Wirtschaftsnachrichten für Ärzte | ARZT & WIRTSCHAFT
Allgemeinmedizin

Seit 2023 berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über vermehrte Infektionen mit der Mpox-Variante Klade I in Afrika. Vor allem in der Demokratischen Republik Kongo wurde ein starkes Ansteigen von Klade-Ia-Infektionen beobachtet. Gleichzeitig wurde im Osten des Landes und in verschiedenen Ländern Ostafrikas eine schnelle Ausbreitung der neuen Klade Ib verzeichnet. Die WHO hat daher im August 2024 eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite (PHEIC) ausgerufen. Seither wurden vereinzelte Klade-Ib-Infektionen außerhalb von Afrika nach Exposition in den betroffenen Regionen Afrikas beobachtet. In Deutschland wurden 2024 bisher nur relativ geringe Mpox-Fallzahlen registriert.

"Affenpocken": Was genau ist Mpox?

Mpox, früher bekannt als Affenpocken, ist eine seltene Viruserkrankung, die durch das Mpoxvirus (Monkeypox-Virus) verursacht wird. Das Virus gehört zur Familie der Pockenviren und wird durch engen Kontakt mit infizierten Personen, Tieren oder kontaminierten Gegenständen übertragen. Die Erkrankung äußert sich durch Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellungen und einen typischen Hautausschlag mit Bläschen und Krusten.

2022 hatte es bereits einen globalen Mpox-Ausbruch gegeben. Deshalb hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Empfehlung zur Post-Expositionsprophylaxe (Post-EP) nach Mpoxexposition und eine Indikationsimpfempfehlung zur Prä-EP für Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko ausgesprochen. Damals wurden in Deutschland knapp 3.700 Mpox-Fälle gemeldet, davon allein 420 Mitte Juli auf dem Höhepunkt der Welle in Woche 28. Die hierbei zirkulierenden Viren gehörten zur Klade IIb. Für die Impfung soll ein Pockenimpfstoff der dritten Generation verwendet werden, der eine Kreuzimmunität gegen Mpox auslöst. 

Wegen der 2022 herrschenden Impfstoffknappheit entschieden mehrere betroffene Länder, den verfügbaren Impfstoff zu fraktionieren und dann intradermal eine reduzierte Impfstoffdosis zu verabreichen, um auf diese Weise mehr Personen einen Impfschutz anbieten zu können. Die STIKO schloss sich damals dieser Empfehlung nicht an.

Rückgang der Antikörper-Antwort

In Chicago waren 2023 in einer Serie von 40 Mpox-Fällen 55 Prozent mit zwei Dosen des in Kanada verfügbaren Impfstoffes geimpft und 13 Prozent mit einer Dosis - die meisten von ihnen im Sommer 2022. Eine vermutete Ursache war ein reduzierter Impfschutz durch nachlassende humorale Immunität. Eine aktuelle Untersuchung aus Boston stützt diese These: Bei 45 Erwachsenen, medianes Alter 25 Jahre, gingen die Antikörper-Titer gegen fünf Mpox-Antigene sechs bis zwölf Monate nach Impfung (subkutan oder intradermal) wieder zurück. Bei den 22 Personen, die zwei Impfdosen erhalten hatten, stieg zum Beispiel der Titer gegen das Antigen M1R von 28 auf 112 drei Wochen nach der Impfung an und sank wieder auf 38 nach zwölf Monaten. Bei den 26 Personen mit nur einer Impfdosis lag der Spitzenwert nach drei Wochen bei 45, auch hier mit einem Rückgang auf 33 nach zwölf Monaten. Die Autoren schlussfolgern, dass bei den 2022 geimpften Personen eine Auffrischung des Mpox-Impfschutzes nötig sein könnte.

Wer sollte sich gegen Mpox impfen lassen?

Aufgrund der epidemiologischen Daten von Anfang Juni 2022 wurde die Indikationsimpfung insbesondere Männern empfohlen, die Sex mit Männern haben und häufig den Partner wechseln. Das RKI schätzte die Zahl der Menschen in Deutschland, die aufgrund des Risikos eine Indikation für eine Mpox-Impfung haben, auf etwa 130.000. Auf Basis von Studienergebnissen geht es davon aus, dass eine vorangegangene Pockenimpfung einen Schutz von 85 Prozent gegenüber Mpox vermittelt; vor schweren Krankheitsverläufen sei man noch besser geschützt. Die STIKO empfiehlt Personen, die schon gegen Pocken geimpft sind, nur einmalig mit dem derzeit verfügbaren Impfstoff zu boostern. Die Pockenimpfung war bis in die 1970/1980er-Jahre eine Pflichtimpfung in Deutschland.

Quelle:

u. a. Collier AY et al. JAMA 2024;doi:10.1001/jama.2024.20951