Die richtigen Fragen stellen: So klappt es mit der Geldanlage!
A&W RedaktionZur Geldvermehrung hält der Kapitalmarkt viele tausend Produkte bereit. Welche sind die richtigen? Diese Frage stellen sich Anleger zumeist als Erstes. Sie sollten sie aber als eine der letzten stellen. Beim Thema Geldanlage sollte sich jeder zunächst andere Fragen beantworten. Welche das sind, erklärt Finanzexperte Davor Horvat* im folgenden Beitrag.
Viele Anleger haben schon viel Geld verloren, indem sie sich blindlings und kopfüber in den Kapitalmarkt gestürzt haben. Hauptsache etwas, das Zinsen und Rendite zu bringen verspricht. Wer aber Erfolg haben will, in naher oder ferner Zukunft, mit viel oder wenig Risiko, der sollte sich im Vorfeld über vier Bereiche Gedanken machen.
1. Ziele und Risikobereitschaft
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ So lautet das wohl bekannteste Zitat des römischen Philosophen Seneca, an dem sich Anleger knapp 2000 Jahre später immer noch orientieren sollten.
Die richtige Geldanlage wird nur dann funktionieren, wenn sie auf die tatsächlichen Bedarfe und Bedürfnisse (das ist ein Unterschied) des Anlegers abgestimmt ist. Und nur wer seine Ziele mit der Geldanlage kennt, kann im nächsten Schritt seine persönliche Risikobereitschaft darauf abstimmen: Wann soll das Kapital in welcher Höhe bereitstehen?
Liegt das Anlageziel in nicht allzu weiter Ferne, eignet sich dafür kaum eine Anlage mit einem höheren Risiko, wie zum Beispiel Aktien. Steht dagegen der Aufbau der Altersvorsorge als Ziel im Fokus, so kann der Anleger von vornherein ein höheres Risiko fahren. Denn langfristig zahlt sich ein höheres Risiko trotz aller Schwankungen mit höheren Renditen aus.
2. Disziplin zahlt sich aus
Ausdauer und Weitsicht lohnen sich also. Der schnelle Erfolg ist etwas für Zocker. Ein Blick in die Historie zeigt: Am Aktienmarkt sinkt das Risiko von Kursverlusten mit der Länge der Anlagedauer. Erst nach über zwölf Jahren tendiert das Verlustrisiko gegen null, von einzelnen Flops einmal abgesehen.
Auch der Zinseszinseffekt gewinnt erst mit längerer Anlagedauer an Kraft. Den Turbo schaltet er ab einem Anlagehorizont von 20 Jahren ein. Erfolgsinvestor Warren Buffett brachte es auf den Punkt: „Sie müssen nicht schlauer sein als der Rest. Sie müssen disziplinierter sein als der Rest.“
Den schnellen Reichtum hat am Kapitalmarkt kaum einer geschafft. Ein Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren benötigt jeder Anleger, um von seinem Portfolio belohnt zu werden, ganz gleich, in welcher Anlageklasse es investiert ist.
3. Die Anlageklassen bringen die Rendite, nicht die Produkte
Welche Produkte soll ich wählen? Die Frage ist falsch gestellt, denn es kommt nicht auf das Produkt an. Egal, ob das Geld über eine Versicherung, einen Fonds, ein Zertifikat oder andere Produktverpackungen angelegt ist, am Ende der Kette stehen immer die Hauptanlageklassen Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Immobilien.
Nur aus den Anlageklassen kommt letztlich die Rendite oder der Wertzuwachs und nicht aus den Produkten. Diese verursachen meist nur Kosten. Es lohnt sich also nicht, das Anlagekapital auf möglichst viel Produkte zu streuen. Schlauer ist es, sein Geld intelligent (sprich: kostengünstig) auf die wenigen Anlageklassen, zu verteilen.
4. Der Gewinn liegt im Einkauf
Aktien bringen Rendite durch mögliche Kurssteigerungen. Anleihen und Immobilien verschaffen dem Portfolio Stabilität durch regelmäßige Einnahmen. Rohstoffe sind eher etwas für Profis. Investmentvehikel in Form von Fonds, Versicherungen oder anderen Finanzprodukten können manchmal mehr und oft weniger sinnvoll sein. Auf jeden Fall kosten sie immer Geld (beispielsweise für Produkt-Designer, Marketing, Anlagemanagement) – und damit Rendite.
Ziel sollte es also sein, so direkt wie möglich in die jeweilige Anlageklasse zu investieren. Entweder ohne teure Produkt-Hülle oder – wenn es Sinn ergibt – mit möglichst geringen Produktkosten. Die Finanzbranche hält dafür verschiedene Alternativ-Produkte bereit, die ziemlich direkt und kostengünstig in die Märkte investieren. Zum Beispiel die Exchange Traded Funds (ETFs). Zum Schluss noch eine der ältesten Regeln des Wirtschaftens überhaupt: Im Einkauf liegt der Gewinn. Gemeint ist die Reduzierung oder gar Vermeidung von Kosten. Hier liegt der wahre Hebel für eine höhere Rendite. Je geringer die Kosten sind, desto höher wird die Rendite ausfallen.
*Davor Horvat ist Vorstand der Honorarfinanz AG, eines von nur 17 in Deutschland zugelassenen Instituten mit Lizenz zur Honoraranlageberatung nach WpIG, die höchste Klassifizierung von Finanzberatern in Deutschland überhaupt. Kürzlich erschien sein Buch „Finanzprophylaxe – Finanzstrategie für Zahnärzte“.