung auf den unbedeckten Kopf auftreten oder aufgrund eines Sehfehlers, der zu einer Überanstrengung der Augen führt. Zuletzt kommt auch bei Kindern Stress – beispielsweise aufgrund von Mobbing oder Konflikten – als auslösender Faktor infrage.
Medikamente zurückhaltend einsetzen
Wie bei Erwachsenen gelten auch bei Kindern mit Kopfschmerzen die generellen Empfehlungen, sich mehr im Freien zu bewegen, regelmäßig Sport zu treiben und ausreichend Wasser zu trinken. „Sie sollten außerdem weniger Zeit mit Computerspielen und Fernsehen verbringen und auf geregelte Mahlzeiten und auf ausreichenden Schlaf achten“, so Koletzko. „Die Einhaltung fester Zeiten des Schlafengehens und des Aufwachens und das Vermeiden von Koffein am Nachmittag – also von Cola, Kaffee und Energydrinks – haben sich in Studien als gute Ansätze gegen Kopfweh erwiesen“.
Zur Akut-Behandlung stehen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol zur Verfügung. Acetylsalicylsäure sollte erst ab einem Alter von zwölf Jahren eingesetzt werden. Bei leichten oder mittelschweren Kopfschmerzen vom Spannungstyp kann darüber hinaus eine Pfefferminzöl-Lösung aus der Apotheke Linderung verschaffen, die auf Stirn und Nackenmuskeln aufgetragen wird.
Nichtmedikamentöse Behandlungsoptionen umfassen Entspannungsübungen und Physiotherapie. Helfen kann auch eine Anpassung des Tagesrhythmus sowie reflektierende Gespräche mit dem betroffenen Kind über Dinge, die es belasten oder ihm guttun.