Anleihen: Mit dem richtigen Mix attraktive Renditen erzielen
A&W RedaktionRentenpapiere bringen nichts außer realem Wertverlust? Das stimmt – teilweise. Denn die Welt der Anleihen ist viel facettenreicher und rentabler, als die meisten denken, sagt <strong>Investmentstratege
Unternehmensanleihen, die unter dem Label „Investment Grade“ geführt werden, bringen in der Tat kaum noch Rendite. Meist trifft das Gegenteil zu. Sehr niedrige Verzinsungen führen nach Abzug der Inflation zum realen Vermögensverlust.
Manche Anleger weichen aus, indem sie sichere Anleihen mit langen Laufzeiten kaufen. Dabei laden sie ein anderes Risiko ins Portfolio. Je länger die Duration eines Bonds, die maßgeblich durch die Laufzeit geprägt wird, desto stärker schlagen Zinserhöhungen ins Kontor – aus unserer Sicht kein sinnvoller Weg! Und ETFs? ETFs auf Corporate Bonds in Euro-Währung haben aktuell eine Effektivverzinsung von lediglich 0,4 Prozent!
Hochzinsanleihen als Alternative
Interessanter sind Hochzinsanleihen, auch High Yield genannt. Diese bieten spürbar mehr Rendite, gehen aber nach Einschätzung der Ratingagenturen mit einem höheren Ausfallrisiko des Emittenten einher. Entscheidend sind dabei Substanz und Wachstumsperspektive des Unternehmens.
Ergibt unser eigener Bilanz-Check, dass ein High Yield Bond besser dasteht als die Agenturen glauben, packen wir diese Papiere schon mal mit einer längeren Laufzeit ins Portfolio. Wird der Bond später von der Agentur hochgestuft – insbesondere, wenn er zum „Investment Grade“ geadelt wird –, winken attraktive Kursgewinne. ETFs auf High-Yield-Bonds in Euro bringen derzeit drei Prozent jährlich.
Höhere Rendite für höheres Risiko
Vor allem Banken und Versicherungen im Euro-Raum geben seit einiger Zeit sogenannte Nachranganleihen aus. Das über diese Anleihen eingenommene Kapital können diese Emittenten zum Teil ihrem Eigenkapital zurechnen, was sie bei Stresstests resilienter macht.
Für das Risiko, nachrangig gegenüber anderen Gläubigern behandelt oder ungefragt zum Aktionär zu werden, erhalten Anleger eine höhere Rendite. Die oftmals komplexen Rahmenbedingungen sollten zuvor intensiv geprüft werden, um spätere Überraschungen zu vermeiden. Die durchschnittliche Rendite in diesem Sektor liegt bei gut zwei bis drei Prozent jährlich.
Wandelanleihen in Aktien umtauschen
Wer Wandelanleihen kauft, hat das Recht, diese Papiere zu einem vorher festgelegten Preis in Aktien des Unternehmens umzutauschen. Als Preis für dieses Recht zahlen die Firmen niedrigere Zinsen als bei anderen Rentenpapieren. Klettert der Kurs über den sogenannten Wandlungspreis, ist es sinnvoll, die Anleihen in Aktien zu tauschen.
Bleibt er darunter, kassiert man wenigstens die Zinsen. Die Käufer spekulieren mit Sicherheitsnetz darauf, dass die Aktienkurse steigen. Bei der Rendite haben Wandelanleihen also unbegrenztes Potenzial. Durch die hohe Korrelation zum Aktienmarkt nehmen sie im Anleihesegment die offensivste Position ein.
*Der Autor: Mirko Kohlbrecher ist Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück