Green Bonds: So bekommen Anleger Klimaschutz und Zinserträge
A&W RedaktionAuch mit grünen Anleihen lässt sich die Welt ein wenig besser machen. Diese Green Bonds eignen sich zudem für konservative Anleger, die ihr Depot mit Zinstiteln stabiler machen wollen, meint Finanzexperte und Gastautor Andreas Enke*.
Von der Grundstruktur her funktionieren Green Bonds genauso wie andere Anleihen. Durch die Ausgabe dieser Wertpapiere verschaffen sich Banken, Unternehmen oder die öffentliche Hand Fremdkapital, für das sie einen Zins entrichten. Dadurch werden die Emittenten der Papiere zu Schuldnern und die Käufer zu Gläubigern.
Die Schuldner sind verpflichtet, die vereinbarten Zinsen zu entrichten und am Ende der Laufzeit das Kapital zurückzuzahlen. Der Unterschied: Bei Green Bonds nutzen die Emittenten das Fremdkapital ausschließlich für Klimaschutz- und Umweltprojekte. Bei anderen Rentenpapieren können sie das Geld frei verwenden.
Worauf muss man bei Green Bonds achten?
Bei der Auswahl von Green Bonds sind insbesondere 5 Punkte zu beachten:
1. Rating des Kreditnehmers: Anleger sollten wissen, wem sie ihr Geld leihen. Um die wirtschaftliche Stärke von Kreditnehmer zu beurteilen, greifen sie auf Ratingagenturen zurück. Diese geben mittels Codes aus den Buchstaben A bis D ihre Einschätzung ab. Es gilt: je höher die Bonität, desto geringer der Zins.
2. Kreditbedingungen: Wie lange ist die Laufzeit der Anleihe? Wann erfolgen die Zinszahlungen und wie ist die Rückzahlung des Kredits geregelt?
3. Kurs der Anleihe beim Kauf: Die wenigsten Anleger erwerben Anleihen schon bei der Emission, sondern erst, wenn sie an der Börse notiert sind. Dann kann deren Kurs über dem Nennwert von 100 liegen, zu dem die Anleihen stets zurückgezahlt werden. Speziell, wenn das Papier bis zum Laufzeitende gehalten werden soll, ist es wichtig, die Anleihe nicht zu teuer – also nicht deutlich über 100 – zu kaufen.
4. Grüner Standard: Inzwischen richten sich viele Emittenten, die grüne Anleihen begeben, nach dem Green-Bonds-Standard der EU. Die Erlöse müssen demnach für bestimmte Zwecke wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und mehr Biodiversität verwendet werden. Zudem gibt es eine jährliche Publizitätspflicht. Last but not least sollte eine dritte Partei prüfen, ob diese Standards erfüllt werden. Wer auf einschlägigen Portalen sucht, kann dort nach Anleihen filtern, die diesen Kriterien genügen.
5. Vorsicht Greenwashing: Dennoch können sich Anleger nicht sicher sein, ob sie tatsächlich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen unterstützen. So begeben zum Beispiel der Automobilkonzern Daimler sowie ein polnischer Mineralöl-Veredler grüne Anleihen. Zweifellos genügen diese Papiere dem Green Bond Standard der EU. Die Anleger können also sicher sein, dass ihr Geld nur für solche Projekte verwendet wird. Jedoch können weder Daimler noch das polnische Unternehmen für sich in Anspruch nehmen, generell nachhaltig zu wirtschaften. Zu behaupten, mit grünen Anleihen würden stets nachhaltige Geschäftsmodelle unterstützt, wäre Greenwashing.
*Der Autor: Andreas Enke ist Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg