Bayern: Mehr Kaiserschnitt-Geburten - Trendumkehr in der Coronazeit
Marzena SickingIn Bayern kamen vergangenes Jahr 28,9 Prozent der Babys per Kaiserschnitt auf die Welt. Auch im Bund steigt seit Beginn der Corona-Pandemie die Quote der Kaiserschnitt-Geburten an.
„Damit stieg im Freistaat die Kaiserschnitt-Rate das zweite Jahr in Folge an und lag eineinhalb Prozentpunkte höher als 2019″, sagt Christian Bredl, Leiter der Techniker Krankenkasse (TK) in Bayern. Davor, genauer seit 2016, konnte man kontinuierlich einen Rückgang dieser Quote verzeichnen.
Nach der TK-Auswertung, der alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2016 bis 2021 zugrunde liegen, ist Bayern nun wieder auf dem Niveau von 2017.
Bayern liegt im Bundestrend
Wie in Bayern stieg auch im Bund seit Beginn der Corona-Pandemie die Quote der Kaiserschnitt-Geburten um rund eineinhalb Prozentpunkte an. 2021 betrug der Wert bundesweit 29,4 Prozent nach 27,9 Prozent im Jahr 2019.
Welche Auswirkungen die Pandemie auf die Sectio-Quote hat, ist noch unklar. Wie vor der Pandemie gab es in den vergangenen zwei Jahren starke regionale Unterschiede und sowohl steigende als auch sinkende Kaiserschnitt-Quoten in den Bundesländern.
Kaiserschnitt-Kinder haben erhöhtes Risiko für ADHS und Bronchitis
Die Zunahme der Kaiserschnitt-Entbindungen sieht Bredl kritisch: „Ich hoffe, wir können den steigenden Trend brechen und die Quote sinkt in den kommenden Jahren wieder. Das wäre auch zum Vorteil für die Neugeborenen.“ Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben später ein deutlich erhöhtes Krankheitsrisiko. So ist für Kaiserschnitt-Kinder beispielsweise das Risiko in den ersten acht Lebensjahren für ADHS um 16 Prozent und für eine chronische Bronchitis um fast zehn Prozent erhöht.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) legte im Juni 2020 die erste S3-Leitlinie zum Kaiserschnitt vor. Darin gibt es keine Vorgabe zu einer Sectio-Rate. Die Expertenrunde sieht es aber als gesichert an, dass über 15 Prozent Kaiserschnitt-Geburten keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität hat. In Bayern liegt der Wert mit knapp 29 Prozent fast doppelt so hoch.